Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Ingolst. [Berlin] 1785. c. 3. de l'echange des etats
principalement de ceux de l'empire.
*] G. A. Struvii diss. ius alienandi illustre, Ien. 1675.
Io. Nic. Hertii diss. de divisione regnorum vel quasi
Gieß.
1710.
Burc. Goth. Struvii Iurisprudentia heroica P. VII.
c. 2. de illustrium facultate circa res ad pertinentes
disponendi.
Doch nehmen diese Schriften mehr
Rücksicht auf die Staatsrechtlichen Grundsätze.
§. 3.
Erwerbungsrecht.

Mit dem Rechte der Veräusserung steht auf der an-
dern Seite das Recht der Erwerbung in der genausten
Beziehung: wenn dem einen verwehrt ist zu veräussern,
so kann der andere auch nicht erwerben. Doch geschieht
es auch, daß man zwar ienem die Veräusserung aber
diesem nicht die Erwerbung zugestehn würde. So wie
an sich iedes Volk die Freiheit hat, durch ursprüngliche
Erwerbungen seinen Zustand zu vervolkomnen, so kann
auch in der Regel keinem verwehrt werden, von andern
mehrere Besitzungen und Länder auf rechtmässige Art zu
erwerben, wenn nicht die im vorhergehenden Paragra-
phen angeführten Hindernisse eintreten und ein Volk
durch Verträge sich dieses Rechts begeben hat a] oder
andere Nazionen aus hinlänglichen Ursachen befugt sind,
sich einer solchen Erwerbung entgegen zu setzen b]. Um
allen Widersprüchen zuvorzukommen bedingt zuweilen
ein Volk sich von andern, von welchen es dergleichen
besorgt, die Freiheit sowohl der Veräusserung als der
Erwerbung c].

a] Frankreich kann z. B. nie das Königreich Spanien an
sich bringen und umgekehrt- Dies verlangt nicht nur
Günth. Volk. R. 2. B. F
oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Ingolſt. [Berlin] 1785. c. 3. de l’échange des états
principalement de ceux de l’empire.
*] G. A. Struvii diſſ. ius alienandi illuſtre, Ien. 1675.
Io. Nic. Hertii diſſ. de diviſione regnorum vel quaſi
Gieß.
1710.
Burc. Goth. Struvii Iurisprudentia heroica P. VII.
c. 2. de illuſtrium facultate circa res ad pertinentes
disponendi.
Doch nehmen dieſe Schriften mehr
Ruͤckſicht auf die Staatsrechtlichen Grundſaͤtze.
§. 3.
Erwerbungsrecht.

Mit dem Rechte der Veraͤuſſerung ſteht auf der an-
dern Seite das Recht der Erwerbung in der genauſten
Beziehung: wenn dem einen verwehrt iſt zu veraͤuſſern,
ſo kann der andere auch nicht erwerben. Doch geſchieht
es auch, daß man zwar ienem die Veraͤuſſerung aber
dieſem nicht die Erwerbung zugeſtehn wuͤrde. So wie
an ſich iedes Volk die Freiheit hat, durch urſpruͤngliche
Erwerbungen ſeinen Zuſtand zu vervolkomnen, ſo kann
auch in der Regel keinem verwehrt werden, von andern
mehrere Beſitzungen und Laͤnder auf rechtmaͤſſige Art zu
erwerben, wenn nicht die im vorhergehenden Paragra-
phen angefuͤhrten Hinderniſſe eintreten und ein Volk
durch Vertraͤge ſich dieſes Rechts begeben hat a] oder
andere Nazionen aus hinlaͤnglichen Urſachen befugt ſind,
ſich einer ſolchen Erwerbung entgegen zu ſetzen b]. Um
allen Widerſpruͤchen zuvorzukommen bedingt zuweilen
ein Volk ſich von andern, von welchen es dergleichen
beſorgt, die Freiheit ſowohl der Veraͤuſſerung als der
Erwerbung c].

