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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von dem Völkerrechte überhaupt,
bedienten und, wo möglich, durch eigne Erfahrung zu
erwerben bemüht seyn muß.

*] Die hier einschlagenden Schriften findet man in den histo-
rischen Bibliotheken aufgezeichnet, unter andern in
Georg. Wilh. Zapfs Litteratur der alten und neuen Ge-
schichte. Lemgo 1781. 8.
Burc. Gotth. Struvii Bibliotheca historica aucta a Chr.
Gottl. Budero noviß. edita a Io. Georg. Meuselio
Lips. 1782. seqq.
8.
§. 24.
Teutsches Völkerrecht.

Teutschland als ein einiger Staatskörper, gehört
ohnstreitig unter die Zahl der übrigen europäischen Mäch-
te, und genießt daher mit ihnen gleiche, zuweilen noch
vorzüglichere Rechte. Bekantlich ist es aber auch ein
Reich, das aus mehreren besondern, iedoch einer gemein-
schaftlichen höhern Gewalt untergeordneten Staaten be-
steht, die, ihrer Reichsverbindung unnachtheilig, ver-
möge der Reichsgrundgesetze und des Herkommens grö-
stenteils dieienigen Gerechtsame ausüben, welche andern
freien Völkern zustehn. Die meisten Verbindungen der
teutschen Reichsstände mit auswärtigen Mächten, viele
der Reichsstände unter sich und nicht wenige mit dem
Kaiser und Reich müssen daher aus den Grundsätzen des
europäischen Völkerrechts beurteilt werden. Dieses auf
die teutschen Reichsstände angewandte Völkerrecht kan
man füglich das teutsche Völkerrecht nennen.

*] Dan. Nettelbladt von dem rechten Gebrauche des na-
türlichen und gemeinen europäischen Völkerrechts in der
besondern europäischen Völkerrechtsgelahrheit der teutschen
Nazion; in dessen Erörterung einiger einzelnen Lehren des
teutschen Staatsrechts n. 3. ingleichen dessen Abhandlung

Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt,
bedienten und, wo moͤglich, durch eigne Erfahrung zu
erwerben bemuͤht ſeyn muß.

*] Die hier einſchlagenden Schriften findet man in den hiſto-
riſchen Bibliotheken aufgezeichnet, unter andern in
Georg. Wilh. Zapfs Litteratur der alten und neuen Ge-
ſchichte. Lemgo 1781. 8.
Burc. Gotth. Struvii Bibliotheca hiſtorica aucta a Chr.
Gottl. Budero noviß. edita a Io. Georg. Meuſelio
Lipſ. 1782. ſeqq.
8.
§. 24.
Teutſches Voͤlkerrecht.

Teutſchland als ein einiger Staatskoͤrper, gehoͤrt
ohnſtreitig unter die Zahl der uͤbrigen europaͤiſchen Maͤch-
te, und genießt daher mit ihnen gleiche, zuweilen noch
vorzuͤglichere Rechte. Bekantlich iſt es aber auch ein
Reich, das aus mehreren beſondern, iedoch einer gemein-
ſchaftlichen hoͤhern Gewalt untergeordneten Staaten be-
ſteht, die, ihrer Reichsverbindung unnachtheilig, ver-
moͤge der Reichsgrundgeſetze und des Herkommens groͤ-
ſtenteils dieienigen Gerechtſame ausuͤben, welche andern
freien Voͤlkern zuſtehn. Die meiſten Verbindungen der
teutſchen Reichsſtaͤnde mit auswaͤrtigen Maͤchten, viele
der Reichsſtaͤnde unter ſich und nicht wenige mit dem
Kaiſer und Reich muͤſſen daher aus den Grundſaͤtzen des
europaͤiſchen Voͤlkerrechts beurteilt werden. Dieſes auf
die teutſchen Reichsſtaͤnde angewandte Voͤlkerrecht kan
man fuͤglich das teutſche Voͤlkerrecht nennen.

*] Dan. Nettelbladt von dem rechten Gebrauche des na-
tuͤrlichen und gemeinen europaͤiſchen Voͤlkerrechts in der
beſondern europaͤiſchen Voͤlkerrechtsgelahrheit der teutſchen
Nazion; in deſſen Eroͤrterung einiger einzelnen Lehren des
teutſchen Staatsrechts n. 3. ingleichen deſſen Abhandlung
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[38/0064] Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt, bedienten und, wo moͤglich, durch eigne Erfahrung zu erwerben bemuͤht ſeyn muß. *] Die hier einſchlagenden Schriften findet man in den hiſto- riſchen Bibliotheken aufgezeichnet, unter andern in Georg. Wilh. Zapfs Litteratur der alten und neuen Ge- ſchichte. Lemgo 1781. 8. Burc. Gotth. Struvii Bibliotheca hiſtorica aucta a Chr. Gottl. Budero noviß. edita a Io. Georg. Meuſelio Lipſ. 1782. ſeqq. 8. §. 24. Teutſches Voͤlkerrecht. Teutſchland als ein einiger Staatskoͤrper, gehoͤrt ohnſtreitig unter die Zahl der uͤbrigen europaͤiſchen Maͤch- te, und genießt daher mit ihnen gleiche, zuweilen noch vorzuͤglichere Rechte. Bekantlich iſt es aber auch ein Reich, das aus mehreren beſondern, iedoch einer gemein- ſchaftlichen hoͤhern Gewalt untergeordneten Staaten be- ſteht, die, ihrer Reichsverbindung unnachtheilig, ver- moͤge der Reichsgrundgeſetze und des Herkommens groͤ- ſtenteils dieienigen Gerechtſame ausuͤben, welche andern freien Voͤlkern zuſtehn. Die meiſten Verbindungen der teutſchen Reichsſtaͤnde mit auswaͤrtigen Maͤchten, viele der Reichsſtaͤnde unter ſich und nicht wenige mit dem Kaiſer und Reich muͤſſen daher aus den Grundſaͤtzen des europaͤiſchen Voͤlkerrechts beurteilt werden. Dieſes auf die teutſchen Reichsſtaͤnde angewandte Voͤlkerrecht kan man fuͤglich das teutſche Voͤlkerrecht nennen. *] Dan. Nettelbladt von dem rechten Gebrauche des na- tuͤrlichen und gemeinen europaͤiſchen Voͤlkerrechts in der beſondern europaͤiſchen Voͤlkerrechtsgelahrheit der teutſchen Nazion; in deſſen Eroͤrterung einiger einzelnen Lehren des teutſchen Staatsrechts n. 3. ingleichen deſſen Abhandlung uͤber

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/64>, abgerufen am 29.03.2024.