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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Lusitanis praesertim, cum Gallia cum Hispania con-
juncta continenti terrarum statu haud vanam finitimo
regno timorem injicere deberet. -- Nam si duo ea
imperia in vnum coirent, quae maximam totius orbis
partem complectuntur, per quam suspecta ac formi-
dulosa omnibus fieret ipsa duarum amplissimarum gen-
tium indoles etc. Memoires de Lamberty T. III.
p.
248. u. 275. ff.
c] Spanien hatte sich, wie oben erwähnt worden, von
Grosbritannien den Vorkauf an der dieser Krone abgetre-
tenen Insel Minorca und an der Festung Gibraltar be-
dungen. In der Wiener Allianz von 1725. ließ daher
der König von Spanien vom Kaiser Karl VI. Art. 2.
sich versprechen: S. Caes. Maj. huic restitutioni, si
amicabiliter fieret, sese non opposituram.
Eine be-
sondere Bedingung machte die Kaiserin Königin 1778
in dem baierischen Erbfolgskriege dem Könige von Preus-
sen, indem sie ihm, ausser der künftigen Vereinigung
der Anspach-Bayreuthischen Lande, zwar auch deren
Austausch zugestehn wolte, bien entendu neanmoins
que les acquisitions a faire ne puissent porter sur au-
cun pays immediatement limitrophe aux etats actuels
de S. M. l'Imperatrice Reine
Reuß a. a. O. S. 324.
§. 4.
Erforderliche Einwilligung beider Theile.

Zu dem abgeleiteten Erwerbe ist die Einwilligung
beider Theile nöthig, desienigen der sein Eigenthum
veräussern, und desienigen der es erwerben will, folg-
lich ein förmlicher Vertrag a]. Eine blos einseitige
Bemächtigung anderer Eigenthums kann nie als recht-
mässig angesehen werden, wenn deren Genehmigung
nicht dazukomt. Da diese Einwilligung, wie bey an-

dern
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oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Luſitanis praeſertim, cum Gallia cum Hispania con-
juncta continenti terrarum ſtatu haud vanam finitimo
regno timorem injicere deberet. — Nam ſi duo ea
imperia in vnum coirent, quae maximam totius orbis
partem complectuntur, per quam ſuspecta ac formi-
duloſa omnibus fieret ipſa duarum ampliſſimarum gen-
tium indoles etc. Memoires de Lamberty T. III.
p.
248. u. 275. ff.
c] Spanien hatte ſich, wie oben erwaͤhnt worden, von
Grosbritannien den Vorkauf an der dieſer Krone abgetre-
tenen Inſel Minorca und an der Feſtung Gibraltar be-
dungen. In der Wiener Allianz von 1725. ließ daher
der Koͤnig von Spanien vom Kaiſer Karl VI. Art. 2.
ſich verſprechen: S. Caeſ. Maj. huic reſtitutioni, ſi
amicabiliter fieret, ſeſe non oppoſituram.
Eine be-
ſondere Bedingung machte die Kaiſerin Koͤnigin 1778
in dem baieriſchen Erbfolgskriege dem Koͤnige von Preuſ-
ſen, indem ſie ihm, auſſer der kuͤnftigen Vereinigung
der Anſpach-Bayreuthiſchen Lande, zwar auch deren
Austauſch zugeſtehn wolte, bien entendu néanmoins
que les acquiſitions à faire ne puiſſent porter ſur au-
cun pays immediatement limitrophe aux états actuels
de S. M. l’Impératrice Reine
Reuß a. a. O. S. 324.
§. 4.
Erforderliche Einwilligung beider Theile.

Zu dem abgeleiteten Erwerbe iſt die Einwilligung
beider Theile noͤthig, desienigen der ſein Eigenthum
veraͤuſſern, und desienigen der es erwerben will, folg-
lich ein foͤrmlicher Vertrag a]. Eine blos einſeitige
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[85/0099] oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. b] Luſitanis praeſertim, cum Gallia cum Hispania con- juncta continenti terrarum ſtatu haud vanam finitimo regno timorem injicere deberet. — Nam ſi duo ea imperia in vnum coirent, quae maximam totius orbis partem complectuntur, per quam ſuspecta ac formi- duloſa omnibus fieret ipſa duarum ampliſſimarum gen- tium indoles etc. Memoires de Lamberty T. III. p. 248. u. 275. ff. c] Spanien hatte ſich, wie oben erwaͤhnt worden, von Grosbritannien den Vorkauf an der dieſer Krone abgetre- tenen Inſel Minorca und an der Feſtung Gibraltar be- dungen. In der Wiener Allianz von 1725. ließ daher der Koͤnig von Spanien vom Kaiſer Karl VI. Art. 2. ſich verſprechen: S. Caeſ. Maj. huic reſtitutioni, ſi amicabiliter fieret, ſeſe non oppoſituram. Eine be- ſondere Bedingung machte die Kaiſerin Koͤnigin 1778 in dem baieriſchen Erbfolgskriege dem Koͤnige von Preuſ- ſen, indem ſie ihm, auſſer der kuͤnftigen Vereinigung der Anſpach-Bayreuthiſchen Lande, zwar auch deren Austauſch zugeſtehn wolte, bien entendu néanmoins que les acquiſitions à faire ne puiſſent porter ſur au- cun pays immediatement limitrophe aux états actuels de S. M. l’Impératrice Reine Reuß a. a. O. S. 324. §. 4. Erforderliche Einwilligung beider Theile. Zu dem abgeleiteten Erwerbe iſt die Einwilligung beider Theile noͤthig, desienigen der ſein Eigenthum veraͤuſſern, und desienigen der es erwerben will, folg- lich ein foͤrmlicher Vertrag a]. Eine blos einſeitige Bemaͤchtigung anderer Eigenthums kann nie als recht- maͤſſig angeſehen werden, wenn deren Genehmigung nicht dazukomt. Da dieſe Einwilligung, wie bey an- dern F 3

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/99>, abgerufen am 29.03.2024.