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[Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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den Stelle sitzen, aber der Schlaue hält geduldig still, weil ihm diese alten Fliegen nichts schaden, wenn er sie aber abschüttelte, neue kommen würden, die ihm ärger zusetzen dürften. Das könnte in Deutschland die Opposition und die Regierung werden, so daß jene ihren Ruhm, diese ihre Macht behielte, wenn nicht anders gesorgt wäre.

Die Gemäßigten und die Stürmischen unterscheiden sich vielleicht blos durch ihr Temperament: ihre Gesinnungen bleiben dieselben. Das wäre herrlich; denn sie werden sich vereinigen, wenn man ihre Gesinnungen in die Acht erklärt. Für diese Aussicht läßt sich das Schönste vom Bundestag erwarten. Wir bedürfen einiger Gewaltstreiche, die den Unterschied der Parteien aufhöbe und die gute Sache wieder allgemein machte, und in Deutschland ist es Niemanden so unter die Hand gegeben, -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Hoffen wir also auf Frankfurt!

Du ziehst mich noch immer am Rocke, Freundin? Willst Du in der That, ich soll hinaufsteigen auf die Rednerbühne und die versammelte Menge haranguiren? Wohlan, ich gehorche Dir! Drücke mir noch einmal die Hand! Sorge für meine Frau und Kinder, wenn man mich in Preußen für diese Rede hängt!

den Stelle sitzen, aber der Schlaue hält geduldig still, weil ihm diese alten Fliegen nichts schaden, wenn er sie aber abschüttelte, neue kommen würden, die ihm ärger zusetzen dürften. Das könnte in Deutschland die Opposition und die Regierung werden, so daß jene ihren Ruhm, diese ihre Macht behielte, wenn nicht anders gesorgt wäre.

Die Gemäßigten und die Stürmischen unterscheiden sich vielleicht blos durch ihr Temperament: ihre Gesinnungen bleiben dieselben. Das wäre herrlich; denn sie werden sich vereinigen, wenn man ihre Gesinnungen in die Acht erklärt. Für diese Aussicht läßt sich das Schönste vom Bundestag erwarten. Wir bedürfen einiger Gewaltstreiche, die den Unterschied der Parteien aufhöbe und die gute Sache wieder allgemein machte, und in Deutschland ist es Niemanden so unter die Hand gegeben, — — — — — — — — — — Hoffen wir also auf Frankfurt!

Du ziehst mich noch immer am Rocke, Freundin? Willst Du in der That, ich soll hinaufsteigen auf die Rednerbühne und die versammelte Menge haranguiren? Wohlan, ich gehorche Dir! Drücke mir noch einmal die Hand! Sorge für meine Frau und Kinder, wenn man mich in Preußen für diese Rede hängt!

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[266/0279] den Stelle sitzen, aber der Schlaue hält geduldig still, weil ihm diese alten Fliegen nichts schaden, wenn er sie aber abschüttelte, neue kommen würden, die ihm ärger zusetzen dürften. Das könnte in Deutschland die Opposition und die Regierung werden, so daß jene ihren Ruhm, diese ihre Macht behielte, wenn nicht anders gesorgt wäre. Die Gemäßigten und die Stürmischen unterscheiden sich vielleicht blos durch ihr Temperament: ihre Gesinnungen bleiben dieselben. Das wäre herrlich; denn sie werden sich vereinigen, wenn man ihre Gesinnungen in die Acht erklärt. Für diese Aussicht läßt sich das Schönste vom Bundestag erwarten. Wir bedürfen einiger Gewaltstreiche, die den Unterschied der Parteien aufhöbe und die gute Sache wieder allgemein machte, und in Deutschland ist es Niemanden so unter die Hand gegeben, — — — — — — — — — — Hoffen wir also auf Frankfurt! Du ziehst mich noch immer am Rocke, Freundin? Willst Du in der That, ich soll hinaufsteigen auf die Rednerbühne und die versammelte Menge haranguiren? Wohlan, ich gehorche Dir! Drücke mir noch einmal die Hand! Sorge für meine Frau und Kinder, wenn man mich in Preußen für diese Rede hängt!

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax des Gutzkow Editionsprojekts. (2013-07-01T14:33:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus dem Gutzkow Editionsprojekt entsprechen muss.
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Frederike Neuber: Konvertierung vom Markup des Gutzkow Editionsprojekts nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-07-01T14:33:31Z)

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/279>, abgerufen am 18.04.2024.