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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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errathen. Diess Errathen taugt nichts; die Blin-
dekuh gehe nach der Verwechselung der Plätze
selbst zu einer Person, und ziehe mit dem Finger
über das Gesichtsprofil, oder betaste ihre Hand
und suche sie dadurch zu erkennen.

Man spielt dieses Spiel auch stehend. Es ge-
hört eigentlich nicht zu den Bewegungsspielen,
hat aber hier seinen Platz erhalten, wegen sei-
ner Verwandschaft mit dem vorigen.


35. Jacob wo bist du?
oder
Die beyden Blinden.

Ich kenne fast kein Spiel, das so ganz dazu ge-
macht wäre, ein allgemeines, alle Augenblick
erneuertes Gelächter zu erregen, als dieses. Ein
Herr ist böse auf seinen Knecht, er sucht ihn un-
ablässig, um ihn durchzuschlagen; dabey sind
ihm aber die Augen verbunden und er muss sich
durchs Gehör und Gefühl zu ihm hinfinden. Ja-
cob, der Knecht, sucht dem erzürnten Herrn zu
entgehen; das wäre zwar leicht, aber auch ihm
sind die Augen zugebunden und mit einer klei-
nen Pfennigsschalmeye oder sonst etwas muss er,

errathen. Dieſs Errathen taugt nichts; die Blin-
dekuh gehe nach der Verwechſelung der Plätze
ſelbſt zu einer Perſon, und ziehe mit dem Finger
über das Geſichtsprofil, oder betaſte ihre Hand
und ſuche ſie dadurch zu erkennen.

Man ſpielt dieſes Spiel auch ſtehend. Es ge-
hört eigentlich nicht zu den Bewegungsſpielen,
hat aber hier ſeinen Platz erhalten, wegen ſei-
ner Verwandſchaft mit dem vorigen.


35. Jacob wo biſt du?
oder
Die beyden Blinden.

Ich kenne faſt kein Spiel, das ſo ganz dazu ge-
macht wäre, ein allgemeines, alle Augenblick
erneuertes Gelächter zu erregen, als dieſes. Ein
Herr iſt böſe auf ſeinen Knecht, er ſucht ihn un-
abläſsig, um ihn durchzuſchlagen; dabey ſind
ihm aber die Augen verbunden und er muſs ſich
durchs Gehör und Gefühl zu ihm hinfinden. Ja-
cob, der Knecht, ſucht dem erzürnten Herrn zu
entgehen; das wäre zwar leicht, aber auch ihm
ſind die Augen zugebunden und mit einer klei-
nen Pfennigsſchalmeye oder ſonſt etwas muſs er,

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[226/0258] errathen. Dieſs Errathen taugt nichts; die Blin- dekuh gehe nach der Verwechſelung der Plätze ſelbſt zu einer Perſon, und ziehe mit dem Finger über das Geſichtsprofil, oder betaſte ihre Hand und ſuche ſie dadurch zu erkennen. Man ſpielt dieſes Spiel auch ſtehend. Es ge- hört eigentlich nicht zu den Bewegungsſpielen, hat aber hier ſeinen Platz erhalten, wegen ſei- ner Verwandſchaft mit dem vorigen. 35. Jacob wo biſt du? oder Die beyden Blinden. Ich kenne faſt kein Spiel, das ſo ganz dazu ge- macht wäre, ein allgemeines, alle Augenblick erneuertes Gelächter zu erregen, als dieſes. Ein Herr iſt böſe auf ſeinen Knecht, er ſucht ihn un- abläſsig, um ihn durchzuſchlagen; dabey ſind ihm aber die Augen verbunden und er muſs ſich durchs Gehör und Gefühl zu ihm hinfinden. Ja- cob, der Knecht, ſucht dem erzürnten Herrn zu entgehen; das wäre zwar leicht, aber auch ihm ſind die Augen zugebunden und mit einer klei- nen Pfennigsſchalmeye oder ſonſt etwas muſs er,

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/258>, abgerufen am 28.03.2024.