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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Gerechte Schwestern! gebt!
Gebt eurer Hände Werck!
Erfrischt mit neuer Stärck
Was von Sever noch lebt/
Reicht mir den scharffen Dolch last mich bestürtzten Alten/
Eur Rach-Ambt doch verwalten.

Die Rasereyen.
Nim hin was auff deß Himmels Schluß
Zu ernster Straffe dinen muß.
Severus.
Schaw wie mein Kind durch dich/
Ertz-Mörder unterging/
Als es die Stich empfing/
So wil durch disen Stich
Jch (wie du bist mit Jhm Verräther umbgegangen)
Auch Rach und Ruh erlangen!
Die Geister verschwinden zugleich/ der Käyser erwachet
und gehet traurig ab.
Die Fünffte Abhandelung.
Der Käyserin Cämmerer. Papinianus.
Mein Herr: Die enge Zeit vergönnt an disem Ort/
Bey so verwirrtem Lauff uns leider wenig Wort.
Er siht wohin sein Glantz (O Licht der Welt) verfalle:
Rom zittert über Jhm/ und starrt; wir trauren alle;
Doch eine Seel allein sorgt standhafft noch vor Jhn/
Wir sehen Julien in Jhrem Sohn verblühn:
Sie hat der heisse Schmertz so hefftig nicht gebunden/
Daß Sie ohn Wehmut könt empfinden seine Wunden.
Sie beut Jhm Jhre Recht': Er reich' Jhr seine Hand/
Und rette Sie und sich Jhr beyder Heil und Stand/
Besteh'

PAPINIANUS.
Gerechte Schweſtern! gebt!
Gebt eurer Haͤnde Werck!
Erfriſcht mit neuer Staͤrck
Was von Sever noch lebt/
Reicht mir den ſcharffen Dolch laſt mich beſtuͤrtzten Alten/
Eur Rach-Ambt doch verwalten.

Die Raſereyen.
Nim hin was auff deß Himmels Schluß
Zu ernſter Straffe dinen muß.
Severus.
Schaw wie mein Kind durch dich/
Ertz-Moͤrder unterging/
Als es die Stich empfing/
So wil durch diſen Stich
Jch (wie du biſt mit Jhm Verraͤther umbgegangen)
Auch Rach und Ruh erlangen!
Die Geiſter verſchwinden zugleich/ der Kaͤyſer erwachet
und gehet traurig ab.
Die Fuͤnffte Abhandelung.
Der Kaͤyſerin Caͤmmerer. Papinianus.
Mein Herꝛ: Die enge Zeit vergoͤnnt an diſem Ort/
Bey ſo verwirrtem Lauff uns leider wenig Wort.
Er ſiht wohin ſein Glantz (O Licht der Welt) verfalle:
Rom zittert uͤber Jhm/ und ſtarrt; wir trauren alle;
Doch eine Seel allein ſorgt ſtandhafft noch vor Jhn/
Wir ſehen Julien in Jhrem Sohn verbluͤhn:
Sie hat der heiſſe Schmertz ſo hefftig nicht gebunden/
Daß Sie ohn Wehmut koͤnt empfinden ſeine Wunden.
Sie beut Jhm Jhre Recht’: Er reich’ Jhr ſeine Hand/
Und rette Sie und ſich Jhr beyder Heil und Stand/
Beſteh’
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[0105] PAPINIANUS. Gerechte Schweſtern! gebt! Gebt eurer Haͤnde Werck! Erfriſcht mit neuer Staͤrck Was von Sever noch lebt/ Reicht mir den ſcharffen Dolch laſt mich beſtuͤrtzten Alten/ Eur Rach-Ambt doch verwalten. Die Raſereyen. Nim hin was auff deß Himmels Schluß Zu ernſter Straffe dinen muß. Severus. Schaw wie mein Kind durch dich/ Ertz-Moͤrder unterging/ Als es die Stich empfing/ So wil durch diſen Stich Jch (wie du biſt mit Jhm Verraͤther umbgegangen) Auch Rach und Ruh erlangen! Die Geiſter verſchwinden zugleich/ der Kaͤyſer erwachet und gehet traurig ab. Die Fuͤnffte Abhandelung. Der Kaͤyſerin Caͤmmerer. Papinianus. Mein Herꝛ: Die enge Zeit vergoͤnnt an diſem Ort/ Bey ſo verwirrtem Lauff uns leider wenig Wort. Er ſiht wohin ſein Glantz (O Licht der Welt) verfalle: Rom zittert uͤber Jhm/ und ſtarrt; wir trauren alle; Doch eine Seel allein ſorgt ſtandhafft noch vor Jhn/ Wir ſehen Julien in Jhrem Sohn verbluͤhn: Sie hat der heiſſe Schmertz ſo hefftig nicht gebunden/ Daß Sie ohn Wehmut koͤnt empfinden ſeine Wunden. Sie beut Jhm Jhre Recht’: Er reich’ Jhr ſeine Hand/ Und rette Sie und ſich Jhr beyder Heil und Stand/ Beſteh’

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/105>, abgerufen am 19.04.2024.