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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und den europäischen insbesondere.
andere Schenkungen, zum Theil auch gewaltsame Erwerb-
ungen, besonders zu Zeiten der Kreuzzüge. Rom
ward erst von Innocenz III. 1393 völlig unteriocht.
Im zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert
gingen viele Besitzungen verlohren, doch wurden sie
nachher meistens wieder zusammengebracht; besonders
unter dem kriegerischen Papst Julius II. der dem Kir-
chenstaate gröstenteils seinen heutigen Umfang und seine
Bestimmung gab.

*] Della origine del dominio et della souvranita de Roma-
ni Pontefici sopra gli stati loro temporalmente soggetti,
Dißertazione di F. G. A. Orsi dell' ordine di Predica-
tori, in Roma
1742. 12.
§. 15.
Venedig

War zu der Römer Zeiten unter dem Namen Vene-
tien
bekant, und gehörte ehemals zum abendländischen
Kaiserthum. Bey dem Umsturz dieses Reichs durch die
Vandalen, Heruler und Ostgothen, suchten die Vene-
ter, gegen das Ende des fünften Jahrhunderts sich von
aller Unterwürfigkeit loszumachen, und es glückte ihnen
auch, ihre völlige Freiheit zu erlangen, und unter man-
cherley Veränderungen bis itzt zu erhalten. Die Ober-
häupter dieses Freistaats hiessen bis ins siebente Jahr-
hundert Tribunen: allein die zwischen ihnen und dem
Volke entstandenen Uneinigkeiten veranlaßten 697 die
Wahl eines algemeinen Oberhaupts unter der Benen-
nung des Doge oder Herzogs, dem die Tribunen auf den
einzelnen Inseln untergeordnet wurden. Im Jahr 1172
kam noch eine Versammlung von Nobili dazu. Durch
diese und mehrere nachherige Revolutionen erhielt endlich
Venedig, besonders unter dem Herzog Peter Gradeni-

go
G

und den europaͤiſchen insbeſondere.
andere Schenkungen, zum Theil auch gewaltſame Erwerb-
ungen, beſonders zu Zeiten der Kreuzzuͤge. Rom
ward erſt von Innocenz III. 1393 voͤllig unteriocht.
Im zwoͤlften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert
gingen viele Beſitzungen verlohren, doch wurden ſie
nachher meiſtens wieder zuſammengebracht; beſonders
unter dem kriegeriſchen Papſt Julius II. der dem Kir-
chenſtaate groͤſtenteils ſeinen heutigen Umfang und ſeine
Beſtimmung gab.

*] Della origine del dominio et della ſouvranità de Roma-
ni Pontefici ſopra gli ſtati loro temporalmente ſoggetti,
Dißertazione di F. G. A. Orſi dell’ ordine di Predica-
tori, in Roma
1742. 12.
§. 15.
Venedig

War zu der Roͤmer Zeiten unter dem Namen Vene-
tien
bekant, und gehoͤrte ehemals zum abendlaͤndiſchen
Kaiſerthum. Bey dem Umſturz dieſes Reichs durch die
Vandalen, Heruler und Oſtgothen, ſuchten die Vene-
ter, gegen das Ende des fuͤnften Jahrhunderts ſich von
aller Unterwuͤrfigkeit loszumachen, und es gluͤckte ihnen
auch, ihre voͤllige Freiheit zu erlangen, und unter man-
cherley Veraͤnderungen bis itzt zu erhalten. Die Ober-
haͤupter dieſes Freiſtaats hieſſen bis ins ſiebente Jahr-
hundert Tribunen: allein die zwiſchen ihnen und dem
Volke entſtandenen Uneinigkeiten veranlaßten 697 die
Wahl eines algemeinen Oberhaupts unter der Benen-
nung des Doge oder Herzogs, dem die Tribunen auf den
einzelnen Inſeln untergeordnet wurden. Im Jahr 1172
kam noch eine Verſammlung von Nobili dazu. Durch
dieſe und mehrere nachherige Revolutionen erhielt endlich
Venedig, beſonders unter dem Herzog Peter Gradeni-

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[97/0123] und den europaͤiſchen insbeſondere. andere Schenkungen, zum Theil auch gewaltſame Erwerb- ungen, beſonders zu Zeiten der Kreuzzuͤge. Rom ward erſt von Innocenz III. 1393 voͤllig unteriocht. Im zwoͤlften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert gingen viele Beſitzungen verlohren, doch wurden ſie nachher meiſtens wieder zuſammengebracht; beſonders unter dem kriegeriſchen Papſt Julius II. der dem Kir- chenſtaate groͤſtenteils ſeinen heutigen Umfang und ſeine Beſtimmung gab. *] Della origine del dominio et della ſouvranità de Roma- ni Pontefici ſopra gli ſtati loro temporalmente ſoggetti, Dißertazione di F. G. A. Orſi dell’ ordine di Predica- tori, in Roma 1742. 12. §. 15. Venedig War zu der Roͤmer Zeiten unter dem Namen Vene- tien bekant, und gehoͤrte ehemals zum abendlaͤndiſchen Kaiſerthum. Bey dem Umſturz dieſes Reichs durch die Vandalen, Heruler und Oſtgothen, ſuchten die Vene- ter, gegen das Ende des fuͤnften Jahrhunderts ſich von aller Unterwuͤrfigkeit loszumachen, und es gluͤckte ihnen auch, ihre voͤllige Freiheit zu erlangen, und unter man- cherley Veraͤnderungen bis itzt zu erhalten. Die Ober- haͤupter dieſes Freiſtaats hieſſen bis ins ſiebente Jahr- hundert Tribunen: allein die zwiſchen ihnen und dem Volke entſtandenen Uneinigkeiten veranlaßten 697 die Wahl eines algemeinen Oberhaupts unter der Benen- nung des Doge oder Herzogs, dem die Tribunen auf den einzelnen Inſeln untergeordnet wurden. Im Jahr 1172 kam noch eine Verſammlung von Nobili dazu. Durch dieſe und mehrere nachherige Revolutionen erhielt endlich Venedig, beſonders unter dem Herzog Peter Gradeni- go G

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/123>, abgerufen am 29.03.2024.