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Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.

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daß der Arzt jede ihm dargebotene Krank-
heit einzeln und vor sich allein so nehme,
wie sie genau ist. Dann hört all jenes em-
pirische Generalisiren auf, was mit dem
kecken Vermuthen und dem eigenmächti-
gen Verwechseln so nahe verwandt ist!

62.

Diese individualisirende Untersu-
chung jeden vorkommenden Krankheits-
falles, so wie er an sich selbst ist, ver-
langt von dem Heilkünstler nichts als Un-
befangenheit und gesunde Sinne, Auf-
merksamkeit im Beobachten und Treue im
Kopiren des Bildes der Krankheit.

63.

Der Kranke klagt den Vorgang seiner
Beschwerden; die Angehörigen erzählen
seine Klagen, sein Benehmen; der Arzt
sieht, hört und bemerkt durch die übri-
gen Sinnen, was verändert und unge-
wöhnlich in ihm ist. Er schreibt alles
mit den genauen Ausdrücken auf, deren
der Kranke und die Angehörigen sich be-

daß der Arzt jede ihm dargebotene Krank-
heit einzeln und vor sich allein so nehme,
wie sie genau ist. Dann hört all jenes em-
pirische Generalisiren auf, was mit dem
kecken Vermuthen und dem eigenmächti-
gen Verwechseln so nahe verwandt ist!

62.

Diese individualisirende Untersu-
chung jeden vorkommenden Krankheits-
falles, so wie er an sich selbst ist, ver-
langt von dem Heilkünstler nichts als Un-
befangenheit und gesunde Sinne, Auf-
merksamkeit im Beobachten und Treue im
Kopiren des Bildes der Krankheit.

63.

Der Kranke klagt den Vorgang seiner
Beschwerden; die Angehörigen erzählen
seine Klagen, sein Benehmen; der Arzt
sieht, hört und bemerkt durch die übri-
gen Sinnen, was verändert und unge-
wöhnlich in ihm ist. Er schreibt alles
mit den genauen Ausdrücken auf, deren
der Kranke und die Angehörigen sich be-

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[63/0119] daß der Arzt jede ihm dargebotene Krank- heit einzeln und vor sich allein so nehme, wie sie genau ist. Dann hört all jenes em- pirische Generalisiren auf, was mit dem kecken Vermuthen und dem eigenmächti- gen Verwechseln so nahe verwandt ist! 62. Diese individualisirende Untersu- chung jeden vorkommenden Krankheits- falles, so wie er an sich selbst ist, ver- langt von dem Heilkünstler nichts als Un- befangenheit und gesunde Sinne, Auf- merksamkeit im Beobachten und Treue im Kopiren des Bildes der Krankheit. 63. Der Kranke klagt den Vorgang seiner Beschwerden; die Angehörigen erzählen seine Klagen, sein Benehmen; der Arzt sieht, hört und bemerkt durch die übri- gen Sinnen, was verändert und unge- wöhnlich in ihm ist. Er schreibt alles mit den genauen Ausdrücken auf, deren der Kranke und die Angehörigen sich be-

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Zitationshilfe: Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/119>, abgerufen am 25.04.2024.