Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige Zusäzze.
aber mit aller Aufrichtigkeit, daß diese Verwirrung, die
sich an geöfneten Thieren zuträgt, der guten und ab-
wechselnden Ordnung nicht entgegen gesezzet werden
muß, die ich an der Frucht in den ersten Tagen, und an
den Thieren von kaltem Blute so oft gesehen habe.

Seite 846. Um die Gründe, womit ich erwiesen,
daß die Anziehungskraft keine Ursache von dem Blut-
umlaufe seyn könne, zu bestätigen, füge ich noch den
Versuch des berühmten Krazensteins hinzu; daß sich
nämlich ein Tröpfchen eines flüßigen Wesens, in einem
Haarröhrchen, von dem weiten nach dem engern Theile
hinbewege, S. 61. Theor. Diabet; eben auf die Weise,
wie ich es aus der grössern Menge des Festen in den Haar-
gefäschen hergeleitet habe.

Seite 852. Diejenigen, welche der Luft und Wär-
me so viel Wirksamkeit zuschreiben, können aus der Ge-
schichte bebrüteter Hünchen lernen, daß, wenn das Herz
zur Ruhe gekommen, die Brütwärme der Mutter, und
das Gewichte, oder die Springkraft der in die Eyhöle
eingedrungenen Luft, ferner nicht vermögend sind so viel
auszurichten, daß die Theile des Hünchen fortwachsen,
sondern daß beide vielmehr alle Feuchtigkeiten der Luft in
eine garstige dünne Flüßigkeit verwandeln.



Regi-

Einige Zuſaͤzze.
aber mit aller Aufrichtigkeit, daß dieſe Verwirrung, die
ſich an geoͤfneten Thieren zutraͤgt, der guten und ab-
wechſelnden Ordnung nicht entgegen geſezzet werden
muß, die ich an der Frucht in den erſten Tagen, und an
den Thieren von kaltem Blute ſo oft geſehen habe.

Seite 846. Um die Gruͤnde, womit ich erwieſen,
daß die Anziehungskraft keine Urſache von dem Blut-
umlaufe ſeyn koͤnne, zu beſtaͤtigen, fuͤge ich noch den
Verſuch des beruͤhmten Krazenſteins hinzu; daß ſich
naͤmlich ein Troͤpfchen eines fluͤßigen Weſens, in einem
Haarroͤhrchen, von dem weiten nach dem engern Theile
hinbewege, S. 61. Theor. Diabet; eben auf die Weiſe,
wie ich es aus der groͤſſern Menge des Feſten in den Haar-
gefaͤschen hergeleitet habe.

Seite 852. Diejenigen, welche der Luft und Waͤr-
me ſo viel Wirkſamkeit zuſchreiben, koͤnnen aus der Ge-
ſchichte bebruͤteter Huͤnchen lernen, daß, wenn das Herz
zur Ruhe gekommen, die Bruͤtwaͤrme der Mutter, und
das Gewichte, oder die Springkraft der in die Eyhoͤle
eingedrungenen Luft, ferner nicht vermoͤgend ſind ſo viel
auszurichten, daß die Theile des Huͤnchen fortwachſen,
ſondern daß beide vielmehr alle Feuchtigkeiten der Luft in
eine garſtige duͤnne Fluͤßigkeit verwandeln.



Regi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1030"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Zu&#x017F;a&#x0364;zze.</hi></fw><lb/>
aber mit aller Aufrichtigkeit, daß die&#x017F;e Verwirrung, die<lb/>
&#x017F;ich an geo&#x0364;fneten Thieren zutra&#x0364;gt, der guten und ab-<lb/>
wech&#x017F;elnden Ordnung nicht entgegen ge&#x017F;ezzet werden<lb/>
muß, die ich an der Frucht in den er&#x017F;ten Tagen, und an<lb/>
den Thieren von kaltem Blute &#x017F;o oft ge&#x017F;ehen habe.</p><lb/>
        <p>Seite 846. Um die Gru&#x0364;nde, womit ich erwie&#x017F;en,<lb/>
daß die Anziehungskraft keine Ur&#x017F;ache von dem Blut-<lb/>
umlaufe &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, fu&#x0364;ge ich noch den<lb/>
Ver&#x017F;uch des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Krazen&#x017F;teins</hi> hinzu; daß &#x017F;ich<lb/>
na&#x0364;mlich ein Tro&#x0364;pfchen eines flu&#x0364;ßigen We&#x017F;ens, in einem<lb/>
Haarro&#x0364;hrchen, von dem weiten nach dem engern Theile<lb/>
hinbewege, S. 61. <hi rendition="#aq">Theor. Diabet;</hi> eben auf die Wei&#x017F;e,<lb/>
wie ich es aus der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Menge des Fe&#x017F;ten in den Haar-<lb/>
gefa&#x0364;schen hergeleitet habe.</p><lb/>
        <p>Seite 852. Diejenigen, welche der Luft und Wa&#x0364;r-<lb/>
me &#x017F;o viel Wirk&#x017F;amkeit zu&#x017F;chreiben, ko&#x0364;nnen aus der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte bebru&#x0364;teter Hu&#x0364;nchen lernen, daß, wenn das Herz<lb/>
zur Ruhe gekommen, die Bru&#x0364;twa&#x0364;rme der Mutter, und<lb/>
das Gewichte, oder die Springkraft der in die Eyho&#x0364;le<lb/>
eingedrungenen Luft, ferner nicht vermo&#x0364;gend &#x017F;ind &#x017F;o viel<lb/>
auszurichten, daß die Theile des Hu&#x0364;nchen fortwach&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ondern daß beide vielmehr alle Feuchtigkeiten der Luft in<lb/>
eine gar&#x017F;tige du&#x0364;nne Flu&#x0364;ßigkeit verwandeln.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Regi-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1030] Einige Zuſaͤzze. aber mit aller Aufrichtigkeit, daß dieſe Verwirrung, die ſich an geoͤfneten Thieren zutraͤgt, der guten und ab- wechſelnden Ordnung nicht entgegen geſezzet werden muß, die ich an der Frucht in den erſten Tagen, und an den Thieren von kaltem Blute ſo oft geſehen habe. Seite 846. Um die Gruͤnde, womit ich erwieſen, daß die Anziehungskraft keine Urſache von dem Blut- umlaufe ſeyn koͤnne, zu beſtaͤtigen, fuͤge ich noch den Verſuch des beruͤhmten Krazenſteins hinzu; daß ſich naͤmlich ein Troͤpfchen eines fluͤßigen Weſens, in einem Haarroͤhrchen, von dem weiten nach dem engern Theile hinbewege, S. 61. Theor. Diabet; eben auf die Weiſe, wie ich es aus der groͤſſern Menge des Feſten in den Haar- gefaͤschen hergeleitet habe. Seite 852. Diejenigen, welche der Luft und Waͤr- me ſo viel Wirkſamkeit zuſchreiben, koͤnnen aus der Ge- ſchichte bebruͤteter Huͤnchen lernen, daß, wenn das Herz zur Ruhe gekommen, die Bruͤtwaͤrme der Mutter, und das Gewichte, oder die Springkraft der in die Eyhoͤle eingedrungenen Luft, ferner nicht vermoͤgend ſind ſo viel auszurichten, daß die Theile des Huͤnchen fortwachſen, ſondern daß beide vielmehr alle Feuchtigkeiten der Luft in eine garſtige duͤnne Fluͤßigkeit verwandeln. Regi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1030
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1030>, abgerufen am 24.04.2024.