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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
*] Grotius L. II. c. 3. §. 8. sagt: mare occupari po-
tuisse ab eo qui terras ad latus vtrumque possideat,
etiamsi aut supra pateat vt sinus, aut supra & infra
vt fretum, dummodo non ita magna sit pars maris,
vt non cum terris comparata portio earum videri
possit.
M. vergl. §. 10. n. 2. Ein etwas gröfferer
oder geringerer Umfang im Verhältnis zum Lande thät
zur Sache eben nichts. Das Hauptwerk komt darauf
an, daß die Nazion, welche das Eigenthum eines sol-
chen Particularmeeres behauptet, den ganzen Umfang
desselben vom Gebrauche anderer auszuschliessen vermag.
s. Martens L. IV. c. 4. §. 123.
**] Die Beweise für die Rechtmässigkeit dieses Eigenthums
sind gewönlich aus einer Menge biblischer und profaner
Schriftstellen, aus Schenkungen, Belohnungen und an-
dern Vergünstigungen der Päpste und römischen Kaiser
von den Zeiten her, wo die Herschaft der Welt noch
unter diese beide Monarchen getheilt war, aus dem Be-
sitz der ältesten Vorfahren, aus dem Anerkentnis andrer
Nazionen, die um Erlaubnis, auf diesen Meeren zu
schiffen, zu fischen etc. angesucht haben, aus Haltung
eines Admirals u. d. g. hergenommen.
§. 20.
Das britannische Meer.

Unter dem britannischen Meere versteht man nicht
nur, im engern Verstande, einen Theil des atlanti-
schen Meeres, den sogenanten Kanal zwischen den gros-
britannischen und französischen Küsten, von den In-
seln Quessant, bis an die Meerenge von Calais, son-
dern auch, in einer weitläuftigern Bedeutung, das
ganze Meer, welches England, Schottland und Irr-
land und die dazu gehörigen Inseln umfließt. Ueber
beide hat Grosbritannien mehrmalen ein Eigenthum

und
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und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
*] Grotius L. II. c. 3. §. 8. ſagt: mare occupari po-
tuiſſe ab eo qui terras ad latus vtrumque poſſideat,
etiamſi aut ſupra pateat vt ſinus, aut ſupra & infra
vt fretum, dummodo non ita magna ſit pars maris,
vt non cum terris comparata portio earum videri
poſſit.
M. vergl. §. 10. n. 2. Ein etwas groͤfferer
oder geringerer Umfang im Verhaͤltnis zum Lande thaͤt
zur Sache eben nichts. Das Hauptwerk komt darauf
an, daß die Nazion, welche das Eigenthum eines ſol-
chen Particularmeeres behauptet, den ganzen Umfang
deſſelben vom Gebrauche anderer auszuſchlieſſen vermag.
ſ. Martens L. IV. c. 4. §. 123.
**] Die Beweiſe fuͤr die Rechtmaͤſſigkeit dieſes Eigenthums
ſind gewoͤnlich aus einer Menge bibliſcher und profaner
Schriftſtellen, aus Schenkungen, Belohnungen und an-
dern Verguͤnſtigungen der Paͤpſte und roͤmiſchen Kaiſer
von den Zeiten her, wo die Herſchaft der Welt noch
unter dieſe beide Monarchen getheilt war, aus dem Be-
ſitz der aͤlteſten Vorfahren, aus dem Anerkentnis andrer
Nazionen, die um Erlaubnis, auf dieſen Meeren zu
ſchiffen, zu fiſchen ꝛc. angeſucht haben, aus Haltung
eines Admirals u. d. g. hergenommen.
§. 20.
Das britanniſche Meer.

Unter dem britanniſchen Meere verſteht man nicht
nur, im engern Verſtande, einen Theil des atlanti-
ſchen Meeres, den ſogenanten Kanal zwiſchen den gros-
britanniſchen und franzoͤſiſchen Kuͤſten, von den In-
ſeln Queſſant, bis an die Meerenge von Calais, ſon-
dern auch, in einer weitlaͤuftigern Bedeutung, das
ganze Meer, welches England, Schottland und Irr-
land und die dazu gehoͤrigen Inſeln umfließt. Ueber
beide hat Grosbritannien mehrmalen ein Eigenthum

und
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[39/0053] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. *] Grotius L. II. c. 3. §. 8. ſagt: mare occupari po- tuiſſe ab eo qui terras ad latus vtrumque poſſideat, etiamſi aut ſupra pateat vt ſinus, aut ſupra & infra vt fretum, dummodo non ita magna ſit pars maris, vt non cum terris comparata portio earum videri poſſit. M. vergl. §. 10. n. 2. Ein etwas groͤfferer oder geringerer Umfang im Verhaͤltnis zum Lande thaͤt zur Sache eben nichts. Das Hauptwerk komt darauf an, daß die Nazion, welche das Eigenthum eines ſol- chen Particularmeeres behauptet, den ganzen Umfang deſſelben vom Gebrauche anderer auszuſchlieſſen vermag. ſ. Martens L. IV. c. 4. §. 123. **] Die Beweiſe fuͤr die Rechtmaͤſſigkeit dieſes Eigenthums ſind gewoͤnlich aus einer Menge bibliſcher und profaner Schriftſtellen, aus Schenkungen, Belohnungen und an- dern Verguͤnſtigungen der Paͤpſte und roͤmiſchen Kaiſer von den Zeiten her, wo die Herſchaft der Welt noch unter dieſe beide Monarchen getheilt war, aus dem Be- ſitz der aͤlteſten Vorfahren, aus dem Anerkentnis andrer Nazionen, die um Erlaubnis, auf dieſen Meeren zu ſchiffen, zu fiſchen ꝛc. angeſucht haben, aus Haltung eines Admirals u. d. g. hergenommen. §. 20. Das britanniſche Meer. Unter dem britanniſchen Meere verſteht man nicht nur, im engern Verſtande, einen Theil des atlanti- ſchen Meeres, den ſogenanten Kanal zwiſchen den gros- britanniſchen und franzoͤſiſchen Kuͤſten, von den In- ſeln Queſſant, bis an die Meerenge von Calais, ſon- dern auch, in einer weitlaͤuftigern Bedeutung, das ganze Meer, welches England, Schottland und Irr- land und die dazu gehoͤrigen Inſeln umfließt. Ueber beide hat Grosbritannien mehrmalen ein Eigenthum und C 4

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/53>, abgerufen am 29.03.2024.