Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nisse mit jungen Lehrlingen unter gewissen Um-
ständen im Spiel wiederholen, heisst wohl nicht
mit Wissenschaften spielen und sie herabwürdi-
gen; sondern sich mit den Wissenschaften an
Zeit, Ort, Umstände und Jugend anschmiegen;
und wenn Spiele der Art schon die Kenntniss
wissentschaftlicher Gegenstände voraussetzen, so
kann man ja nicht den Zweck haben, diese zu
lehren, sondern nur gelegentlich zu wieder holen.
Wer über das Wiederholen etwas nachgedacht
und gefunden hat, dass dieses Wiederkäuen
schon gehabter, von aller Neuheit entblösster Be-
griffe dem menschlichen Geiste, aber besonders
der Jugend widerstehend ist, der wird in guten
Spielen der Art nichts Anstössiges finden, und
für die Gründlichkeit nichts befürchten, weil es
denn doch wohl immer gründlicher seyn mag,
mit Campen Geographische Kenntnisse zu wie-
derholen, als Hübner auswendig zu lernen. Wis-
sentschaftliche Spiele sind überdem nichts weni-
ger als neue Erfindungen; schon mit dem lech-
zehnten Jahrhundert findet man Geographische,
Heraldische, Mathematische, Historische, sogar
Juristische Spiele, wie man aus Clodii Bibliothe-
ca lusoria sehn kann. Alle Spiele dieser Ord-
nung sind gesellschaftliche.


niſſe mit jungen Lehrlingen unter gewiſſen Um-
ſtänden im Spiel wiederholen, heiſst wohl nicht
mit Wiſſenſchaften ſpielen und ſie herabwürdi-
gen; ſondern ſich mit den Wiſſenſchaften an
Zeit, Ort, Umſtände und Jugend anſchmiegen;
und wenn Spiele der Art ſchon die Kenntniſs
wiſſentſchaftlicher Gegenſtände vorausſetzen, ſo
kann man ja nicht den Zweck haben, dieſe zu
lehren, ſondern nur gelegentlich zu wieder holen.
Wer über das Wiederholen etwas nachgedacht
und gefunden hat, daſs dieſes Wiederkäuen
ſchon gehabter, von aller Neuheit entblöſster Be-
griffe dem menſchlichen Geiſte, aber beſonders
der Jugend widerſtehend iſt, der wird in guten
Spielen der Art nichts Anſtöſsiges finden, und
für die Gründlichkeit nichts befürchten, weil es
denn doch wohl immer gründlicher ſeyn mag,
mit Campen Geographiſche Kenntniſſe zu wie-
derholen, als Hübner auswendig zu lernen. Wiſ-
ſentſchaftliche Spiele ſind überdem nichts weni-
ger als neue Erfindungen; ſchon mit dem lech-
zehnten Jahrhundert findet man Geographiſche,
Heraldiſche, Mathematiſche, Hiſtoriſche, ſogar
Juriſtiſche Spiele, wie man aus Clodii Bibliothe-
ca luſoria ſehn kann. Alle Spiele dieſer Ord-
nung ſind geſellſchaftliche.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0367" n="335"/>
ni&#x017F;&#x017F;e mit jungen Lehrlingen unter gewi&#x017F;&#x017F;en Um-<lb/>
&#x017F;tänden im Spiel wiederholen, hei&#x017F;st wohl nicht<lb/>
mit Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften &#x017F;pielen und &#x017F;ie herabwürdi-<lb/>
gen; &#x017F;ondern &#x017F;ich mit den Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften an<lb/>
Zeit, Ort, Um&#x017F;tände und Jugend an&#x017F;chmiegen;<lb/>
und wenn Spiele der Art &#x017F;chon die Kenntni&#x017F;s<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;ent&#x017F;chaftlicher Gegen&#x017F;tände voraus&#x017F;etzen, &#x017F;o<lb/>
kann man ja nicht den Zweck haben, die&#x017F;e zu<lb/>
lehren, &#x017F;ondern nur gelegentlich zu <hi rendition="#i">wieder holen</hi>.<lb/>
Wer über das Wiederholen etwas nachgedacht<lb/>
und gefunden hat, da&#x017F;s die&#x017F;es Wiederkäuen<lb/>
&#x017F;chon gehabter, von aller Neuheit entblö&#x017F;ster Be-<lb/>
griffe dem men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;te, aber be&#x017F;onders<lb/>
der Jugend wider&#x017F;tehend i&#x017F;t, der wird in guten<lb/>
Spielen der Art nichts An&#x017F;&#x017F;siges finden, und<lb/>
für die Gründlichkeit nichts befürchten, weil es<lb/>
denn doch wohl immer gründlicher &#x017F;eyn mag,<lb/>
mit Campen Geographi&#x017F;che Kenntni&#x017F;&#x017F;e zu wie-<lb/>
derholen, als Hübner auswendig zu lernen. Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ent&#x017F;chaftliche Spiele &#x017F;ind überdem nichts weni-<lb/>
ger als neue Erfindungen; &#x017F;chon mit dem lech-<lb/>
zehnten Jahrhundert findet man Geographi&#x017F;che,<lb/>
Heraldi&#x017F;che, Mathemati&#x017F;che, Hi&#x017F;tori&#x017F;che, &#x017F;ogar<lb/>
Juri&#x017F;ti&#x017F;che Spiele, wie man aus Clodii Bibliothe-<lb/>
ca lu&#x017F;oria &#x017F;ehn kann. Alle Spiele die&#x017F;er Ord-<lb/>
nung &#x017F;ind <hi rendition="#i">ge&#x017F;ell&#x017F;chaftliche</hi>.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0367] niſſe mit jungen Lehrlingen unter gewiſſen Um- ſtänden im Spiel wiederholen, heiſst wohl nicht mit Wiſſenſchaften ſpielen und ſie herabwürdi- gen; ſondern ſich mit den Wiſſenſchaften an Zeit, Ort, Umſtände und Jugend anſchmiegen; und wenn Spiele der Art ſchon die Kenntniſs wiſſentſchaftlicher Gegenſtände vorausſetzen, ſo kann man ja nicht den Zweck haben, dieſe zu lehren, ſondern nur gelegentlich zu wieder holen. Wer über das Wiederholen etwas nachgedacht und gefunden hat, daſs dieſes Wiederkäuen ſchon gehabter, von aller Neuheit entblöſster Be- griffe dem menſchlichen Geiſte, aber beſonders der Jugend widerſtehend iſt, der wird in guten Spielen der Art nichts Anſtöſsiges finden, und für die Gründlichkeit nichts befürchten, weil es denn doch wohl immer gründlicher ſeyn mag, mit Campen Geographiſche Kenntniſſe zu wie- derholen, als Hübner auswendig zu lernen. Wiſ- ſentſchaftliche Spiele ſind überdem nichts weni- ger als neue Erfindungen; ſchon mit dem lech- zehnten Jahrhundert findet man Geographiſche, Heraldiſche, Mathematiſche, Hiſtoriſche, ſogar Juriſtiſche Spiele, wie man aus Clodii Bibliothe- ca luſoria ſehn kann. Alle Spiele dieſer Ord- nung ſind geſellſchaftliche.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/367
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/367>, abgerufen am 25.04.2024.