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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Der fossile Affenmensch. V.
brochen vom niedersten katarrhinen Affen bis zum höchst ent-
wickelten Menschen hinaufzieht. Ich habe die hohe Bedeutung,
welche dieser merkwürdige Fund besitzt, ausführlich erörtert in
dem Vortrage "Ueber unsere gegenwärtige Kenntniß vom Ur-
sprung des Menschen", welchen ich am 26. August 1898 auf
dem vierten Internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge ge-
halten habe. Der Paläontologe, welcher die Bedingungen für
Bildung und Erhaltung von Versteinerungen kennt, wird die
Entdeckung des Pithekanthropus als einen besonders glücklichen
Zufall betrachten. Denn als Baumbewohner kommen die Affen
nach ihrem Tode (wenn sie nicht zufällig ins Wasser fallen) nur
selten unter Verhältnisse, welche die Erhaltung und Versteinerung
ihres Knochengerüstes gestatten. Durch den Fund dieses fossilen
Affenmenschen von Java ist also auch von Seiten der Palä-
ontologie
die "Abstammung des Menschen vom Affen" ebenso
klar und sicher bewiesen, wie es früher schon durch die Urkunden
der vergleichenden Anatomie und Ontogenie geschehen
war; wir besitzen jetzt alle Haupt-Urkunden unserer Stammes-
geschichte.



Der foſſile Affenmenſch. V.
brochen vom niederſten katarrhinen Affen bis zum höchſt ent-
wickelten Menſchen hinaufzieht. Ich habe die hohe Bedeutung,
welche dieſer merkwürdige Fund beſitzt, ausführlich erörtert in
dem Vortrage „Ueber unſere gegenwärtige Kenntniß vom Ur-
ſprung des Menſchen“, welchen ich am 26. Auguſt 1898 auf
dem vierten Internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge ge-
halten habe. Der Paläontologe, welcher die Bedingungen für
Bildung und Erhaltung von Verſteinerungen kennt, wird die
Entdeckung des Pithekanthropus als einen beſonders glücklichen
Zufall betrachten. Denn als Baumbewohner kommen die Affen
nach ihrem Tode (wenn ſie nicht zufällig ins Waſſer fallen) nur
ſelten unter Verhältniſſe, welche die Erhaltung und Verſteinerung
ihres Knochengerüſtes geſtatten. Durch den Fund dieſes foſſilen
Affenmenſchen von Java iſt alſo auch von Seiten der Palä-
ontologie
die „Abſtammung des Menſchen vom Affen“ ebenſo
klar und ſicher bewieſen, wie es früher ſchon durch die Urkunden
der vergleichenden Anatomie und Ontogenie geſchehen
war; wir beſitzen jetzt alle Haupt-Urkunden unſerer Stammes-
geſchichte.



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[100/0116] Der foſſile Affenmenſch. V. brochen vom niederſten katarrhinen Affen bis zum höchſt ent- wickelten Menſchen hinaufzieht. Ich habe die hohe Bedeutung, welche dieſer merkwürdige Fund beſitzt, ausführlich erörtert in dem Vortrage „Ueber unſere gegenwärtige Kenntniß vom Ur- ſprung des Menſchen“, welchen ich am 26. Auguſt 1898 auf dem vierten Internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge ge- halten habe. Der Paläontologe, welcher die Bedingungen für Bildung und Erhaltung von Verſteinerungen kennt, wird die Entdeckung des Pithekanthropus als einen beſonders glücklichen Zufall betrachten. Denn als Baumbewohner kommen die Affen nach ihrem Tode (wenn ſie nicht zufällig ins Waſſer fallen) nur ſelten unter Verhältniſſe, welche die Erhaltung und Verſteinerung ihres Knochengerüſtes geſtatten. Durch den Fund dieſes foſſilen Affenmenſchen von Java iſt alſo auch von Seiten der Palä- ontologie die „Abſtammung des Menſchen vom Affen“ ebenſo klar und ſicher bewieſen, wie es früher ſchon durch die Urkunden der vergleichenden Anatomie und Ontogenie geſchehen war; wir beſitzen jetzt alle Haupt-Urkunden unſerer Stammes- geſchichte.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/116>, abgerufen am 28.03.2024.