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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
Hieraus ist also die ziemlich weit ausgebreitete Meinung
entstanden, daß die Wassersucht aus aufgetriebenen (l)
und nachgehends geborstenen Flieswassergefässen ihren
Ursprung nehme. Wenigstens hat Thomas Bartho-
lin
(n) längst schon die Wasserblasen (hydatides), diese
kleine Arten von Wassersucht, von den Flieswasserge-
fässen hergeleitet.

§. 7.
Sie entspringen auch aus den kleinen
Adern und Nerven.

Jch will durchaus nicht in Abrede seyn, daß sie
nicht auch von denen Adern, die nicht roth sind, ihren
Anfang nehmen (o); ob man gleich Exempel hat, daß
diese kleine Aederchen sich offenbar in rothe Blutäderchen
hineinbegeben, wie man an dem Auge wahrnimt: auch
ohnerachtet noch andere Beispiele vorkommen, da zwar
häufige rothe Blutadern vorhanden gewesen, dennoch
aber gar keine Flieswassergefässe entdekt worden sind, wie
solches die graue Gehirnsubstanz beweiset. Jch mag
aber von solchen Dingen, welche die Kräfte unsrer Sinne
übersteigen, nicht gern viel behaupten oder widerle-
gen.

Solchemnach werde ich auch der zwoten Hipothese
nur mit wenigen annoch gedenken, nach welcher man
eine Verbindung zwischen den Nerven und Flieswasser-
gefässen behauptet (p), und den Nervensaft vermittelst
(m)

dieser
(l) [Spaltenumbruch] Thom. bartholin beim hem-
sterhvys,
S. 246 und Lymphat.
in homine, c.
4.
(n) Lymphat. in homine. S. 30.
31.
(o) Anastomosirungen sezt J. C.
Adrian Helvetius zwischen den
Flieswassergefässen und den
[Spaltenumbruch] Schlag- und Blutadern. Lettre
au sujet de l'ecrit critique de M.
besse
S 215. dergleichen hat auch
Phil. hecqvet in novo conspectu
medic. P. II.
S. 17.
(p) Daß sich von den Nerven in
die Drüsen die Lebensgeister wie-
der rükwerts ergiessen, meldet glis-
son
de hepate c.
45. S. 438.
(m) collins anat. S. 169.

Flieswaſſergefaͤſſe.
Hieraus iſt alſo die ziemlich weit ausgebreitete Meinung
entſtanden, daß die Waſſerſucht aus aufgetriebenen (l)
und nachgehends geborſtenen Flieswaſſergefaͤſſen ihren
Urſprung nehme. Wenigſtens hat Thomas Bartho-
lin
(n) laͤngſt ſchon die Waſſerblaſen (hydatides), dieſe
kleine Arten von Waſſerſucht, von den Flieswaſſerge-
faͤſſen hergeleitet.

§. 7.
Sie entſpringen auch aus den kleinen
Adern und Nerven.

Jch will durchaus nicht in Abrede ſeyn, daß ſie
nicht auch von denen Adern, die nicht roth ſind, ihren
Anfang nehmen (o); ob man gleich Exempel hat, daß
dieſe kleine Aederchen ſich offenbar in rothe Blutaͤderchen
hineinbegeben, wie man an dem Auge wahrnimt: auch
ohnerachtet noch andere Beiſpiele vorkommen, da zwar
haͤufige rothe Blutadern vorhanden geweſen, dennoch
aber gar keine Flieswaſſergefaͤſſe entdekt worden ſind, wie
ſolches die graue Gehirnſubſtanz beweiſet. Jch mag
aber von ſolchen Dingen, welche die Kraͤfte unſrer Sinne
uͤberſteigen, nicht gern viel behaupten oder widerle-
gen.

Solchemnach werde ich auch der zwoten Hipotheſe
nur mit wenigen annoch gedenken, nach welcher man
eine Verbindung zwiſchen den Nerven und Flieswaſſer-
gefaͤſſen behauptet (p), und den Nervenſaft vermittelſt
(m)

dieſer
(l) [Spaltenumbruch] Thom. bartholin beim hem-
sterhvys,
S. 246 und Lymphat.
in homine, c.
4.
(n) Lymphat. in homine. S. 30.
31.
(o) Anaſtomoſirungen ſezt J. C.
Adrian Helvetius zwiſchen den
Flieswaſſergefaͤſſen und den
[Spaltenumbruch] Schlag- und Blutadern. Lettre
au ſujet de l’écrit critique de M.
besse
S 215. dergleichen hat auch
Phil. hecqvet in novo conſpectu
medic. P. II.
S. 17.
(p) Daß ſich von den Nerven in
die Druͤſen die Lebensgeiſter wie-
der ruͤkwerts ergieſſen, meldet glis-
son
de hepate c.
45. S. 438.
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[317/0373] Flieswaſſergefaͤſſe. Hieraus iſt alſo die ziemlich weit ausgebreitete Meinung entſtanden, daß die Waſſerſucht aus aufgetriebenen (l) und nachgehends geborſtenen Flieswaſſergefaͤſſen ihren Urſprung nehme. Wenigſtens hat Thomas Bartho- lin (n) laͤngſt ſchon die Waſſerblaſen (hydatides), dieſe kleine Arten von Waſſerſucht, von den Flieswaſſerge- faͤſſen hergeleitet. §. 7. Sie entſpringen auch aus den kleinen Adern und Nerven. Jch will durchaus nicht in Abrede ſeyn, daß ſie nicht auch von denen Adern, die nicht roth ſind, ihren Anfang nehmen (o); ob man gleich Exempel hat, daß dieſe kleine Aederchen ſich offenbar in rothe Blutaͤderchen hineinbegeben, wie man an dem Auge wahrnimt: auch ohnerachtet noch andere Beiſpiele vorkommen, da zwar haͤufige rothe Blutadern vorhanden geweſen, dennoch aber gar keine Flieswaſſergefaͤſſe entdekt worden ſind, wie ſolches die graue Gehirnſubſtanz beweiſet. Jch mag aber von ſolchen Dingen, welche die Kraͤfte unſrer Sinne uͤberſteigen, nicht gern viel behaupten oder widerle- gen. Solchemnach werde ich auch der zwoten Hipotheſe nur mit wenigen annoch gedenken, nach welcher man eine Verbindung zwiſchen den Nerven und Flieswaſſer- gefaͤſſen behauptet (p), und den Nervenſaft vermittelſt dieſer (m) (l) Thom. bartholin beim hem- sterhvys, S. 246 und Lymphat. in homine, c. 4. (n) Lymphat. in homine. S. 30. 31. (o) Anaſtomoſirungen ſezt J. C. Adrian Helvetius zwiſchen den Flieswaſſergefaͤſſen und den Schlag- und Blutadern. Lettre au ſujet de l’écrit critique de M. besse S 215. dergleichen hat auch Phil. hecqvet in novo conſpectu medic. P. II. S. 17. (p) Daß ſich von den Nerven in die Druͤſen die Lebensgeiſter wie- der ruͤkwerts ergieſſen, meldet glis- son de hepate c. 45. S. 438. (m) collins anat. S. 169.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/373>, abgerufen am 25.04.2024.