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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Vorwort.
lehre für das ganze Gebiet der organischen Formen-Wissenschaft
durchzuführen. Um wenigstens einen Theil der neuen, darin
enthaltenen Gedanken zur Geltung zu bringen und um zugleich
einen weiteren Kreis von Gebildeten für die größten Erkenntniß-
fortschritte unseres Jahrhunderts zu interessiren, veröffentlichte ich
zwei Jahre später (1868) meine "Natürliche Schöpfungs-
geschichte
". Da dieses leichter geschürzte Werk trotz seiner
großen Mängel in neun starken Auflagen und zwölf verschiedenen
Uebersetzungen erschien, hat es nicht wenig zur Verbreitung der
monistischen Weltanschauung beigetragen. Dasselbe gilt auch
wohl von der weniger gelesenen "Anthropogenie", in welcher
ich (1874) die schwierige Aufgabe zu lösen versuchte, die wich-
tigsten Thatsachen der menschlichen Entwickelungsgeschichte einem
größeren Kreise von Gebildeten zugänglich und verständlich zu
machen; die vierte, umgearbeitete Auflage derselben erschien 1891.
Einige bedeutende und besonders werthvolle Fortschritte, welche
neuerdings dieser wichtigste Theil der Anthropologie gemacht hat,
habe ich in dem Vortrage beleuchtet, den ich 1898 "Ueber unsere
gegenwärtige Kenntniß vom Ursprung des Menschen" auf
dem vierten internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge
gehalten habe (siebente Auflage 1899). Mehrere einzelne Fragen
unserer modernen Naturphilosophie, die ein besonderes Interesse
bieten, habe ich behandelt in meinen "Gesammelten populären
Vorträgen aus dem Gebiete der Entwickelungslehre" (1878).
Endlich habe ich die allgemeinsten Grundsätze meiner monistischen
Philosophie und ihre besondere Beziehung zu den herrschenden
Glaubenslehren kurz zusammengefaßt in dem "Glaubensbekenntniß
eines Naturforschers: Der Monismus als Band zwischen
Religion und Wissenschaft
" (1892, achte Auflage 1899).

Die vorliegende Schrift über die "Welträthsel" ist die
weitere Ausführung, Begründung und Ergänzung der Ueber-
zeugungen, welche ich in den vorstehend angeführten Schriften

Vorwort.
lehre für das ganze Gebiet der organiſchen Formen-Wiſſenſchaft
durchzuführen. Um wenigſtens einen Theil der neuen, darin
enthaltenen Gedanken zur Geltung zu bringen und um zugleich
einen weiteren Kreis von Gebildeten für die größten Erkenntniß-
fortſchritte unſeres Jahrhunderts zu intereſſiren, veröffentlichte ich
zwei Jahre ſpäter (1868) meine „Natürliche Schöpfungs-
geſchichte
“. Da dieſes leichter geſchürzte Werk trotz ſeiner
großen Mängel in neun ſtarken Auflagen und zwölf verſchiedenen
Ueberſetzungen erſchien, hat es nicht wenig zur Verbreitung der
moniſtiſchen Weltanſchauung beigetragen. Dasſelbe gilt auch
wohl von der weniger geleſenen „Anthropogenie“, in welcher
ich (1874) die ſchwierige Aufgabe zu löſen verſuchte, die wich-
tigſten Thatſachen der menſchlichen Entwickelungsgeſchichte einem
größeren Kreiſe von Gebildeten zugänglich und verſtändlich zu
machen; die vierte, umgearbeitete Auflage derſelben erſchien 1891.
Einige bedeutende und beſonders werthvolle Fortſchritte, welche
neuerdings dieſer wichtigſte Theil der Anthropologie gemacht hat,
habe ich in dem Vortrage beleuchtet, den ich 1898 „Ueber unſere
gegenwärtige Kenntniß vom Urſprung des Menſchen“ auf
dem vierten internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge
gehalten habe (ſiebente Auflage 1899). Mehrere einzelne Fragen
unſerer modernen Naturphiloſophie, die ein beſonderes Intereſſe
bieten, habe ich behandelt in meinen „Geſammelten populären
Vorträgen aus dem Gebiete der Entwickelungslehre“ (1878).
Endlich habe ich die allgemeinſten Grundſätze meiner moniſtiſchen
Philoſophie und ihre beſondere Beziehung zu den herrſchenden
Glaubenslehren kurz zuſammengefaßt in dem „Glaubensbekenntniß
eines Naturforſchers: Der Monismus als Band zwiſchen
Religion und Wiſſenſchaft
“ (1892, achte Auflage 1899).

Die vorliegende Schrift über die „Welträthſel“ iſt die
weitere Ausführung, Begründung und Ergänzung der Ueber-
zeugungen, welche ich in den vorſtehend angeführten Schriften

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[VI/0012] Vorwort. lehre für das ganze Gebiet der organiſchen Formen-Wiſſenſchaft durchzuführen. Um wenigſtens einen Theil der neuen, darin enthaltenen Gedanken zur Geltung zu bringen und um zugleich einen weiteren Kreis von Gebildeten für die größten Erkenntniß- fortſchritte unſeres Jahrhunderts zu intereſſiren, veröffentlichte ich zwei Jahre ſpäter (1868) meine „Natürliche Schöpfungs- geſchichte“. Da dieſes leichter geſchürzte Werk trotz ſeiner großen Mängel in neun ſtarken Auflagen und zwölf verſchiedenen Ueberſetzungen erſchien, hat es nicht wenig zur Verbreitung der moniſtiſchen Weltanſchauung beigetragen. Dasſelbe gilt auch wohl von der weniger geleſenen „Anthropogenie“, in welcher ich (1874) die ſchwierige Aufgabe zu löſen verſuchte, die wich- tigſten Thatſachen der menſchlichen Entwickelungsgeſchichte einem größeren Kreiſe von Gebildeten zugänglich und verſtändlich zu machen; die vierte, umgearbeitete Auflage derſelben erſchien 1891. Einige bedeutende und beſonders werthvolle Fortſchritte, welche neuerdings dieſer wichtigſte Theil der Anthropologie gemacht hat, habe ich in dem Vortrage beleuchtet, den ich 1898 „Ueber unſere gegenwärtige Kenntniß vom Urſprung des Menſchen“ auf dem vierten internationalen Zoologen-Kongreß in Cambridge gehalten habe (ſiebente Auflage 1899). Mehrere einzelne Fragen unſerer modernen Naturphiloſophie, die ein beſonderes Intereſſe bieten, habe ich behandelt in meinen „Geſammelten populären Vorträgen aus dem Gebiete der Entwickelungslehre“ (1878). Endlich habe ich die allgemeinſten Grundſätze meiner moniſtiſchen Philoſophie und ihre beſondere Beziehung zu den herrſchenden Glaubenslehren kurz zuſammengefaßt in dem „Glaubensbekenntniß eines Naturforſchers: Der Monismus als Band zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft“ (1892, achte Auflage 1899). Die vorliegende Schrift über die „Welträthſel“ iſt die weitere Ausführung, Begründung und Ergänzung der Ueber- zeugungen, welche ich in den vorſtehend angeführten Schriften

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/12>, abgerufen am 29.03.2024.