Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
und dem eingeführten Range der Nazionen.

Wenn übrigens ein gewisser Vorrang Statt finden
müste, und das Alter der Unabhängigkeit einer ieden
Nazion genau angegeben wäre, so würde dieses, der
Billigkeit nach, freilich wohl den natürlichsten Ent-
scheidungsgrund an die Hand geben.

a] Naturalis ordo inter socios hic est, sagt Grotius L. II.
c. V. §. 21. prout quisque in societatem venit. Sic
inter fratres is servatur ordo, ut qui primus natus est,
reliquos praecedat atque ita deinceps, reiectis aliis omni-
bus qualitatibus,
und bezieht sich zum Beweis auf den
Ausspruch der Kaiser Theodos und Valentinian l. I. C. de
consul. quis enim in uno eodemque genere dignitatis
prior eße debuerat nisi qui prior meruit dignitatem?

Man vergl. Roußet Memoires etc. c. VI. p. 58. Vat-
tel
L. II. c. 3. §. 37. Real T. V. c. 4. Sect.
3.
b] Mosers Beiträge zum europ. Völkerrecht in Friedensz.
1. Th. S. 45.
**] Crusius l. c. cap. VI. §. 37. p. 61. Stosch S. 867.
Stiev S. 10-37. geht die vornehmsten Reiche durch und
zeigt ihren wahrscheinlichen Ursprung.
§. 6.
b] Alter des regierenden Hauses.

Bey Behauptung des Ranges unter den Völkern
wird sich nicht selten auch auf das hohe Alter der regie-
renden Familie bezogen. Es hat aber damit eben die
Bewandnis wie mit dem Alter der Nazion. Diese zu-
fällige Eigenschaft und die Vorzüge des regierenden Hau-
ses überhaupt können einer Nazion kein vorzüglicheres
Recht vor der andern geben.

*] Stosch S. 858.
§. 7.
und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen.

Wenn uͤbrigens ein gewiſſer Vorrang Statt finden
muͤſte, und das Alter der Unabhaͤngigkeit einer ieden
Nazion genau angegeben waͤre, ſo wuͤrde dieſes, der
Billigkeit nach, freilich wohl den natuͤrlichſten Ent-
ſcheidungsgrund an die Hand geben.

a] Naturalis ordo inter ſocios hic eſt, ſagt Grotius L. II.
c. V. §. 21. prout quisque in ſocietatem venit. Sic
inter fratres is ſervatur ordo, ut qui primus natus eſt,
reliquos praecedat atque ita deinceps, reiectis aliis omni-
bus qualitatibus,
und bezieht ſich zum Beweis auf den
Ausſpruch der Kaiſer Theodos und Valentinian l. I. C. de
conſul. quis enim in uno eodemque genere dignitatis
prior eße debuerat niſi qui prior meruit dignitatem?

Man vergl. Roußet Memoires etc. c. VI. p. 58. Vat-
tel
L. II. c. 3. §. 37. Real T. V. c. 4. Sect.
3.
b] Moſers Beitraͤge zum europ. Voͤlkerrecht in Friedensz.
1. Th. S. 45.
**] Cruſius l. c. cap. VI. §. 37. p. 61. Stoſch S. 867.
Stiev S. 10-37. geht die vornehmſten Reiche durch und
zeigt ihren wahrſcheinlichen Urſprung.
§. 6.
b] Alter des regierenden Hauſes.

Bey Behauptung des Ranges unter den Voͤlkern
wird ſich nicht ſelten auch auf das hohe Alter der regie-
renden Familie bezogen. Es hat aber damit eben die
Bewandnis wie mit dem Alter der Nazion. Dieſe zu-
faͤllige Eigenſchaft und die Vorzuͤge des regierenden Hau-
ſes uͤberhaupt koͤnnen einer Nazion kein vorzuͤglicheres
Recht vor der andern geben.

