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Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

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Das VIII. Cap.
sem wenn man einen viereckigten Thurm/ so frey
stehet mit Canonen ruiniren will/ soll man solchen
mit Creutz-Schüssen an den Ecken wohl fassen/
weil darinnen des Thurms meiste Force beste-
het/ und nach deren Ruinirung sich leicht von ei-
nander begiebet. Einen runden Thurm muß
man zwischen den Schieß-Löchern angreiffen/
oder in der mitten an einem Fenster gegen einan-
der brechen/ oder solchem mit Circular-Schüssen
unten beschiessen. Einen Thurm/ so halb in der
Ring-Mauer stehet/ muß man zu beiden Seiten
an den Winckeln/ wo der Thurm und die Mau-
ern zusammen stossen/ ergreiffen und fällen/ wie
wohl es langsam daher gehet. Wenn die Be-
lagerte an die Thürme und Mauern grosse
Woll- und Hopffen-Säcke/ mit Heu oder Wolle
angefüllet/ oder Mist und Holtzwerck hängen
und machen solten/ umb hierdurch die Schüsse
an ihren Würckungen zuverhindern/ muß man
nur mit glüenden Kugeln darnach schiessen/ umb
solche so viel möglichen zu verbrennen und anzu-
zünden.

(7.) Frage.
Wie sind die Pallisaden/ höltzerne
Brücken/ und Gallerien Staqveten/ Spa-
nische Reuter/ Geländer und Sturm-
Pfähle mit Canonen am besten
zu ruiniren?
Die

Das VIII. Cap.
ſem wenn man einen viereckigten Thurm/ ſo frey
ſtehet mit Canonen ruiniren will/ ſoll man ſolchen
mit Creutz-Schuͤſſen an den Ecken wohl faſſen/
weil darinnen des Thurms meiſte Force beſte-
het/ und nach deren Ruinirung ſich leicht von ei-
nander begiebet. Einen runden Thurm muß
man zwiſchen den Schieß-Loͤchern angreiffen/
oder in der mitten an einem Fenſter gegen einan-
der brechen/ oder ſolchem mit Circular-Schuͤſſen
unten beſchieſſen. Einen Thurm/ ſo halb in der
Ring-Mauer ſtehet/ muß man zu beiden Seiten
an den Winckeln/ wo der Thurm und die Mau-
ern zuſammen ſtoſſen/ ergreiffen und faͤllen/ wie
wohl es langſam daher gehet. Wenn die Be-
lagerte an die Thuͤrme und Mauern groſſe
Woll- und Hopffen-Saͤcke/ mit Heu oder Wolle
angefuͤllet/ oder Miſt und Holtzwerck haͤngen
und machen ſolten/ umb hierdurch die Schuͤſſe
an ihren Wuͤrckungen zuverhindern/ muß man
nur mit gluͤenden Kugeln darnach ſchieſſen/ umb
ſolche ſo viel moͤglichen zu verbrennen und anzu-
zuͤnden.

(7.) Frage.
Wie ſind die Palliſaden/ hoͤltzerne
Bruͤcken/ und Gallerien Staqveten/ Spa-
niſche Reuter/ Gelaͤnder und Sturm-
Pfaͤhle mit Canonen am beſten
zu ruiniren?
Die
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[604[606]/0642] Das VIII. Cap. ſem wenn man einen viereckigten Thurm/ ſo frey ſtehet mit Canonen ruiniren will/ ſoll man ſolchen mit Creutz-Schuͤſſen an den Ecken wohl faſſen/ weil darinnen des Thurms meiſte Force beſte- het/ und nach deren Ruinirung ſich leicht von ei- nander begiebet. Einen runden Thurm muß man zwiſchen den Schieß-Loͤchern angreiffen/ oder in der mitten an einem Fenſter gegen einan- der brechen/ oder ſolchem mit Circular-Schuͤſſen unten beſchieſſen. Einen Thurm/ ſo halb in der Ring-Mauer ſtehet/ muß man zu beiden Seiten an den Winckeln/ wo der Thurm und die Mau- ern zuſammen ſtoſſen/ ergreiffen und faͤllen/ wie wohl es langſam daher gehet. Wenn die Be- lagerte an die Thuͤrme und Mauern groſſe Woll- und Hopffen-Saͤcke/ mit Heu oder Wolle angefuͤllet/ oder Miſt und Holtzwerck haͤngen und machen ſolten/ umb hierdurch die Schuͤſſe an ihren Wuͤrckungen zuverhindern/ muß man nur mit gluͤenden Kugeln darnach ſchieſſen/ umb ſolche ſo viel moͤglichen zu verbrennen und anzu- zuͤnden. (7.) Frage. Wie ſind die Palliſaden/ hoͤltzerne Bruͤcken/ und Gallerien Staqveten/ Spa- niſche Reuter/ Gelaͤnder und Sturm- Pfaͤhle mit Canonen am beſten zu ruiniren? Die

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Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 604[606]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/642>, abgerufen am 28.03.2024.