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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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in Ansehung des Eigenthums ihrer Lande.
übung irgend eines dahineinschlagenden Hoheitsrechts
im eignen Namen, Anspruch machen, noch ist das an-
dere Volk verbunden ihm dergleichen zuzugestehn a].
Das Befugnis hierzu muß durch ausdrückliche oder
stilschweigende Verträge besonders erworben werden,
und es hängt von der Wilkühr der Nazionen ab, ob
und was für Rechte sie andern in ihrem Territorium
einräumen wollen. Was iedoch allen übrigen fremden
Nazionen in einem Lande erlaubt ist, kann einer allein
nicht füglich abgeschlagen werden, wenn sie durch vor-
herige Beleidigung sich eine solche Behandlung nicht
zugezogen hat, ob sie gleich das, was nur einigen aus
besonderer Vergünstigung zugestanden wird, nicht ver-
langen können b]. Durch diese Gestattung einzelner
zufälliger Hoheitsrechte geschieht indes der Souverai-
netät überhaupt kein Abbruch c]. Uehrigens ist alles
das hieher zu wiederholen, was vormals [1. Th. 4. K.]
von der Freiheit der Nazionen ihre Handlungen nach
eignem Gefallen einzurichten, gesagt worden.

a] Wolff I. G. c. III. §. 293.
b] Grotius L. II. e. 2. §. 22. Wolff c. III. §. 348.
ff. Vattel L. II. c. 10. §. 237. ff. vergl. Mosers
Anfangsgründe der Staatsverf. von Europa 1. Th.
S. 252.
c] Martens precis du droit d. g, L. III. c. 3. §. 94.
p.
138.
*] Sam. Stryck diss. de iure principis extra territorium,
Frcf. ad V.
1676. und in diss. Franc. Vol. II. n. 1.
Mich. Henr. Gribner diss. de dominio directo in terri-
torio alieno, Witteb.
1717.
Burc. Gotth. Struv. diss. de dominio directo in alieno
territorio, Ien.
1724. Beide letztere zusammen
herausgegeben von Heinr. Gottl. Franke, Lips.
1743. 4.
Mosers Beitr. in Fr. Zeit. 5. Th. 6. Kap. S. 309. ff.
§. 10.
P 3

in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande.
uͤbung irgend eines dahineinſchlagenden Hoheitsrechts
im eignen Namen, Anſpruch machen, noch iſt das an-
dere Volk verbunden ihm dergleichen zuzugeſtehn a].
Das Befugnis hierzu muß durch ausdruͤckliche oder
ſtilſchweigende Vertraͤge beſonders erworben werden,
und es haͤngt von der Wilkuͤhr der Nazionen ab, ob
und was fuͤr Rechte ſie andern in ihrem Territorium
einraͤumen wollen. Was iedoch allen uͤbrigen fremden
Nazionen in einem Lande erlaubt iſt, kann einer allein
nicht fuͤglich abgeſchlagen werden, wenn ſie durch vor-
herige Beleidigung ſich eine ſolche Behandlung nicht
zugezogen hat, ob ſie gleich das, was nur einigen aus
beſonderer Verguͤnſtigung zugeſtanden wird, nicht ver-
langen koͤnnen b]. Durch dieſe Geſtattung einzelner
zufaͤlliger Hoheitsrechte geſchieht indes der Souverai-
netaͤt uͤberhaupt kein Abbruch c]. Uehrigens iſt alles
das hieher zu wiederholen, was vormals [1. Th. 4. K.]
von der Freiheit der Nazionen ihre Handlungen nach
eignem Gefallen einzurichten, geſagt worden.

a] Wolff I. G. c. III. §. 293.
b] Grotius L. II. e. 2. §. 22. Wolff c. III. §. 348.
ff. Vattel L. II. c. 10. §. 237. ff. vergl. Moſers
Anfangsgruͤnde der Staatsverf. von Europa 1. Th.
S. 252.
c] Martens precis du droit d. g, L. III. c. 3. §. 94.
p.
138.
*] Sam. Stryck diſſ. de iure principis extra territorium,
Frcf. ad V.
1676. und in diſſ. Franc. Vol. II. n. 1.
Mich. Henr. Gribner diſſ. de dominio directo in terri-
torio alieno, Witteb.
1717.
Burc. Gotth. Struv. diſſ. de dominio directo in alieno
territorio, Ien.
1724. Beide letztere zuſammen
herausgegeben von Heinr. Gottl. Franke, Lipſ.
1743. 4.
Moſers Beitr. in Fr. Zeit. 5. Th. 6. Kap. S. 309. ff.
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P 3
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[229/0243] in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande. uͤbung irgend eines dahineinſchlagenden Hoheitsrechts im eignen Namen, Anſpruch machen, noch iſt das an- dere Volk verbunden ihm dergleichen zuzugeſtehn a]. Das Befugnis hierzu muß durch ausdruͤckliche oder ſtilſchweigende Vertraͤge beſonders erworben werden, und es haͤngt von der Wilkuͤhr der Nazionen ab, ob und was fuͤr Rechte ſie andern in ihrem Territorium einraͤumen wollen. Was iedoch allen uͤbrigen fremden Nazionen in einem Lande erlaubt iſt, kann einer allein nicht fuͤglich abgeſchlagen werden, wenn ſie durch vor- herige Beleidigung ſich eine ſolche Behandlung nicht zugezogen hat, ob ſie gleich das, was nur einigen aus beſonderer Verguͤnſtigung zugeſtanden wird, nicht ver- langen koͤnnen b]. Durch dieſe Geſtattung einzelner zufaͤlliger Hoheitsrechte geſchieht indes der Souverai- netaͤt uͤberhaupt kein Abbruch c]. Uehrigens iſt alles das hieher zu wiederholen, was vormals [1. Th. 4. K.] von der Freiheit der Nazionen ihre Handlungen nach eignem Gefallen einzurichten, geſagt worden. a] Wolff I. G. c. III. §. 293. b] Grotius L. II. e. 2. §. 22. Wolff c. III. §. 348. ff. Vattel L. II. c. 10. §. 237. ff. vergl. Moſers Anfangsgruͤnde der Staatsverf. von Europa 1. Th. S. 252. c] Martens precis du droit d. g, L. III. c. 3. §. 94. p. 138. *] Sam. Stryck diſſ. de iure principis extra territorium, Frcf. ad V. 1676. und in diſſ. Franc. Vol. II. n. 1. Mich. Henr. Gribner diſſ. de dominio directo in terri- torio alieno, Witteb. 1717. Burc. Gotth. Struv. diſſ. de dominio directo in alieno territorio, Ien. 1724. Beide letztere zuſammen herausgegeben von Heinr. Gottl. Franke, Lipſ. 1743. 4. Moſers Beitr. in Fr. Zeit. 5. Th. 6. Kap. S. 309. ff. §. 10. P 3

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/243>, abgerufen am 24.04.2024.