Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
36. Markus und Lukas.

Auf einen freyen Platz, auch in die Mitte des
Zimmers, wird ein einbeiniger Tisch gesetzt.
Zwey geblendete Personen, Marcus und Lucas,
legen ihre linken Hände an den Rand des Ti-
sches, doch in solcher Entfernung, dass nur die
Fingerspitzen den Rand berühren. Die Rechte
hat jeder mit einem zusammen gedreheten Tu-
che bewaffnet. So gehen sie um den Tisch
herum und Lukas ruft, wenn es ihm Zeit zu seyn
scheint, Markus! dieser nutzt diese Aufforderung
und schlägt mit seinem Tuche nach Lukas, wel-
cher sich aber durch Biegungen und Wendun-
gen gegen den Schlag zu verwahren sucht, auch
wohl gar unter das Tischblatt kriecht, wobey er
aber seine Hand nicht vom Rande entfernen darf.
Hat Markus den Schlag gethan, so muss er um
den Tisch gehen und Lukas! rufen. So kommt
die Reihe des Schlagens nun an Lukas u. s. w. --
Das Spiel hat mit dem vorigen viel Aehnlichkeit.
Es belustigt durch die mancherley Biegungen,
Wendungen und Luftstreiche die Spieler und
Zuschauer, zumal wenn jene nicht geübt sind,
den Ort, aus welchem der Schall kommt, gehö-
rig zu beurtheilen, oder wenn sie ihre Sprach-

P 3
36. Markus und Lukas.

Auf einen freyen Platz, auch in die Mitte des
Zimmers, wird ein einbeiniger Tiſch geſetzt.
Zwey geblendete Perſonen, Marcus und Lucas,
legen ihre linken Hände an den Rand des Ti-
ſches, doch in ſolcher Entfernung, daſs nur die
Fingerſpitzen den Rand berühren. Die Rechte
hat jeder mit einem zuſammen gedreheten Tu-
che bewaffnet. So gehen ſie um den Tiſch
herum und Lukas ruft, wenn es ihm Zeit zu ſeyn
ſcheint, Markus! dieſer nutzt dieſe Aufforderung
und ſchlägt mit ſeinem Tuche nach Lukas, wel-
cher ſich aber durch Biegungen und Wendun-
gen gegen den Schlag zu verwahren ſucht, auch
wohl gar unter das Tiſchblatt kriecht, wobey er
aber ſeine Hand nicht vom Rande entfernen darf.
Hat Markus den Schlag gethan, ſo muſs er um
den Tiſch gehen und Lukas! rufen. So kommt
die Reihe des Schlagens nun an Lukas u. ſ. w. —
Das Spiel hat mit dem vorigen viel Aehnlichkeit.
Es beluſtigt durch die mancherley Biegungen,
Wendungen und Luftſtreiche die Spieler und
Zuſchauer, zumal wenn jene nicht geübt ſind,
den Ort, aus welchem der Schall kommt, gehö-
rig zu beurtheilen, oder wenn ſie ihre Sprach-

P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0261" n="229"/>
            <div n="4">
              <head>36. Markus und Lukas.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">A</hi>uf einen freyen Platz, auch in die Mitte des<lb/>
Zimmers, wird ein einbeiniger Ti&#x017F;ch ge&#x017F;etzt.<lb/>
Zwey geblendete Per&#x017F;onen, Marcus und Lucas,<lb/>
legen ihre linken Hände an den Rand des Ti-<lb/>
&#x017F;ches, doch in &#x017F;olcher Entfernung, da&#x017F;s nur die<lb/>
Finger&#x017F;pitzen den Rand berühren. Die Rechte<lb/>
hat jeder mit einem zu&#x017F;ammen gedreheten Tu-<lb/>
che bewaffnet. So gehen &#x017F;ie um den Ti&#x017F;ch<lb/>
herum und Lukas ruft, wenn es ihm Zeit zu &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;cheint, <hi rendition="#i">Markus</hi>! die&#x017F;er nutzt die&#x017F;e Aufforderung<lb/>
und &#x017F;chlägt mit &#x017F;einem Tuche nach Lukas, wel-<lb/>
cher &#x017F;ich aber durch Biegungen und Wendun-<lb/>
gen gegen den Schlag zu verwahren &#x017F;ucht, auch<lb/>
wohl gar unter das Ti&#x017F;chblatt kriecht, wobey er<lb/>
aber &#x017F;eine Hand nicht vom Rande entfernen darf.<lb/>
Hat Markus den Schlag gethan, &#x017F;o mu&#x017F;s er um<lb/>
den Ti&#x017F;ch gehen und <hi rendition="#i">Lukas</hi>! rufen. So kommt<lb/>
die Reihe des Schlagens nun an Lukas u. &#x017F;. w. &#x2014;<lb/>
Das Spiel hat mit dem vorigen viel Aehnlichkeit.<lb/>
Es belu&#x017F;tigt durch die mancherley Biegungen,<lb/>
Wendungen und Luft&#x017F;treiche die Spieler und<lb/>
Zu&#x017F;chauer, zumal wenn jene nicht geübt &#x017F;ind,<lb/>
den Ort, aus welchem der Schall kommt, gehö-<lb/>
rig zu beurtheilen, oder wenn &#x017F;ie ihre Sprach-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0261] 36. Markus und Lukas. Auf einen freyen Platz, auch in die Mitte des Zimmers, wird ein einbeiniger Tiſch geſetzt. Zwey geblendete Perſonen, Marcus und Lucas, legen ihre linken Hände an den Rand des Ti- ſches, doch in ſolcher Entfernung, daſs nur die Fingerſpitzen den Rand berühren. Die Rechte hat jeder mit einem zuſammen gedreheten Tu- che bewaffnet. So gehen ſie um den Tiſch herum und Lukas ruft, wenn es ihm Zeit zu ſeyn ſcheint, Markus! dieſer nutzt dieſe Aufforderung und ſchlägt mit ſeinem Tuche nach Lukas, wel- cher ſich aber durch Biegungen und Wendun- gen gegen den Schlag zu verwahren ſucht, auch wohl gar unter das Tiſchblatt kriecht, wobey er aber ſeine Hand nicht vom Rande entfernen darf. Hat Markus den Schlag gethan, ſo muſs er um den Tiſch gehen und Lukas! rufen. So kommt die Reihe des Schlagens nun an Lukas u. ſ. w. — Das Spiel hat mit dem vorigen viel Aehnlichkeit. Es beluſtigt durch die mancherley Biegungen, Wendungen und Luftſtreiche die Spieler und Zuſchauer, zumal wenn jene nicht geübt ſind, den Ort, aus welchem der Schall kommt, gehö- rig zu beurtheilen, oder wenn ſie ihre Sprach- P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/261
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/261>, abgerufen am 16.04.2024.