Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

denden Bewußtsein das Letzte sei. Die Unzu¬
länglichkeiten der Erhabenheit, sagte er, die
Furcht vor dem Tode, der Schmerz, nicht wie
Brutus, der alte und der junge tödten, nicht
wie Cato sterben zu können, die Bitte des
Prinzen von Homburg, ihn leben zu lassen: das
ist das Tragische unsrer Zeit und ein Gefühl,
welches die Anschauungen unsrer Welt von dem
Zeitalter der Schicksalsidee so schmerzlich ver¬
schieden macht. Sie wollte sterben, und lief einen
ganzen Tag, einen Weg von sechs Stunden,
um den Tod zu finden, den sie herzlich suchte
und den sie fürchtete!

So war Cäsar.


denden Bewußtſein das Letzte ſei. Die Unzu¬
länglichkeiten der Erhabenheit, ſagte er, die
Furcht vor dem Tode, der Schmerz, nicht wie
Brutus, der alte und der junge tödten, nicht
wie Cato ſterben zu können, die Bitte des
Prinzen von Homburg, ihn leben zu laſſen: das
iſt das Tragiſche unſrer Zeit und ein Gefühl,
welches die Anſchauungen unſrer Welt von dem
Zeitalter der Schickſalsidee ſo ſchmerzlich ver¬
ſchieden macht. Sie wollte ſterben, und lief einen
ganzen Tag, einen Weg von ſechs Stunden,
um den Tod zu finden, den ſie herzlich ſuchte
und den ſie fürchtete!

So war Cäſar.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="89"/>
denden Bewußt&#x017F;ein das Letzte &#x017F;ei. Die Unzu¬<lb/>
länglichkeiten der Erhabenheit, &#x017F;agte er, die<lb/>
Furcht vor dem Tode, der Schmerz, nicht wie<lb/>
Brutus, der alte und der junge tödten, nicht<lb/>
wie Cato &#x017F;terben zu können, die Bitte des<lb/>
Prinzen von Homburg, ihn leben zu la&#x017F;&#x017F;en: das<lb/>
i&#x017F;t das Tragi&#x017F;che un&#x017F;rer Zeit und ein Gefühl,<lb/>
welches die An&#x017F;chauungen un&#x017F;rer Welt von dem<lb/>
Zeitalter der Schick&#x017F;alsidee &#x017F;o &#x017F;chmerzlich ver¬<lb/>
&#x017F;chieden macht. Sie wollte &#x017F;terben, und lief einen<lb/>
ganzen Tag, einen Weg von &#x017F;echs Stunden,<lb/>
um den Tod zu finden, den &#x017F;ie herzlich &#x017F;uchte<lb/>
und den &#x017F;ie fürchtete!</p><lb/>
          <p>So war Cä&#x017F;ar.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0098] denden Bewußtſein das Letzte ſei. Die Unzu¬ länglichkeiten der Erhabenheit, ſagte er, die Furcht vor dem Tode, der Schmerz, nicht wie Brutus, der alte und der junge tödten, nicht wie Cato ſterben zu können, die Bitte des Prinzen von Homburg, ihn leben zu laſſen: das iſt das Tragiſche unſrer Zeit und ein Gefühl, welches die Anſchauungen unſrer Welt von dem Zeitalter der Schickſalsidee ſo ſchmerzlich ver¬ ſchieden macht. Sie wollte ſterben, und lief einen ganzen Tag, einen Weg von ſechs Stunden, um den Tod zu finden, den ſie herzlich ſuchte und den ſie fürchtete! So war Cäſar.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/98
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/98>, abgerufen am 29.03.2024.