a] Frankreich kann z. B. nie das Koͤnigreich Spanien an
ſich bringen und umgekehrt- Dies verlangt nicht nur
Guͤnth. Volk. R. 2. B. F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="e]">
              <pb facs="#f0095" n="81"/>
              <fw place="top" type="header">oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.</fw><lb/> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Ingol&#x017F;t. [Berlin] 1785. c. 3. de l&#x2019;échange des états<lb/>
principalement de ceux de l&#x2019;empire.</hi> </hi> </note><lb/>
            <note place="end" n="*]"><hi rendition="#aq">G. A. <hi rendition="#i">Struvii</hi> di&#x017F;&#x017F;. ius alienandi illu&#x017F;tre, Ien.</hi> 1675.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Io. Nic. <hi rendition="#i">Hertii</hi> di&#x017F;&#x017F;. de divi&#x017F;ione regnorum vel qua&#x017F;i<lb/>
Gieß.</hi> 1710.<lb/><hi rendition="#aq">Burc. Goth. <hi rendition="#i">Struvii</hi> Iurisprudentia heroica P. VII.<lb/>
c. 2. de illu&#x017F;trium facultate circa res ad pertinentes<lb/>
disponendi.</hi> Doch nehmen die&#x017F;e Schriften mehr<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die Staatsrechtlichen Grund&#x017F;a&#x0364;tze.</hi></note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#g">Erwerbungsrecht</hi>.</head><lb/>
            <p>Mit dem Rechte der Vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;teht auf der an-<lb/>
dern Seite das Recht der Erwerbung in der genau&#x017F;ten<lb/>
Beziehung: wenn dem einen verwehrt i&#x017F;t zu vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern,<lb/>
&#x017F;o kann der andere auch nicht erwerben. Doch ge&#x017F;chieht<lb/>
es auch, daß man zwar ienem die Vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erung aber<lb/>
die&#x017F;em nicht die Erwerbung zuge&#x017F;tehn wu&#x0364;rde. So wie<lb/>
an &#x017F;ich iedes Volk die Freiheit hat, durch ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche<lb/>
Erwerbungen &#x017F;einen Zu&#x017F;tand zu vervolkomnen, &#x017F;o kann<lb/>
auch in der Regel keinem verwehrt werden, von andern<lb/>
mehrere Be&#x017F;itzungen und La&#x0364;nder auf rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Art zu<lb/>
erwerben, wenn nicht die im vorhergehenden Paragra-<lb/>
phen angefu&#x0364;hrten Hinderni&#x017F;&#x017F;e eintreten und ein Volk<lb/>
durch Vertra&#x0364;ge &#x017F;ich die&#x017F;es Rechts begeben hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>] oder<lb/>
andere Nazionen aus hinla&#x0364;nglichen Ur&#x017F;achen befugt &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;ich einer &#x017F;olchen Erwerbung entgegen zu &#x017F;etzen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>]. Um<lb/>
allen Wider&#x017F;pru&#x0364;chen zuvorzukommen bedingt zuweilen<lb/>
ein Volk &#x017F;ich von andern, von welchen es dergleichen<lb/>
be&#x017F;orgt, die Freiheit &#x017F;owohl der Vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erung als der<lb/>
Erwerbung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>].</p><lb/>
            <note place="end" n="a]">Frankreich kann z. B. nie das Ko&#x0364;nigreich Spanien an<lb/>
&#x017F;ich bringen und umgekehrt- Dies verlangt nicht nur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Gu&#x0364;nth. Volk. R. 2. B.</hi> F</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0095] oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. e] Ingolſt. [Berlin] 1785. c. 3. de l’échange des états principalement de ceux de l’empire. *] G. A. Struvii diſſ. ius alienandi illuſtre, Ien. 1675. Io. Nic. Hertii diſſ. de diviſione regnorum vel quaſi Gieß. 1710. Burc. Goth. Struvii Iurisprudentia heroica P. VII. c. 2. de illuſtrium facultate circa res ad pertinentes disponendi. Doch nehmen dieſe Schriften mehr Ruͤckſicht auf die Staatsrechtlichen Grundſaͤtze. §. 3. Erwerbungsrecht. Mit dem Rechte der Veraͤuſſerung ſteht auf der an- dern Seite das Recht der Erwerbung in der genauſten Beziehung: wenn dem einen verwehrt iſt zu veraͤuſſern, ſo kann der andere auch nicht erwerben. Doch geſchieht es auch, daß man zwar ienem die Veraͤuſſerung aber dieſem nicht die Erwerbung zugeſtehn wuͤrde. So wie an ſich iedes Volk die Freiheit hat, durch urſpruͤngliche Erwerbungen ſeinen Zuſtand zu vervolkomnen, ſo kann auch in der Regel keinem verwehrt werden, von andern mehrere Beſitzungen und Laͤnder auf rechtmaͤſſige Art zu erwerben, wenn nicht die im vorhergehenden Paragra- phen angefuͤhrten Hinderniſſe eintreten und ein Volk durch Vertraͤge ſich dieſes Rechts begeben hat a] oder andere Nazionen aus hinlaͤnglichen Urſachen befugt ſind, ſich einer ſolchen Erwerbung entgegen zu ſetzen b]. Um allen Widerſpruͤchen zuvorzukommen bedingt zuweilen ein Volk ſich von andern, von welchen es dergleichen beſorgt, die Freiheit ſowohl der Veraͤuſſerung als der Erwerbung c]. a] Frankreich kann z. B. nie das Koͤnigreich Spanien an ſich bringen und umgekehrt- Dies verlangt nicht nur das Guͤnth. Volk. R. 2. B. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/95
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/95>, abgerufen am 29.03.2024.