*] Stoſch S. 858.
§. 7.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0231" n="205"/>
            <fw place="top" type="header">und dem eingefu&#x0364;hrten Range der Nazionen.</fw><lb/>
            <p>Wenn u&#x0364;brigens ein gewi&#x017F;&#x017F;er Vorrang Statt finden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te, und das Alter der Unabha&#x0364;ngigkeit einer ieden<lb/>
Nazion genau angegeben wa&#x0364;re, &#x017F;o wu&#x0364;rde die&#x017F;es, der<lb/><hi rendition="#fr">Billigkeit</hi> nach, freilich wohl den natu&#x0364;rlich&#x017F;ten Ent-<lb/>
&#x017F;cheidungsgrund an die Hand geben.</p><lb/>
            <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq">Naturalis ordo inter &#x017F;ocios hic e&#x017F;t,</hi> &#x017F;agt Grotius <hi rendition="#aq">L. II.<lb/>
c. V. §. 21. prout quisque in &#x017F;ocietatem venit. Sic<lb/>
inter fratres is &#x017F;ervatur ordo, ut qui primus natus e&#x017F;t,<lb/>
reliquos praecedat atque ita deinceps, reiectis aliis omni-<lb/>
bus qualitatibus,</hi> und bezieht &#x017F;ich zum Beweis auf den<lb/>
Aus&#x017F;pruch der Kai&#x017F;er Theodos und Valentinian <hi rendition="#aq">l. I. C. de<lb/>
con&#x017F;ul. quis enim in uno eodemque genere dignitatis<lb/>
prior eße debuerat ni&#x017F;i qui prior meruit dignitatem?</hi><lb/>
Man vergl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roußet</hi> Memoires etc. c. VI. p. 58. <hi rendition="#i">Vat-<lb/>
tel</hi> L. II. c. 3. §. 37. <hi rendition="#i">Real</hi> T. V. c. 4. Sect.</hi> 3.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]"><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Beitra&#x0364;ge zum europ. Vo&#x0364;lkerrecht in Friedensz.<lb/>
1. Th. S. 45.</note><lb/>
            <note place="end" n="**]"><hi rendition="#aq">Cru&#x017F;ius l. c. cap. VI. §. 37. p.</hi> 61. <hi rendition="#fr">Sto&#x017F;ch</hi> S. 867.<lb/><hi rendition="#fr">Stiev</hi> S. 10-37. geht die vornehm&#x017F;ten Reiche durch und<lb/>
zeigt ihren wahr&#x017F;cheinlichen Ur&#x017F;prung.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.<lb/><hi rendition="#aq">b]</hi> <hi rendition="#g">Alter des regierenden Hau&#x017F;es</hi>.</head><lb/>
            <p>Bey Behauptung des Ranges unter den Vo&#x0364;lkern<lb/>
wird &#x017F;ich nicht &#x017F;elten auch auf das hohe Alter der regie-<lb/>
renden Familie bezogen. Es hat aber damit eben die<lb/>
Bewandnis wie mit dem Alter der Nazion. Die&#x017F;e zu-<lb/>
fa&#x0364;llige Eigen&#x017F;chaft und die Vorzu&#x0364;ge des regierenden Hau-<lb/>
&#x017F;es u&#x0364;berhaupt ko&#x0364;nnen einer Nazion kein vorzu&#x0364;glicheres<lb/>
Recht vor der andern geben.</p><lb/>
            <note place="end" n="*]"><hi rendition="#fr">Sto&#x017F;ch</hi> S. 858.</note>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 7.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0231] und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen. Wenn uͤbrigens ein gewiſſer Vorrang Statt finden muͤſte, und das Alter der Unabhaͤngigkeit einer ieden Nazion genau angegeben waͤre, ſo wuͤrde dieſes, der Billigkeit nach, freilich wohl den natuͤrlichſten Ent- ſcheidungsgrund an die Hand geben. a] Naturalis ordo inter ſocios hic eſt, ſagt Grotius L. II. c. V. §. 21. prout quisque in ſocietatem venit. Sic inter fratres is ſervatur ordo, ut qui primus natus eſt, reliquos praecedat atque ita deinceps, reiectis aliis omni- bus qualitatibus, und bezieht ſich zum Beweis auf den Ausſpruch der Kaiſer Theodos und Valentinian l. I. C. de conſul. quis enim in uno eodemque genere dignitatis prior eße debuerat niſi qui prior meruit dignitatem? Man vergl. Roußet Memoires etc. c. VI. p. 58. Vat- tel L. II. c. 3. §. 37. Real T. V. c. 4. Sect. 3. b] Moſers Beitraͤge zum europ. Voͤlkerrecht in Friedensz. 1. Th. S. 45. **] Cruſius l. c. cap. VI. §. 37. p. 61. Stoſch S. 867. Stiev S. 10-37. geht die vornehmſten Reiche durch und zeigt ihren wahrſcheinlichen Urſprung. §. 6. b] Alter des regierenden Hauſes. Bey Behauptung des Ranges unter den Voͤlkern wird ſich nicht ſelten auch auf das hohe Alter der regie- renden Familie bezogen. Es hat aber damit eben die Bewandnis wie mit dem Alter der Nazion. Dieſe zu- faͤllige Eigenſchaft und die Vorzuͤge des regierenden Hau- ſes uͤberhaupt koͤnnen einer Nazion kein vorzuͤglicheres Recht vor der andern geben. *] Stoſch S. 858. §. 7.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/231
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/231>, abgerufen am 19.04.2024.