Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
und andern Ehrenzeichen der Regenten.
§. 10.
Besondere Benennungen einiger Staaten.

Die von einer physischen oder moralischen Person
des Oberhaupts hergenommene Benennung der Staa-
ten als Reiche, Monarchieen oder Republiken etc.
habe ich schon oben angeführt. Was die Ehrenbe-
nennungen einiger Staaten, nicht sowohl in Absicht
auf die Titel des Regenten, als auf den Staat im
Ganzen, zuweilen auch ohne Innbegrif des Oberhaupts,
anlangen, so hat das teutsche Reich gewissermaassen
hergebracht, daß ihm vorzugsweise auch vor dem rus-
sischen, die Benennungen: Sacrum und Imperium bei-
gelegt werden, indem man nicht nur schon geahndet,
wenn das Wort sacrum ausgelassen worden, sondern
auch Bedenken getragen hat, in öffentlichen Verhand-
lungen zu setzen: Sacrum Romanorum et Russorum im-
perium,
und dafür der Ausdruck: inter Sacrum Roma-
norum Imperium et Majestatem Vestram Imperatoriam

angenommen worden, gleichsam zum Zeichen, daß
man zwar der Russischen Regenten persönliche Kaiser-
würde, aber das Reich selbst für kein Kaiserthum an-
erkenne a]; wie man denn auch unter dem Worte:
Imperium, ohne Beisatz, gewönlich das teutsche Reich
versteht. Indes bedient Rußland sich allerdings dieser
Benennungen: es fehlt auch an Beispielen nicht, daß
der Ausdruck: sacrum von andern Reichen gebraucht
worden. Den Republiken Polen, ohne den König,
Venedig und Genua wird gewönlich der Titel: Serenis-
fima Respublica,
die Durchlauchtigste Republik bei-
gelegt c].

a] Mosers Versuch 1. Th. S. 240.
b] Ebendesselben ausw. Staatsrecht S. 48.
c] Dessen Versuch am a. O. S. 241.
§. 11.
F f 5
und andern Ehrenzeichen der Regenten.
§. 10.
Beſondere Benennungen einiger Staaten.

Die von einer phyſiſchen oder moraliſchen Perſon
des Oberhaupts hergenommene Benennung der Staa-
ten als Reiche, Monarchieen oder Republiken ꝛc.
habe ich ſchon oben angefuͤhrt. Was die Ehrenbe-
nennungen einiger Staaten, nicht ſowohl in Abſicht
auf die Titel des Regenten, als auf den Staat im
Ganzen, zuweilen auch ohne Innbegrif des Oberhaupts,
anlangen, ſo hat das teutſche Reich gewiſſermaaſſen
hergebracht, daß ihm vorzugsweiſe auch vor dem ruſ-
ſiſchen, die Benennungen: Sacrum und Imperium bei-
gelegt werden, indem man nicht nur ſchon geahndet,
wenn das Wort ſacrum ausgelaſſen worden, ſondern
auch Bedenken getragen hat, in oͤffentlichen Verhand-
lungen zu ſetzen: Sacrum Romanorum et Ruſſorum im-
perium,
und dafuͤr der Ausdruck: inter Sacrum Roma-
norum Imperium et Majeſtatem Veſtram Imperatoriam

angenommen worden, gleichſam zum Zeichen, daß
man zwar der Ruſſiſchen Regenten perſoͤnliche Kaiſer-
wuͤrde, aber das Reich ſelbſt fuͤr kein Kaiſerthum an-
erkenne a]; wie man denn auch unter dem Worte:
Imperium, ohne Beiſatz, gewoͤnlich das teutſche Reich
verſteht. Indes bedient Rußland ſich allerdings dieſer
Benennungen: es fehlt auch an Beiſpielen nicht, daß
der Ausdruck: ſacrum von andern Reichen gebraucht
worden. Den Republiken Polen, ohne den Koͤnig,
Venedig und Genua wird gewoͤnlich der Titel: Sereniſ-
fima Respublica,
die Durchlauchtigſte Republik bei-
gelegt c].

