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Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

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Horribilicribrifax
kenne mein Geschlecht/ und weis gar wol/ aus
was für einer Art wir kommen. Alsbald ich auff diese
Welt geboren bin/ hab ich auff der Erden herumb
gesprungen/ ich habe meines Vatern Degen von der
Maur herunter gezogen und damit so ritterlich her-
umm geschwermet/ daß ich der Hebammen den Kopff/
und der Kinder-Magd den Leib entzwey gehauen.
Don Diego. Es brennet bey zeiten/ was eine. Nessel wer-
den soll.
Dara. Muth komt vor den Jahren bey wackeren Gemüt-
tern. Einen Chevalieur muß man aus dem
Bart nicht aestimiren. Cet assetz! Last uns her-
ein/ Don Diego, daß man die Trompeten bestelle/
Don Cacciadiavolo, daß man unsre Hochzeit
mit einem Salve verehren lasse!
Don Diego. Es soll geschehen/ Gestrenger Herr! grosser
Gott/ hier ist Zeit gewesen Hochzeit zumachen.
Bey uns ist so viel Schuld/ daß ich nicht weis/ die
Wäscherin vor ein Hembde zusaubern zubezahlen.
Wird die Braut ein grosses Heyrath Gut mit
sich bringen/ so wird es hoch von nöthen seyn:
wo nicht/ so werden wir sämtlich Elend aus Essig
essen/ mit Mangel betreuffen/ und in bittern Wer-
mutt arme Ritter backen.


Der dritte Auffzug.
Bonosus. Palladius.
PAlladius. Es ist nicht anders/ als wie ich erzehlet!
Selenissa achtet weder meines Standes/ noch
seiner Vortreffligkeit. Sie ist mit dem Groß-
sprecher numehr fest. Mich schmertzt nicht mehr/
als daß wir/ wegen der nichts werthen unbedacht-
samen/ solche heimliche Feindschafften und Verbit-
terung-
Horribilicribrifax
kenne mein Geſchlecht/ und weis gar wol/ aus
was fuͤr einer Art wir kom̃en. Alsbald ich auff dieſe
Welt geboren bin/ hab ich auff der Erden herumb
geſprungen/ ich habe meines Vatern Degẽ von der
Maur herunter gezogen uñ damit ſo ritterlich her-
um̃ geſchwermet/ daß ich der Hebam̃en den Kopff/
und der Kinder-Magd den Leib entzwey gehauen.
Don Diego. Es brennet bey zeiten/ was eine. Neſſel wer-
den ſoll.
Dara. Muth komt vor den Jahren bey wackeren Gemuͤt-
tern. Einen Chevalieur muß man aus dem
Bart nicht æſtimiren. Cet aſſetz! Laſt uns her-
ein/ Don Diego, daß man die Trompeten beſtelle/
Don Cacciadiavolo, daß man unſre Hochzeit
mit einem Salve verehren laſſe!
Don Diego. Es ſoll geſchehen/ Geſtrenger Herr! groſſer
Gott/ hier iſt Zeit geweſen Hochzeit zumachen.
Bey uns iſt ſo viel Schuld/ daß ich nicht weis/ die
Waͤſcherin vor ein Hembde zuſaubern zubezahlen.
Wird die Braut ein groſſes Heyrath Gut mit
ſich bringen/ ſo wird es hoch von noͤthen ſeyn:
wo nicht/ ſo werden wir ſaͤmtlich Elend aus Eſſig
eſſen/ mit Mangel betreuffen/ und in bittern Wer-
mutt arme Ritter backen.


Der dritte Auffzug.
Bonoſus. Palladius.
PAlladius. Es iſt nicht anders/ als wie ich erzehlet!
Seleniſſa achtet weder meines Standes/ noch
ſeiner Vortreffligkeit. Sie iſt mit dem Groß-
ſprecher numehr feſt. Mich ſchmertzt nicht mehr/
als daß wir/ wegen der nichts werthen unbedacht-
ſamen/ ſolche heimliche Feindſchafften und Verbit-
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[36/0052] Horribilicribrifax kenne mein Geſchlecht/ und weis gar wol/ aus was fuͤr einer Art wir kom̃en. Alsbald ich auff dieſe Welt geboren bin/ hab ich auff der Erden herumb geſprungen/ ich habe meines Vatern Degẽ von der Maur herunter gezogen uñ damit ſo ritterlich her- um̃ geſchwermet/ daß ich der Hebam̃en den Kopff/ und der Kinder-Magd den Leib entzwey gehauen. Don Diego. Es brennet bey zeiten/ was eine. Neſſel wer- den ſoll. Dara. Muth komt vor den Jahren bey wackeren Gemuͤt- tern. Einen Chevalieur muß man aus dem Bart nicht æſtimiren. Cet aſſetz! Laſt uns her- ein/ Don Diego, daß man die Trompeten beſtelle/ Don Cacciadiavolo, daß man unſre Hochzeit mit einem Salve verehren laſſe! Don Diego. Es ſoll geſchehen/ Geſtrenger Herr! groſſer Gott/ hier iſt Zeit geweſen Hochzeit zumachen. Bey uns iſt ſo viel Schuld/ daß ich nicht weis/ die Waͤſcherin vor ein Hembde zuſaubern zubezahlen. Wird die Braut ein groſſes Heyrath Gut mit ſich bringen/ ſo wird es hoch von noͤthen ſeyn: wo nicht/ ſo werden wir ſaͤmtlich Elend aus Eſſig eſſen/ mit Mangel betreuffen/ und in bittern Wer- mutt arme Ritter backen. Der dritte Auffzug. Bonoſus. Palladius. PAlladius. Es iſt nicht anders/ als wie ich erzehlet! Seleniſſa achtet weder meines Standes/ noch ſeiner Vortreffligkeit. Sie iſt mit dem Groß- ſprecher numehr feſt. Mich ſchmertzt nicht mehr/ als daß wir/ wegen der nichts werthen unbedacht- ſamen/ ſolche heimliche Feindſchafften und Verbit- terung-

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/52>, abgerufen am 28.03.2024.