Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

nommen, indem es keine kräftige Arznei-
substanz auf der Welt giebt, welche nicht
im gesunden Menschen den Gemüths- und
Geisteszustand sehr merkbar veränderte,
jede Arznei anders.

189.

Man wird daher nie rationell und ho-
möopathisch heilen lernen, wenn man
nicht bei jedem Krankheitsfalle mit auf das
Symptom der Geistes- oder Gemüthsverän-
derung siehet, und nicht zur Hülfe eine
solche Gegenkrankheitspotenz unter den
Heilmitteln auswählt, welche einen ähn-
lichen Gemüths- oder Geisteszustand vor
sich zu erzeugen fähig ist.

Anm. So wird bei einer stillen, gleichför-
mig gelassenen Gemüthsart der Napell-
sturmhut nie eine, weder schnelle, noch
dauerhafte Heilung bewirken, eben so
wenig als die Krähenaugen bei einem mil-
den, phlegmatischen, die Küchenschelle
bei einem frohen, heitern, oder die Ignatz-
bohne bei einem gesetzten, unwandelba-
ren, weder zu Schreck noch zu Aerger-
niß geneigten Gemüthszustande.

nommen, indem es keine kräftige Arznei-
substanz auf der Welt giebt, welche nicht
im gesunden Menschen den Gemüths- und
Geisteszustand sehr merkbar veränderte,
jede Arznei anders.

189.

Man wird daher nie rationell und ho-
möopathisch heilen lernen, wenn man
nicht bei jedem Krankheitsfalle mit auf das
Symptom der Geistes- oder Gemüthsverän-
derung siehet, und nicht zur Hülfe eine
solche Gegenkrankheitspotenz unter den
Heilmitteln auswählt, welche einen ähn-
lichen Gemüths- oder Geisteszustand vor
sich zu erzeugen fähig ist.

Anm. So wird bei einer stillen, gleichför-
mig gelassenen Gemüthsart der Napell-
sturmhut nie eine, weder schnelle, noch
dauerhafte Heilung bewirken, eben so
wenig als die Krähenaugen bei einem mil-
den, phlegmatischen, die Küchenschelle
bei einem frohen, heitern, oder die Ignatz-
bohne bei einem gesetzten, unwandelba-
ren, weder zu Schreck noch zu Aerger-
niß geneigten Gemüthszustande.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="155"/>
nommen, indem es keine kräftige Arznei-<lb/>
substanz auf der Welt giebt, welche nicht<lb/>
im gesunden Menschen den Gemüths- und<lb/>
Geisteszustand sehr merkbar veränderte,<lb/><hi rendition="#g">jede Arznei anders</hi>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>189.</head><lb/>
          <p>Man wird daher nie rationell und ho-<lb/>
möopathisch heilen lernen, wenn man<lb/>
nicht bei jedem Krankheitsfalle mit auf das<lb/>
Symptom der Geistes- oder Gemüthsverän-<lb/>
derung siehet, und nicht zur Hülfe eine<lb/>
solche Gegenkrankheitspotenz unter den<lb/>
Heilmitteln auswählt, welche einen ähn-<lb/>
lichen Gemüths- oder Geisteszustand vor<lb/>
sich zu erzeugen fähig ist.</p><lb/>
          <note place="end"><hi rendition="#g">Anm</hi>. So wird bei einer stillen, gleichför-<lb/>
mig gelassenen Gemüthsart der Napell-<lb/>
sturmhut <hi rendition="#g">nie</hi> eine, weder schnelle, noch<lb/>
dauerhafte Heilung bewirken, eben so<lb/>
wenig als die Krähenaugen bei einem mil-<lb/>
den, phlegmatischen, die Küchenschelle<lb/>
bei einem frohen, heitern, oder die Ignatz-<lb/>
bohne bei einem gesetzten, unwandelba-<lb/>
ren, weder zu Schreck noch zu Aerger-<lb/>
niß geneigten Gemüthszustande.</note>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0211] nommen, indem es keine kräftige Arznei- substanz auf der Welt giebt, welche nicht im gesunden Menschen den Gemüths- und Geisteszustand sehr merkbar veränderte, jede Arznei anders. 189. Man wird daher nie rationell und ho- möopathisch heilen lernen, wenn man nicht bei jedem Krankheitsfalle mit auf das Symptom der Geistes- oder Gemüthsverän- derung siehet, und nicht zur Hülfe eine solche Gegenkrankheitspotenz unter den Heilmitteln auswählt, welche einen ähn- lichen Gemüths- oder Geisteszustand vor sich zu erzeugen fähig ist. Anm. So wird bei einer stillen, gleichför- mig gelassenen Gemüthsart der Napell- sturmhut nie eine, weder schnelle, noch dauerhafte Heilung bewirken, eben so wenig als die Krähenaugen bei einem mil- den, phlegmatischen, die Küchenschelle bei einem frohen, heitern, oder die Ignatz- bohne bei einem gesetzten, unwandelba- ren, weder zu Schreck noch zu Aerger- niß geneigten Gemüthszustande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/211
Zitationshilfe: Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/211>, abgerufen am 24.04.2024.