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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der Freiheit der Nazionen, ihre
a] Schweden ließ nach Endigung des Reichstags 1748 allen
fremden Ministern erklären, daß die daselbst abgefaßten
Schlüsse nur dahin abzweckten, die mit ihren Höfen pfle-
gende Freundschaft und das gute Einverständnis ohnver-
brüchlich zu beobachten: und bey der großen Veränderung
im dänischen Ministerio 1770 schickte der König einen
General-Adjutanten mit einem Schreiben nach Petersburg,
worinn er die Kaiserin von Rußland versicherte: daß diese
Veränderung nicht nur keinen Einfluß auf die zwischen den
beyden Höfen bestehende Freundschaft haben, sondern solche
im Gegentheil noch mehr befestigen würde. Mosers Ver-
such 6. Th. S. 407. u. 408.
b] Mosers Versuch am a. O. S. 402. Dänemark äusserte
in der oben §. 19. Not. d. angeführten Vorstellung gegen
Rußland 1726 unter andern: Die vorige Allianz zwischen
Dänemark und Rußland von 1709 gebe zwar dem König
große Ursach, von der Czaarin alle Proben der Freund-
schaft zu erwarten, weil sie ihm aber von der ausserordent-
lichen Ausrüstung der Kriegsschiffe etc., von dem Marsch
unterschiedener Regimenter, und von den andern vielen
Präparatorien, auch was sie dazu bewegt, noch keine
Nachricht mitgeteilt habe, wie doch zwischen Nach-
barn, die in Freundschaft leben wollen, gebräuch-
lich, und Alliirte unter einander schuldig seyn etc.
Allein Rußland beschuldigte Dänemark hingegen ebenfals,
daß es eine Escadre von Kriegsschiffen -- mit der engli-
schen vereinigt habe, ohne Rußland vorher die geringste
Nachricht davon zu geben, welches doch nach aller
Vernunft und Gewohnheit billig hätte geschehen
sollen, um nicht eben sowohl, wie die englische Escadre
vor feindlich angesehen zu werden. Fr. C. v. Moser am
a. O. S. 301. u. 303.
Als 1751 Schweden 8000 Mann nach Finland mar-
schiren ließ, geschah dem russischen Minister zu Stockholm

Von der Freiheit der Nazionen, ihre
a] Schweden ließ nach Endigung des Reichstags 1748 allen
fremden Miniſtern erklaͤren, daß die daſelbſt abgefaßten
Schluͤſſe nur dahin abzweckten, die mit ihren Hoͤfen pfle-
gende Freundſchaft und das gute Einverſtaͤndnis ohnver-
bruͤchlich zu beobachten: und bey der großen Veraͤnderung
im daͤniſchen Miniſterio 1770 ſchickte der Koͤnig einen
General-Adjutanten mit einem Schreiben nach Petersburg,
worinn er die Kaiſerin von Rußland verſicherte: daß dieſe
Veraͤnderung nicht nur keinen Einfluß auf die zwiſchen den
beyden Hoͤfen beſtehende Freundſchaft haben, ſondern ſolche
im Gegentheil noch mehr befeſtigen wuͤrde. Moſers Ver-
ſuch 6. Th. S. 407. u. 408.
b] Moſers Verſuch am a. O. S. 402. Daͤnemark aͤuſſerte
in der oben §. 19. Not. d. angefuͤhrten Vorſtellung gegen
Rußland 1726 unter andern: Die vorige Allianz zwiſchen
Daͤnemark und Rußland von 1709 gebe zwar dem Koͤnig
große Urſach, von der Czaarin alle Proben der Freund-
ſchaft zu erwarten, weil ſie ihm aber von der auſſerordent-
lichen Ausruͤſtung der Kriegsſchiffe ꝛc., von dem Marſch
unterſchiedener Regimenter, und von den andern vielen
Praͤparatorien, auch was ſie dazu bewegt, noch keine
Nachricht mitgeteilt habe, wie doch zwiſchen Nach-
barn, die in Freundſchaft leben wollen, gebraͤuch-
lich, und Alliirte unter einander ſchuldig ſeyn ꝛc.
Allein Rußland beſchuldigte Daͤnemark hingegen ebenfals,
daß es eine Eſcadre von Kriegsſchiffen — mit der engli-
ſchen vereinigt habe, ohne Rußland vorher die geringſte
Nachricht davon zu geben, welches doch nach aller
Vernunft und Gewohnheit billig haͤtte geſchehen
ſollen, um nicht eben ſowohl, wie die engliſche Eſcadre
vor feindlich angeſehen zu werden. Fr. C. v. Moſer am
a. O. S. 301. u. 303.
Als 1751 Schweden 8000 Mann nach Finland mar-
ſchiren ließ, geſchah dem ruſſiſchen Miniſter zu Stockholm

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[304/0330] Von der Freiheit der Nazionen, ihre a] Schweden ließ nach Endigung des Reichstags 1748 allen fremden Miniſtern erklaͤren, daß die daſelbſt abgefaßten Schluͤſſe nur dahin abzweckten, die mit ihren Hoͤfen pfle- gende Freundſchaft und das gute Einverſtaͤndnis ohnver- bruͤchlich zu beobachten: und bey der großen Veraͤnderung im daͤniſchen Miniſterio 1770 ſchickte der Koͤnig einen General-Adjutanten mit einem Schreiben nach Petersburg, worinn er die Kaiſerin von Rußland verſicherte: daß dieſe Veraͤnderung nicht nur keinen Einfluß auf die zwiſchen den beyden Hoͤfen beſtehende Freundſchaft haben, ſondern ſolche im Gegentheil noch mehr befeſtigen wuͤrde. Moſers Ver- ſuch 6. Th. S. 407. u. 408. b] Moſers Verſuch am a. O. S. 402. Daͤnemark aͤuſſerte in der oben §. 19. Not. d. angefuͤhrten Vorſtellung gegen Rußland 1726 unter andern: Die vorige Allianz zwiſchen Daͤnemark und Rußland von 1709 gebe zwar dem Koͤnig große Urſach, von der Czaarin alle Proben der Freund- ſchaft zu erwarten, weil ſie ihm aber von der auſſerordent- lichen Ausruͤſtung der Kriegsſchiffe ꝛc., von dem Marſch unterſchiedener Regimenter, und von den andern vielen Praͤparatorien, auch was ſie dazu bewegt, noch keine Nachricht mitgeteilt habe, wie doch zwiſchen Nach- barn, die in Freundſchaft leben wollen, gebraͤuch- lich, und Alliirte unter einander ſchuldig ſeyn ꝛc. Allein Rußland beſchuldigte Daͤnemark hingegen ebenfals, daß es eine Eſcadre von Kriegsſchiffen — mit der engli- ſchen vereinigt habe, ohne Rußland vorher die geringſte Nachricht davon zu geben, welches doch nach aller Vernunft und Gewohnheit billig haͤtte geſchehen ſollen, um nicht eben ſowohl, wie die engliſche Eſcadre vor feindlich angeſehen zu werden. Fr. C. v. Moſer am a. O. S. 301. u. 303. Als 1751 Schweden 8000 Mann nach Finland mar- ſchiren ließ, geſchah dem ruſſiſchen Miniſter zu Stockholm die

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/330>, abgerufen am 29.03.2024.