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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und dem eingeführten Range der Nazionen.
a] Henr. Cocceji diss. de praecedentia 1681. 4.
b] Daselbst heißt es §. 196. -- und seynd wir des gnädig-
sten Erbietens, nach Befindung eines jeden Gerechtigkeit,
sie wegen solcher Irrung der Session auf ziemliche leidliche
Weg zu vereinigen und zu vertragen, oder sonsten nach
Billigkeit der Sachen zu entscheiden.
c] Im Tractat von den kaiserlichen Regierungsrechten und
Pflichten, S. 13.
d] Im nachbarlichen Staatsrecht, S. 13.
e] Fabers Staatskanzley 23. Th. S. 602-639.
*] Man sehe übrigens: Chr. Godofr. Hoffmann diss. de
fundamento decidendi controversias de praecedentia
inter liberas gentes, Lips.
1721. 4.
§. 49.
Benehmen dritter Mächte dabey.

Ein Souverain ist allerdings Herr in seinem Lande,
und kann daher einem fremden Volke und dessen Reprä-
sentanten an seinem Hofe einen Rang anweisen, welchen
er will. Wenn aber zwey bey ihm zusammentreffen,
deren Rang durch Verträge oder Herkommen entschieden
ist, so würde es eine offenbare Beleidigung seyn, wenn
er diese Ordnung zum Nachtheil des einen umändern,
oder zwischen Streitigen einem geradezu den Vorrang
bey sich zuerkennen wolte. Er ist zwar Herr in seinem
Lande, aber keinesweges Richter über die Streitigkeiten
von ihm unabhängiger Mächte; wozu er sich doch auf-
werfen würde, wenn er dem einen Theile den Rang ein-
räumte a].

Will also ein Hof sich nicht Repressalien in ähnlichen
Fällen zuziehn, so muß er neutral bleiben, und sich in
dergleichen Streitigkeiten gar nicht mischen. Jedoch
steht ihm frey, solche Maasregeln zu nehmen, wodurch

den
und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen.
a] Henr. Cocceji diſs. de praecedentia 1681. 4.
b] Daſelbſt heißt es §. 196. — und ſeynd wir des gnaͤdig-
ſten Erbietens, nach Befindung eines jeden Gerechtigkeit,
ſie wegen ſolcher Irrung der Seſſion auf ziemliche leidliche
Weg zu vereinigen und zu vertragen, oder ſonſten nach
Billigkeit der Sachen zu entſcheiden.
c] Im Tractat von den kaiſerlichen Regierungsrechten und
Pflichten, S. 13.
d] Im nachbarlichen Staatsrecht, S. 13.
e] Fabers Staatskanzley 23. Th. S. 602-639.
*] Man ſehe uͤbrigens: Chr. Godofr. Hoffmann diſs. de
fundamento decidendi controverſias de praecedentia
inter liberas gentes, Lipſ.
1721. 4.
§. 49.
Benehmen dritter Maͤchte dabey.

Ein Souverain iſt allerdings Herr in ſeinem Lande,
und kann daher einem fremden Volke und deſſen Repraͤ-
ſentanten an ſeinem Hofe einen Rang anweiſen, welchen
er will. Wenn aber zwey bey ihm zuſammentreffen,
deren Rang durch Vertraͤge oder Herkommen entſchieden
iſt, ſo wuͤrde es eine offenbare Beleidigung ſeyn, wenn
er dieſe Ordnung zum Nachtheil des einen umaͤndern,
oder zwiſchen Streitigen einem geradezu den Vorrang
bey ſich zuerkennen wolte. Er iſt zwar Herr in ſeinem
Lande, aber keinesweges Richter uͤber die Streitigkeiten
von ihm unabhaͤngiger Maͤchte; wozu er ſich doch auf-
werfen wuͤrde, wenn er dem einen Theile den Rang ein-
raͤumte a].

Will alſo ein Hof ſich nicht Repreſſalien in aͤhnlichen
Faͤllen zuziehn, ſo muß er neutral bleiben, und ſich in
dergleichen Streitigkeiten gar nicht miſchen. Jedoch
ſteht ihm frey, ſolche Maasregeln zu nehmen, wodurch

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[269/0295] und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen. a] Henr. Cocceji diſs. de praecedentia 1681. 4. b] Daſelbſt heißt es §. 196. — und ſeynd wir des gnaͤdig- ſten Erbietens, nach Befindung eines jeden Gerechtigkeit, ſie wegen ſolcher Irrung der Seſſion auf ziemliche leidliche Weg zu vereinigen und zu vertragen, oder ſonſten nach Billigkeit der Sachen zu entſcheiden. c] Im Tractat von den kaiſerlichen Regierungsrechten und Pflichten, S. 13. d] Im nachbarlichen Staatsrecht, S. 13. e] Fabers Staatskanzley 23. Th. S. 602-639. *] Man ſehe uͤbrigens: Chr. Godofr. Hoffmann diſs. de fundamento decidendi controverſias de praecedentia inter liberas gentes, Lipſ. 1721. 4. §. 49. Benehmen dritter Maͤchte dabey. Ein Souverain iſt allerdings Herr in ſeinem Lande, und kann daher einem fremden Volke und deſſen Repraͤ- ſentanten an ſeinem Hofe einen Rang anweiſen, welchen er will. Wenn aber zwey bey ihm zuſammentreffen, deren Rang durch Vertraͤge oder Herkommen entſchieden iſt, ſo wuͤrde es eine offenbare Beleidigung ſeyn, wenn er dieſe Ordnung zum Nachtheil des einen umaͤndern, oder zwiſchen Streitigen einem geradezu den Vorrang bey ſich zuerkennen wolte. Er iſt zwar Herr in ſeinem Lande, aber keinesweges Richter uͤber die Streitigkeiten von ihm unabhaͤngiger Maͤchte; wozu er ſich doch auf- werfen wuͤrde, wenn er dem einen Theile den Rang ein- raͤumte a]. Will alſo ein Hof ſich nicht Repreſſalien in aͤhnlichen Faͤllen zuziehn, ſo muß er neutral bleiben, und ſich in dergleichen Streitigkeiten gar nicht miſchen. Jedoch ſteht ihm frey, ſolche Maasregeln zu nehmen, wodurch den

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/295>, abgerufen am 20.04.2024.