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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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der jugendlichen Nachtspiele angefüllt, wird nicht
leicht auf schreckliche Gegenstände verfallen.

In dem bisherigen liegt die Quintessenz des-
sen, was Rousseau im Emile so schön über die-
sen Gegenstand sagt. Was er indess von den
Ammenmährchen behauptet, widerlegt sich da-
durch, dass sehr viele Menschen sich auch am
hellen Tage vor Gespenstern fürchten, auch
dann, wann sie alles um sich her auch noch so gut
erkennen können.

Rousseau schlägt darauf selbst nächtliche Spie-
le oder vielmehr pädagogische Uebungen vor.
Er will, dass man Abends eine Gesellschaft von
Kindern zusammenbringe, und sie an finstern Or-
ten allerley verrichten lasse.

Keines müsste ganz allein gehen, sondern ge-
sellschaftlich bis man sicher wäre, dass es nicht
zu sehr erschrecken würde.

"Ich finde nichts so lustig und nützlich, als
dergleichen Spiele, wenn man sie nur gehörig
einzurichten weiss. In einem grossen Saale wür-
de ich von Tischen, Stühlen, Schirmen etc. ei-
ne Art von Irrgang machen. In die verworr-
nen Krümmungen dieses Labyrinths stellte ich,
mitten unter acht bis zehn Vexirbüchsen, eine
ziemlich ähnliche mit Zuckerwerk gefüllte. Ich
bestimmte kurz, deutlich und genau die Stelle
derselben; ich gäbe eine solche Anweisung, die

der jugendlichen Nachtſpiele angefüllt, wird nicht
leicht auf ſchreckliche Gegenſtände verfallen.

In dem bisherigen liegt die Quinteſſenz deſ-
ſen, was Rouſſeau im Emile ſo ſchön über die-
ſen Gegenſtand ſagt. Was er indeſs von den
Ammenmährchen behauptet, widerlegt ſich da-
durch, daſs ſehr viele Menſchen ſich auch am
hellen Tage vor Geſpenſtern fürchten, auch
dann, wann ſie alles um ſich her auch noch ſo gut
erkennen können.

Rouſſeau ſchlägt darauf ſelbſt nächtliche Spie-
le oder vielmehr pädagogiſche Uebungen vor.
Er will, daſs man Abends eine Geſellſchaft von
Kindern zuſammenbringe, und ſie an finſtern Or-
ten allerley verrichten laſſe.

Keines müſste ganz allein gehen, ſondern ge-
ſellſchaftlich bis man ſicher wäre, daſs es nicht
zu ſehr erſchrecken würde.

„Ich finde nichts ſo luſtig und nützlich, als
dergleichen Spiele, wenn man ſie nur gehörig
einzurichten weiſs. In einem groſsen Saale wür-
de ich von Tiſchen, Stühlen, Schirmen etc. ei-
ne Art von Irrgang machen. In die verworr-
nen Krümmungen dieſes Labyrinths ſtellte ich,
mitten unter acht bis zehn Vexirbüchſen, eine
ziemlich ähnliche mit Zuckerwerk gefüllte. Ich
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[244/0276] der jugendlichen Nachtſpiele angefüllt, wird nicht leicht auf ſchreckliche Gegenſtände verfallen. In dem bisherigen liegt die Quinteſſenz deſ- ſen, was Rouſſeau im Emile ſo ſchön über die- ſen Gegenſtand ſagt. Was er indeſs von den Ammenmährchen behauptet, widerlegt ſich da- durch, daſs ſehr viele Menſchen ſich auch am hellen Tage vor Geſpenſtern fürchten, auch dann, wann ſie alles um ſich her auch noch ſo gut erkennen können. Rouſſeau ſchlägt darauf ſelbſt nächtliche Spie- le oder vielmehr pädagogiſche Uebungen vor. Er will, daſs man Abends eine Geſellſchaft von Kindern zuſammenbringe, und ſie an finſtern Or- ten allerley verrichten laſſe. Keines müſste ganz allein gehen, ſondern ge- ſellſchaftlich bis man ſicher wäre, daſs es nicht zu ſehr erſchrecken würde. „Ich finde nichts ſo luſtig und nützlich, als dergleichen Spiele, wenn man ſie nur gehörig einzurichten weiſs. In einem groſsen Saale wür- de ich von Tiſchen, Stühlen, Schirmen etc. ei- ne Art von Irrgang machen. In die verworr- nen Krümmungen dieſes Labyrinths ſtellte ich, mitten unter acht bis zehn Vexirbüchſen, eine ziemlich ähnliche mit Zuckerwerk gefüllte. Ich beſtimmte kurz, deutlich und genau die Stelle derſelben; ich gäbe eine ſolche Anweiſung, die

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/276>, abgerufen am 29.03.2024.