a] Moſers Verſuch 1. Th. S. 240.
b] Ebendeſſelben ausw. Staatsrecht S. 48.
c] Deſſen Verſuch am a. O. S. 241.
§. 11.
F f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0471" n="457"/>
          <fw place="top" type="header">und andern Ehrenzeichen der Regenten.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/><hi rendition="#g">Be&#x017F;ondere Benennungen einiger Staaten</hi>.</head><lb/>
            <p>Die von einer phy&#x017F;i&#x017F;chen oder morali&#x017F;chen Per&#x017F;on<lb/>
des Oberhaupts hergenommene Benennung der Staa-<lb/>
ten als <hi rendition="#fr">Reiche, Monarchieen</hi> oder <hi rendition="#fr">Republiken</hi> &#xA75B;c.<lb/>
habe ich &#x017F;chon oben angefu&#x0364;hrt. Was die Ehrenbe-<lb/>
nennungen einiger Staaten, nicht &#x017F;owohl in Ab&#x017F;icht<lb/>
auf die Titel des Regenten, als auf den Staat im<lb/>
Ganzen, zuweilen auch ohne Innbegrif des Oberhaupts,<lb/>
anlangen, &#x017F;o hat das teut&#x017F;che Reich gewi&#x017F;&#x017F;ermaa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hergebracht, daß ihm vorzugswei&#x017F;e auch vor dem ru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen, die Benennungen: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sacrum</hi></hi> und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Imperium</hi></hi> bei-<lb/>
gelegt werden, indem man nicht nur &#x017F;chon geahndet,<lb/>
wenn das Wort <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;acrum</hi></hi> ausgela&#x017F;&#x017F;en worden, &#x017F;ondern<lb/>
auch Bedenken getragen hat, in o&#x0364;ffentlichen Verhand-<lb/>
lungen zu &#x017F;etzen: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sacrum Romanorum et Ru&#x017F;&#x017F;orum im-<lb/>
perium,</hi></hi> und dafu&#x0364;r der Ausdruck: <hi rendition="#aq">inter Sacrum Roma-<lb/>
norum Imperium et Maje&#x017F;tatem Ve&#x017F;tram Imperatoriam</hi><lb/>
angenommen worden, gleich&#x017F;am zum Zeichen, daß<lb/>
man zwar der Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Regenten per&#x017F;o&#x0364;nliche Kai&#x017F;er-<lb/>
wu&#x0364;rde, aber das Reich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r kein Kai&#x017F;erthum an-<lb/>
erkenne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>]; wie man denn auch unter dem Worte:<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Imperium,</hi></hi> ohne Bei&#x017F;atz, gewo&#x0364;nlich das teut&#x017F;che Reich<lb/>
ver&#x017F;teht. Indes bedient Rußland &#x017F;ich allerdings die&#x017F;er<lb/>
Benennungen: es fehlt auch an Bei&#x017F;pielen nicht, daß<lb/>
der Ausdruck: <hi rendition="#aq">&#x017F;acrum</hi> von andern Reichen gebraucht<lb/>
worden. Den Republiken Polen, ohne den Ko&#x0364;nig,<lb/>
Venedig und Genua wird gewo&#x0364;nlich der Titel: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sereni&#x017F;-<lb/>
fima Respublica,</hi></hi> die <hi rendition="#fr">Durchlauchtig&#x017F;te Republik</hi> bei-<lb/>
gelegt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>].</p><lb/>
            <note place="end" n="a]">Mo&#x017F;ers Ver&#x017F;uch 1. Th. S. 240.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]">Ebende&#x017F;&#x017F;elben ausw. Staatsrecht S. 48.</note><lb/>
            <note place="end" n="c]">De&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;uch am a. O. S. 241.</note>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F f 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 11.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0471] und andern Ehrenzeichen der Regenten. §. 10. Beſondere Benennungen einiger Staaten. Die von einer phyſiſchen oder moraliſchen Perſon des Oberhaupts hergenommene Benennung der Staa- ten als Reiche, Monarchieen oder Republiken ꝛc. habe ich ſchon oben angefuͤhrt. Was die Ehrenbe- nennungen einiger Staaten, nicht ſowohl in Abſicht auf die Titel des Regenten, als auf den Staat im Ganzen, zuweilen auch ohne Innbegrif des Oberhaupts, anlangen, ſo hat das teutſche Reich gewiſſermaaſſen hergebracht, daß ihm vorzugsweiſe auch vor dem ruſ- ſiſchen, die Benennungen: Sacrum und Imperium bei- gelegt werden, indem man nicht nur ſchon geahndet, wenn das Wort ſacrum ausgelaſſen worden, ſondern auch Bedenken getragen hat, in oͤffentlichen Verhand- lungen zu ſetzen: Sacrum Romanorum et Ruſſorum im- perium, und dafuͤr der Ausdruck: inter Sacrum Roma- norum Imperium et Majeſtatem Veſtram Imperatoriam angenommen worden, gleichſam zum Zeichen, daß man zwar der Ruſſiſchen Regenten perſoͤnliche Kaiſer- wuͤrde, aber das Reich ſelbſt fuͤr kein Kaiſerthum an- erkenne a]; wie man denn auch unter dem Worte: Imperium, ohne Beiſatz, gewoͤnlich das teutſche Reich verſteht. Indes bedient Rußland ſich allerdings dieſer Benennungen: es fehlt auch an Beiſpielen nicht, daß der Ausdruck: ſacrum von andern Reichen gebraucht worden. Den Republiken Polen, ohne den Koͤnig, Venedig und Genua wird gewoͤnlich der Titel: Sereniſ- fima Respublica, die Durchlauchtigſte Republik bei- gelegt c]. a] Moſers Verſuch 1. Th. S. 240. b] Ebendeſſelben ausw. Staatsrecht S. 48. c] Deſſen Verſuch am a. O. S. 241. §. 11. F f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/471
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/471>, abgerufen am 25.04.2024.