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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker
tus Euxinus] formirt, von welchem das asovsche [Pa-
lus Moeotis
] noch ein Anhang ist. Da alle diese Mee-
re im Gebiete der ottomannischen Pforte liegen, so be-
hauptet diese auch das Eigenthum darüber.

§. 27.
Meerengen und Meerbusen.

Eben so ist es mit den übrigen kleinern Theilen des
Meeres, Meerengen und Meerbusen, sie mögen Bayen
oder Buchten etc. etc. seyn, beschaffen. Wenn einem
Volke die sämtlichen Küsten oder Gestade gehören,
wie z. B. Schweden an dem finnischen Meerbusen,
oder der Pforte an dem Hellespont und Bosphorus,
oder wenn es sich unter mehrern zuerst in Besitz gesetzt
hat, und sie so beschaffen sind, daß es andere davon
abzuhalten vermag, so kan ihm das Eigenthum dersel-
ben niemand streitig machen.

*] Mosers Grunds. des europ. V. R. in Fr. Zeit. 4. B.
1. Kap. §. 2. La Liberte de la navigation et du
commerce des nations neutres pendant la guerre etc.
Lond. et Amst.
1780. §. 21.
von Cancrin a. a. O. 1. Abh. 2. K. §. 66. S. 52.
§. 28.
Eigenthum und Herschaft des Meeres an
den Küsten
.

Wenn aber die Küsten eines mit Land umgebenen
Theils des Meeres verschiedenen Nazionen zugehören,
und keine davon diesen Theil zuerst in Besitz genom-
men hat, oder der Umfang desselben auch so beschaffen
ist, daß ein Volk denselben ausschlusweise zu behaup-
ten nicht im Stande ist; so gehört iedem anstossenden
Volke so viel von dem Meere, als es von den Küsten

aus

Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
tus Euxinus] formirt, von welchem das aſovſche [Pa-
lus Moeotis
] noch ein Anhang iſt. Da alle dieſe Mee-
re im Gebiete der ottomanniſchen Pforte liegen, ſo be-
hauptet dieſe auch das Eigenthum daruͤber.

§. 27.
Meerengen und Meerbuſen.

Eben ſo iſt es mit den uͤbrigen kleinern Theilen des
Meeres, Meerengen und Meerbuſen, ſie moͤgen Bayen
oder Buchten ꝛc. ꝛc. ſeyn, beſchaffen. Wenn einem
Volke die ſaͤmtlichen Kuͤſten oder Geſtade gehoͤren,
wie z. B. Schweden an dem finniſchen Meerbuſen,
oder der Pforte an dem Helleſpont und Bosphorus,
oder wenn es ſich unter mehrern zuerſt in Beſitz geſetzt
hat, und ſie ſo beſchaffen ſind, daß es andere davon
abzuhalten vermag, ſo kan ihm das Eigenthum derſel-
ben niemand ſtreitig machen.

*] Moſers Grundſ. des europ. V. R. in Fr. Zeit. 4. B.
1. Kap. §. 2. La Liberté de la navigation et du
commerce des nations neutres pendant la guerre etc.
Lond. et Amſt.
1780. §. 21.
von Cancrin a. a. O. 1. Abh. 2. K. §. 66. S. 52.
§. 28.
Eigenthum und Herſchaft des Meeres an
den Kuͤſten
.

Wenn aber die Kuͤſten eines mit Land umgebenen
Theils des Meeres verſchiedenen Nazionen zugehoͤren,
und keine davon dieſen Theil zuerſt in Beſitz genom-
men hat, oder der Umfang deſſelben auch ſo beſchaffen
iſt, daß ein Volk denſelben ausſchlusweiſe zu behaup-
ten nicht im Stande iſt; ſo gehoͤrt iedem anſtoſſenden
Volke ſo viel von dem Meere, als es von den Kuͤſten

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[48/0062] Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker tus Euxinus] formirt, von welchem das aſovſche [Pa- lus Moeotis] noch ein Anhang iſt. Da alle dieſe Mee- re im Gebiete der ottomanniſchen Pforte liegen, ſo be- hauptet dieſe auch das Eigenthum daruͤber. §. 27. Meerengen und Meerbuſen. Eben ſo iſt es mit den uͤbrigen kleinern Theilen des Meeres, Meerengen und Meerbuſen, ſie moͤgen Bayen oder Buchten ꝛc. ꝛc. ſeyn, beſchaffen. Wenn einem Volke die ſaͤmtlichen Kuͤſten oder Geſtade gehoͤren, wie z. B. Schweden an dem finniſchen Meerbuſen, oder der Pforte an dem Helleſpont und Bosphorus, oder wenn es ſich unter mehrern zuerſt in Beſitz geſetzt hat, und ſie ſo beſchaffen ſind, daß es andere davon abzuhalten vermag, ſo kan ihm das Eigenthum derſel- ben niemand ſtreitig machen. *] Moſers Grundſ. des europ. V. R. in Fr. Zeit. 4. B. 1. Kap. §. 2. La Liberté de la navigation et du commerce des nations neutres pendant la guerre etc. Lond. et Amſt. 1780. §. 21. von Cancrin a. a. O. 1. Abh. 2. K. §. 66. S. 52. §. 28. Eigenthum und Herſchaft des Meeres an den Kuͤſten. Wenn aber die Kuͤſten eines mit Land umgebenen Theils des Meeres verſchiedenen Nazionen zugehoͤren, und keine davon dieſen Theil zuerſt in Beſitz genom- men hat, oder der Umfang deſſelben auch ſo beſchaffen iſt, daß ein Volk denſelben ausſchlusweiſe zu behaup- ten nicht im Stande iſt; ſo gehoͤrt iedem anſtoſſenden Volke ſo viel von dem Meere, als es von den Kuͤſten aus

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/62>, abgerufen am 24.04.2024.