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Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

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Antwort auf die vierzigste Betrachtung.

In dieser Betrachtung will der Autor mit einem Exempel beweisen / daß in der Römischen Kirche die rechte Auslegung der Heil. Schrifft anzutreffen sey / welche überein käme mit der Auslegung aller H. Väter / wovon aber nicht allein die Reformirten / sondern auch die Lutheraner abwichen. Das Exempel ist genommen von den Einsetzungs-Worten Christi des H. Abendmahls: Hoc est corpus meum, das ist mein Leib. Allein wenn der Autor die Bücher derer Protestanten / welche aus denen H. Vätern so viele loca wider die Päbstische Auslegungen anführen / fleißiger gelesen hätte / so würde er wohl auf die allgemeine Beystimmung der Väter sich nicht beruffen haben. Hernach so ist es gantz falsch und erdichtet / daß die Papisten die angeführten Worte unsers Heylandes in natürlichen und wahrem Sinne annehmen. Denn der Heyland hat ja niemahls gesaget: Das Brod ist mein Leib / sondern: Hoc est corpus meum, [was ich euch mit dem Brodte unsichtbarlich überreiche] ist mein Leib. Denn auf solche und keine andere Art muß eine propositio ex-

Antwort auf die vierzigste Betrachtung.

In dieser Betrachtung will der Autor mit einem Exempel beweisen / daß in der Römischen Kirche die rechte Auslegung der Heil. Schrifft anzutreffen sey / welche überein käme mit der Auslegung aller H. Väter / wovon aber nicht allein die Reformirten / sondern auch die Lutheraner abwichen. Das Exempel ist genommen von den Einsetzungs-Worten Christi des H. Abendmahls: Hoc est corpus meum, das ist mein Leib. Allein wenn der Autor die Bücher derer Protestanten / welche aus denen H. Vätern so viele loca wider die Päbstische Auslegungen anführen / fleißiger gelesen hätte / so würde er wohl auf die allgemeine Beystim̃ung der Väter sich nicht beruffen haben. Hernach so ist es gantz falsch und erdichtet / daß die Papisten die angeführten Worte unsers Heylandes in natürlichen und wahrem Sinne annehmen. Denn der Heyland hat ja niemahls gesaget: Das Brod ist mein Leib / sondern: Hoc est corpus meum, [was ich euch mit dem Brodte unsichtbarlich überreiche] ist mein Leib. Denn auf solche und keine andere Art muß eine propositio ex-

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[89/0089] Antwort auf die vierzigste Betrachtung. In dieser Betrachtung will der Autor mit einem Exempel beweisen / daß in der Römischen Kirche die rechte Auslegung der Heil. Schrifft anzutreffen sey / welche überein käme mit der Auslegung aller H. Väter / wovon aber nicht allein die Reformirten / sondern auch die Lutheraner abwichen. Das Exempel ist genommen von den Einsetzungs-Worten Christi des H. Abendmahls: Hoc est corpus meum, das ist mein Leib. Allein wenn der Autor die Bücher derer Protestanten / welche aus denen H. Vätern so viele loca wider die Päbstische Auslegungen anführen / fleißiger gelesen hätte / so würde er wohl auf die allgemeine Beystim̃ung der Väter sich nicht beruffen haben. Hernach so ist es gantz falsch und erdichtet / daß die Papisten die angeführten Worte unsers Heylandes in natürlichen und wahrem Sinne annehmen. Denn der Heyland hat ja niemahls gesaget: Das Brod ist mein Leib / sondern: Hoc est corpus meum, [was ich euch mit dem Brodte unsichtbarlich überreiche] ist mein Leib. Denn auf solche und keine andere Art muß eine propositio ex-

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Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/89>, abgerufen am 19.04.2024.