Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
42. Miau!

Die Kleinen sind wieder auf einer Wiese oder
in einem Garten. Der Abend muss sehr dunkel
seyn. Der flinkste Knabe wird zum Miau gewählt.
Dieser läuft von der Gesellschaft fort, um sich zu
verstecken, und man giebt ihm dazu etwa 4 Mi-
nuten Zeit, binnen welcher man 20 zählt. Hie-
rauf geht die Gesellschaft fort, um ihn zu erha-
schen. Man kommt in die Gegend, wo man ihn
vermuthet und findet ihn nicht. Man umstellt
indess den Platz, und der kleine Anführer der
Gesellschaft fordert den Miau auf, mit den Wor-
ten: Miau lass dich hören! Alle andere wiederho-
len diesen Ruf und erwarten dann mit grosser
Begierde die Antwort. Man ist schon auf dem
Punkte zuzufahren, um ihn zu ertappen, weil
man ihn ganz nahe glaubt; aber ehe man sichs
versieht, erschallt die Antwort: Miau! weit ent-
fernt, auf einer ganz andern Seite. Schnell bil-
det die Gesellschaft eine weit ausgedehnte Li-
nie und läuft vorwärts nach der Gegend,
wo der Laut Miau! herschallte. Hier will
man ihn denn recht sicher einschliessen; aber
ehe man sichs versieht, ist Miau wieder durch die
Glieder der Linie entwischt und täuscht die an-
dern zum zweyten Maale. Ist Miau aber end-
lich glücklich eingeschlossen und man fordet ihn

42. Miau!

Die Kleinen ſind wieder auf einer Wieſe oder
in einem Garten. Der Abend muſs ſehr dunkel
ſeyn. Der flinkſte Knabe wird zum Miau gewählt.
Dieſer läuft von der Geſellſchaft fort, um ſich zu
verſtecken, und man giebt ihm dazu etwa 4 Mi-
nuten Zeit, binnen welcher man 20 zählt. Hie-
rauf geht die Geſellſchaft fort, um ihn zu erha-
ſchen. Man kommt in die Gegend, wo man ihn
vermuthet und findet ihn nicht. Man umſtellt
indeſs den Platz, und der kleine Anführer der
Geſellſchaft fordert den Miau auf, mit den Wor-
ten: Miau laſs dich hören! Alle andere wiederho-
len dieſen Ruf und erwarten dann mit groſser
Begierde die Antwort. Man iſt ſchon auf dem
Punkte zuzufahren, um ihn zu ertappen, weil
man ihn ganz nahe glaubt; aber ehe man ſichs
verſieht, erſchallt die Antwort: Miau! weit ent-
fernt, auf einer ganz andern Seite. Schnell bil-
det die Geſellſchaft eine weit ausgedehnte Li-
nie und läuft vorwärts nach der Gegend,
wo der Laut Miau! herſchallte. Hier will
man ihn denn recht ſicher einſchlieſsen; aber
ehe man ſichs verſieht, iſt Miau wieder durch die
Glieder der Linie entwiſcht und täuſcht die an-
dern zum zweyten Maale. Iſt Miau aber end-
lich glücklich eingeſchloſſen und man fordet ihn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0285" n="253"/>
            <div n="4">
              <head>42. Miau!</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Kleinen &#x017F;ind wieder auf einer Wie&#x017F;e oder<lb/>
in einem Garten. Der Abend mu&#x017F;s &#x017F;ehr dunkel<lb/>
&#x017F;eyn. Der flink&#x017F;te Knabe wird zum <hi rendition="#i">Miau</hi> gewählt.<lb/>
Die&#x017F;er läuft von der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft fort, um &#x017F;ich zu<lb/>
ver&#x017F;tecken, und man giebt ihm dazu etwa 4 Mi-<lb/>
nuten Zeit, binnen welcher man 20 zählt. Hie-<lb/>
rauf geht die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft fort, um ihn zu erha-<lb/>
&#x017F;chen. Man kommt in die Gegend, wo man ihn<lb/>
vermuthet und findet ihn nicht. Man um&#x017F;tellt<lb/>
inde&#x017F;s den Platz, und der kleine Anführer der<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft fordert den <hi rendition="#i">Miau</hi> auf, mit den Wor-<lb/>
ten: <hi rendition="#i">Miau la&#x017F;s dich hören</hi>! Alle andere wiederho-<lb/>
len die&#x017F;en Ruf und erwarten dann mit gro&#x017F;ser<lb/>
Begierde die Antwort. Man i&#x017F;t &#x017F;chon auf dem<lb/>
Punkte zuzufahren, um ihn zu ertappen, weil<lb/>
man ihn ganz nahe glaubt; aber ehe man &#x017F;ichs<lb/>
ver&#x017F;ieht, er&#x017F;challt die Antwort: <hi rendition="#i">Miau!</hi> weit ent-<lb/>
fernt, auf einer ganz andern Seite. Schnell bil-<lb/>
det die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft eine weit ausgedehnte Li-<lb/>
nie und läuft vorwärts nach der Gegend,<lb/>
wo der Laut <hi rendition="#i">Miau!</hi> her&#x017F;challte. Hier will<lb/>
man ihn denn recht &#x017F;icher ein&#x017F;chlie&#x017F;sen; aber<lb/>
ehe man &#x017F;ichs ver&#x017F;ieht, i&#x017F;t <hi rendition="#i">Miau</hi> wieder durch die<lb/>
Glieder der Linie entwi&#x017F;cht und täu&#x017F;cht die an-<lb/>
dern zum zweyten Maale. I&#x017F;t <hi rendition="#i">Miau</hi> aber end-<lb/>
lich glücklich einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und man fordet ihn<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0285] 42. Miau! Die Kleinen ſind wieder auf einer Wieſe oder in einem Garten. Der Abend muſs ſehr dunkel ſeyn. Der flinkſte Knabe wird zum Miau gewählt. Dieſer läuft von der Geſellſchaft fort, um ſich zu verſtecken, und man giebt ihm dazu etwa 4 Mi- nuten Zeit, binnen welcher man 20 zählt. Hie- rauf geht die Geſellſchaft fort, um ihn zu erha- ſchen. Man kommt in die Gegend, wo man ihn vermuthet und findet ihn nicht. Man umſtellt indeſs den Platz, und der kleine Anführer der Geſellſchaft fordert den Miau auf, mit den Wor- ten: Miau laſs dich hören! Alle andere wiederho- len dieſen Ruf und erwarten dann mit groſser Begierde die Antwort. Man iſt ſchon auf dem Punkte zuzufahren, um ihn zu ertappen, weil man ihn ganz nahe glaubt; aber ehe man ſichs verſieht, erſchallt die Antwort: Miau! weit ent- fernt, auf einer ganz andern Seite. Schnell bil- det die Geſellſchaft eine weit ausgedehnte Li- nie und läuft vorwärts nach der Gegend, wo der Laut Miau! herſchallte. Hier will man ihn denn recht ſicher einſchlieſsen; aber ehe man ſichs verſieht, iſt Miau wieder durch die Glieder der Linie entwiſcht und täuſcht die an- dern zum zweyten Maale. Iſt Miau aber end- lich glücklich eingeſchloſſen und man fordet ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/285
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/285>, abgerufen am 29.03.2024.