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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

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Achtes Kapitel.

Der Spätherbst hatte nun endlich die Gestalt des Winters angenommen. Nicht nur leichte Flocken Schnees, sondern ganze Massen und gefrorner Regen dazu waren gefallen und waren nicht wieder geschmolzen, sondern blieben gefroren und festgeballt - ein Glück für den Straßenverkehr. Auch für die kleine bescheidene Bildhauerwerkstatt, die sonst vor "Patsch", wie Blaumeißel sagte, kaum zu erreichen war, wenn er des Morgens mit der Pferdebahn letzter Wagenklasse ankam und Plümicke, der mit dem Heizen des Ofens und mit seiner Junggesellensauberkeit in aller Frühe zu thun hatte, noch an ein "Bahnmachen für Fußgänger" im Garten nicht gedacht hatte.

Die Beete waren größtentheils mit Strohgeflechten bedeckt. Manche sogar mit erwärmendem, zuweilen erneuertem Dünger. Hier und da lugte noch ein grüner Epheuzweig, eine Buchsbaumreihe oder ein junges Reis von einem Lebensbaum unter der Decke hervor. Die

Achtes Kapitel.

Der Spätherbst hatte nun endlich die Gestalt des Winters angenommen. Nicht nur leichte Flocken Schnees, sondern ganze Massen und gefrorner Regen dazu waren gefallen und waren nicht wieder geschmolzen, sondern blieben gefroren und festgeballt – ein Glück für den Straßenverkehr. Auch für die kleine bescheidene Bildhauerwerkstatt, die sonst vor „Patsch“, wie Blaumeißel sagte, kaum zu erreichen war, wenn er des Morgens mit der Pferdebahn letzter Wagenklasse ankam und Plümicke, der mit dem Heizen des Ofens und mit seiner Junggesellensauberkeit in aller Frühe zu thun hatte, noch an ein „Bahnmachen für Fußgänger“ im Garten nicht gedacht hatte.

Die Beete waren größtentheils mit Strohgeflechten bedeckt. Manche sogar mit erwärmendem, zuweilen erneuertem Dünger. Hier und da lugte noch ein grüner Epheuzweig, eine Buchsbaumreihe oder ein junges Reis von einem Lebensbaum unter der Decke hervor. Die

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[179/0185] Achtes Kapitel. Der Spätherbst hatte nun endlich die Gestalt des Winters angenommen. Nicht nur leichte Flocken Schnees, sondern ganze Massen und gefrorner Regen dazu waren gefallen und waren nicht wieder geschmolzen, sondern blieben gefroren und festgeballt – ein Glück für den Straßenverkehr. Auch für die kleine bescheidene Bildhauerwerkstatt, die sonst vor „Patsch“, wie Blaumeißel sagte, kaum zu erreichen war, wenn er des Morgens mit der Pferdebahn letzter Wagenklasse ankam und Plümicke, der mit dem Heizen des Ofens und mit seiner Junggesellensauberkeit in aller Frühe zu thun hatte, noch an ein „Bahnmachen für Fußgänger“ im Garten nicht gedacht hatte. Die Beete waren größtentheils mit Strohgeflechten bedeckt. Manche sogar mit erwärmendem, zuweilen erneuertem Dünger. Hier und da lugte noch ein grüner Epheuzweig, eine Buchsbaumreihe oder ein junges Reis von einem Lebensbaum unter der Decke hervor. Die

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/185>, abgerufen am 28.03.2024.