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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und den europäischen insbesondere.
ihre Person, oder wegen des Besitzes andrer halbsouve-
rainer etc. Lande eingehn, iener Souverainetät keineswe-
ges. Man hat Beispiele, daß souveraine Könige bey
andern Nazionen Staats- und Kriegsbedienungen beklei-
det haben. Verschiedene Souveraine in Europa besitzen
zugleich halbsouveraine Lande in Teutschland, als Gros-
britannien, Sardinien, Dänemark, Schweden,
Preussen
, und legen, unbeschadet ihrer Souverainetät,
bey Empfahung der Reichslehen, eben den Eid der
Treue, wie die übrigen Reichsstände ab; denen sie über-
haupt, als Besitzer dieser Lande, völlig gleich zu achten,
ob sie wohl in verschiedenen Stücken einiger Vorrechte
sich angemast, solche zum Theil auch erhalten haben b].
Freilich ist es oft schwer die Eigenschaft zu unterscheiden,
in welcher ein Regent, der souveraine und abhängige
Staaten zugleich besitzt, handelt.

a] Am ang. O. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17.
b] Io. Mart. Pastorii Comm. de praerogativis principum
Imperii regum ex ipsis legibus et constanti gentium
ac Imperii observantia. Basil.
1752. 4.
§. 42.
Garantie der Souverainetät.

Ein Volk, das die Souverainetät einmal rechtmäßig
erlangt hat, kan, ohne Verletzung des Völkerrechts,
von andern Nazionen darin nicht beeinträchtiget werden.
Doch lassen zuweiln Staaten, deren Unabhängigkeit
leicht Gefahr laufen könte, zu desto stärkerer Befestigung
derselben, sich solche von andern Mächten garantiren.
Die Souverainetät der Schweitz ward z. B. von Frank-
reich im Bündnisse von 1777, Art. 4. und die Unab-
hängigkeit der vereinigten nordamerikanischen Staaten
ebenfals von Frankreich in dem Tractat zwischen diesen
beiden Nazionen von 1778, Art. 11. garantirt.

§. 43.

und den europaͤiſchen insbeſondere.
ihre Perſon, oder wegen des Beſitzes andrer halbſouve-
rainer ꝛc. Lande eingehn, iener Souverainetaͤt keineswe-
ges. Man hat Beiſpiele, daß ſouveraine Koͤnige bey
andern Nazionen Staats- und Kriegsbedienungen beklei-
det haben. Verſchiedene Souveraine in Europa beſitzen
zugleich halbſouveraine Lande in Teutſchland, als Gros-
britannien, Sardinien, Daͤnemark, Schweden,
Preuſſen
, und legen, unbeſchadet ihrer Souverainetaͤt,
bey Empfahung der Reichslehen, eben den Eid der
Treue, wie die uͤbrigen Reichsſtaͤnde ab; denen ſie uͤber-
haupt, als Beſitzer dieſer Lande, voͤllig gleich zu achten,
ob ſie wohl in verſchiedenen Stuͤcken einiger Vorrechte
ſich angemaſt, ſolche zum Theil auch erhalten haben b].
Freilich iſt es oft ſchwer die Eigenſchaft zu unterſcheiden,
in welcher ein Regent, der ſouveraine und abhaͤngige
Staaten zugleich beſitzt, handelt.

a] Am ang. O. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17.
b] Io. Mart. Paſtorii Comm. de praerogativis principum
Imperii regum ex ipſis legibus et conſtanti gentium
ac Imperii obſervantia. Baſil.
1752. 4.
§. 42.
Garantie der Souverainetaͤt.

Ein Volk, das die Souverainetaͤt einmal rechtmaͤßig
erlangt hat, kan, ohne Verletzung des Voͤlkerrechts,
von andern Nazionen darin nicht beeintraͤchtiget werden.
Doch laſſen zuweiln Staaten, deren Unabhaͤngigkeit
leicht Gefahr laufen koͤnte, zu deſto ſtaͤrkerer Befeſtigung
derſelben, ſich ſolche von andern Maͤchten garantiren.
Die Souverainetaͤt der Schweitz ward z. B. von Frank-
reich im Buͤndniſſe von 1777, Art. 4. und die Unab-
haͤngigkeit der vereinigten nordamerikaniſchen Staaten
ebenfals von Frankreich in dem Tractat zwiſchen dieſen
beiden Nazionen von 1778, Art. 11. garantirt.

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[143/0169] und den europaͤiſchen insbeſondere. ihre Perſon, oder wegen des Beſitzes andrer halbſouve- rainer ꝛc. Lande eingehn, iener Souverainetaͤt keineswe- ges. Man hat Beiſpiele, daß ſouveraine Koͤnige bey andern Nazionen Staats- und Kriegsbedienungen beklei- det haben. Verſchiedene Souveraine in Europa beſitzen zugleich halbſouveraine Lande in Teutſchland, als Gros- britannien, Sardinien, Daͤnemark, Schweden, Preuſſen, und legen, unbeſchadet ihrer Souverainetaͤt, bey Empfahung der Reichslehen, eben den Eid der Treue, wie die uͤbrigen Reichsſtaͤnde ab; denen ſie uͤber- haupt, als Beſitzer dieſer Lande, voͤllig gleich zu achten, ob ſie wohl in verſchiedenen Stuͤcken einiger Vorrechte ſich angemaſt, ſolche zum Theil auch erhalten haben b]. Freilich iſt es oft ſchwer die Eigenſchaft zu unterſcheiden, in welcher ein Regent, der ſouveraine und abhaͤngige Staaten zugleich beſitzt, handelt. a] Am ang. O. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17. b] Io. Mart. Paſtorii Comm. de praerogativis principum Imperii regum ex ipſis legibus et conſtanti gentium ac Imperii obſervantia. Baſil. 1752. 4. §. 42. Garantie der Souverainetaͤt. Ein Volk, das die Souverainetaͤt einmal rechtmaͤßig erlangt hat, kan, ohne Verletzung des Voͤlkerrechts, von andern Nazionen darin nicht beeintraͤchtiget werden. Doch laſſen zuweiln Staaten, deren Unabhaͤngigkeit leicht Gefahr laufen koͤnte, zu deſto ſtaͤrkerer Befeſtigung derſelben, ſich ſolche von andern Maͤchten garantiren. Die Souverainetaͤt der Schweitz ward z. B. von Frank- reich im Buͤndniſſe von 1777, Art. 4. und die Unab- haͤngigkeit der vereinigten nordamerikaniſchen Staaten ebenfals von Frankreich in dem Tractat zwiſchen dieſen beiden Nazionen von 1778, Art. 11. garantirt. §. 43.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/169>, abgerufen am 28.03.2024.