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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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So mußte sich denn recht der Trieb der Neuen Serapionsbrüder regen, aneinander zu rücken zum Austausch verwandter Stimmungen.

Als die Carnevalszeit vorüber war, die geistige Leere nicht mehr im blödsinnigen Zuge, die Formensucht, die Nichtigkeit alles höhern Strebens sich nicht mehr bei Gastereien und Bällen zur Schau stellte, da fand man sich um den grünen Tisch wieder zahlreicher ein und beklagte recht, daß einige Mitglieder, die früher den Ton angaben, so selten kamen. Der anregungsreiche Eltester, Omma, Brandt und Andere waren da, aber ein ganzer Kreis, Schindler, Wolny, der neueingeführte Holl fehlten. Freilich vor glücklichen häuslichen Begebenheiten!

Vor Allen vermißte man den würdigen Althing, den in seinen weißen Locken Allbekannten. Aber man wußte, er hatte wiederum ein großes Unglück erlebt!

Alle Welt hatte neben seinem einfachen Sarkophag für Frau Gabriele Wolny auf einem nicht zu entlegenen Friedhofe sein in carrarischem Marmor ausgeführtes größeres Denkmal auf den Grafen Wilhelm von Treuenfels bewundert. Liebe, Beständigkeit, Treue, Hoffnung waren in charakteristischen Figuren und anmuthiger Vereinigung wiedergegeben. Den Kopf des Sockels hatte die Büste der edlen Züge des Grafen selbst gebildet.

So mußte sich denn recht der Trieb der Neuen Serapionsbrüder regen, aneinander zu rücken zum Austausch verwandter Stimmungen.

Als die Carnevalszeit vorüber war, die geistige Leere nicht mehr im blödsinnigen Zuge, die Formensucht, die Nichtigkeit alles höhern Strebens sich nicht mehr bei Gastereien und Bällen zur Schau stellte, da fand man sich um den grünen Tisch wieder zahlreicher ein und beklagte recht, daß einige Mitglieder, die früher den Ton angaben, so selten kamen. Der anregungsreiche Eltester, Omma, Brandt und Andere waren da, aber ein ganzer Kreis, Schindler, Wolny, der neueingeführte Holl fehlten. Freilich vor glücklichen häuslichen Begebenheiten!

Vor Allen vermißte man den würdigen Althing, den in seinen weißen Locken Allbekannten. Aber man wußte, er hatte wiederum ein großes Unglück erlebt!

Alle Welt hatte neben seinem einfachen Sarkophag für Frau Gabriele Wolny auf einem nicht zu entlegenen Friedhofe sein in carrarischem Marmor ausgeführtes größeres Denkmal auf den Grafen Wilhelm von Treuenfels bewundert. Liebe, Beständigkeit, Treue, Hoffnung waren in charakteristischen Figuren und anmuthiger Vereinigung wiedergegeben. Den Kopf des Sockels hatte die Büste der edlen Züge des Grafen selbst gebildet.

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[295/0301] So mußte sich denn recht der Trieb der Neuen Serapionsbrüder regen, aneinander zu rücken zum Austausch verwandter Stimmungen. Als die Carnevalszeit vorüber war, die geistige Leere nicht mehr im blödsinnigen Zuge, die Formensucht, die Nichtigkeit alles höhern Strebens sich nicht mehr bei Gastereien und Bällen zur Schau stellte, da fand man sich um den grünen Tisch wieder zahlreicher ein und beklagte recht, daß einige Mitglieder, die früher den Ton angaben, so selten kamen. Der anregungsreiche Eltester, Omma, Brandt und Andere waren da, aber ein ganzer Kreis, Schindler, Wolny, der neueingeführte Holl fehlten. Freilich vor glücklichen häuslichen Begebenheiten! Vor Allen vermißte man den würdigen Althing, den in seinen weißen Locken Allbekannten. Aber man wußte, er hatte wiederum ein großes Unglück erlebt! Alle Welt hatte neben seinem einfachen Sarkophag für Frau Gabriele Wolny auf einem nicht zu entlegenen Friedhofe sein in carrarischem Marmor ausgeführtes größeres Denkmal auf den Grafen Wilhelm von Treuenfels bewundert. Liebe, Beständigkeit, Treue, Hoffnung waren in charakteristischen Figuren und anmuthiger Vereinigung wiedergegeben. Den Kopf des Sockels hatte die Büste der edlen Züge des Grafen selbst gebildet.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/301>, abgerufen am 29.03.2024.