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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bekleidungen desselben.
Körpers in einem Zusammenhange fort. Man darf
aber dieses Fett durchaus nicht für die zwote Membrane
des Ribbenfelles ausgeben, indem dasselbe in schlaffen
Räumen, nicht aber in einer verlängerten Fläche, der-
gleichen eine Membrane haben muß, angetroffen wird.
Diese irrige Meinung, welche Realdus Columbus (o)
zuerst hegte, und nachhero Casp. Bartholinus (p)
wieder aufwärmte, haben beinahe alle übrigen Aerzte an-
genommen. Ruysch hatte zwar aus der Erfarung (q)
eingesehen, daß sich die Ribbenhaut mit vieler Mühe in
zwei Blätter theilen lasse: daß aber diese erdichtete Ver-
doppelung der Ribbenhaut gänzlich wieder vernichtet
worden, das haben wir hauptsächlich dem Winslow
zu danken (r). Man mus aber die Ribbenhaut auch nicht
mit dem Knochenhäutchen der Ribben verwechseln, als
von welchem sie sich offenbar unterscheidet, und zugleich
durch ein häufiges Fett davon abgesondert wird. Die
innern Lagen dieses zellhaften Gewebes verwandeln sich
nach und nach in eine einzige glatte Fläche, die nach der
innern Höle zu sehr glatt und eben ist, indem sie nämlich
immer dichter, und ihre Zwischenräume mehr und mehr
verengert werden. Sonst ist ihre Farbe gewöhnlicher
massen weiß, bei Entzündungen aber, oder wenn man ih-
re kleine Schlagadern mit Talg aussprizzet, so kommen
einige, ob gleich nicht sonderlich grosse Gefässe zum Vor-
schein. Sie ist entweder ganz unempfindlich, oder hat
wenigstens eine dermassen schwache Empfindung, daß
man sie auf keinerlei Weise mit der Haut in Vergleichung
(s)

stellen
(o) [Spaltenumbruch] Sie nannten es' eine gedop-
pelte Haut (duplicatura). So
findet man es beim realdvs de re
anatomica.
S. 191.
(p) Instit. anat. S. 190.
(q) Epist. secund.
(r) Jm Sendschreiben, welches
im Jahr 1728 mit Morlands
Buche, du haut appareil, beraus-
[Spaltenumbruch] kam, ingleichen in Exposit. ana-
tomique, T. IV. tr. des visceres de
la poitr. n.
25. 26.
(s) Second Memoire sur la na-
ture sensible des parties du corps
animal, Exp. 162. 163. 164. 165. 166.
castell
in denen fünf Versuchen.
S. 74. 75. 76. 77.
H h 5

Die Bekleidungen deſſelben.
Koͤrpers in einem Zuſammenhange fort. Man darf
aber dieſes Fett durchaus nicht fuͤr die zwote Membrane
des Ribbenfelles ausgeben, indem daſſelbe in ſchlaffen
Raͤumen, nicht aber in einer verlaͤngerten Flaͤche, der-
gleichen eine Membrane haben muß, angetroffen wird.
Dieſe irrige Meinung, welche Realdus Columbus (o)
zuerſt hegte, und nachhero Caſp. Bartholinus (p)
wieder aufwaͤrmte, haben beinahe alle uͤbrigen Aerzte an-
genommen. Ruyſch hatte zwar aus der Erfarung (q)
eingeſehen, daß ſich die Ribbenhaut mit vieler Muͤhe in
zwei Blaͤtter theilen laſſe: daß aber dieſe erdichtete Ver-
doppelung der Ribbenhaut gaͤnzlich wieder vernichtet
worden, das haben wir hauptſaͤchlich dem Winslow
zu danken (r). Man mus aber die Ribbenhaut auch nicht
mit dem Knochenhaͤutchen der Ribben verwechſeln, als
von welchem ſie ſich offenbar unterſcheidet, und zugleich
durch ein haͤufiges Fett davon abgeſondert wird. Die
innern Lagen dieſes zellhaften Gewebes verwandeln ſich
nach und nach in eine einzige glatte Flaͤche, die nach der
innern Hoͤle zu ſehr glatt und eben iſt, indem ſie naͤmlich
immer dichter, und ihre Zwiſchenraͤume mehr und mehr
verengert werden. Sonſt iſt ihre Farbe gewoͤhnlicher
maſſen weiß, bei Entzuͤndungen aber, oder wenn man ih-
re kleine Schlagadern mit Talg ausſprizzet, ſo kommen
einige, ob gleich nicht ſonderlich groſſe Gefaͤſſe zum Vor-
ſchein. Sie iſt entweder ganz unempfindlich, oder hat
wenigſtens eine dermaſſen ſchwache Empfindung, daß
man ſie auf keinerlei Weiſe mit der Haut in Vergleichung
(s)

ſtellen
(o) [Spaltenumbruch] Sie nannten es’ eine gedop-
pelte Haut (duplicatura). So
findet man es beim realdvs de re
anatomica.
S. 191.
(p) Inſtit. anat. S. 190.
(q) Epiſt. ſecund.
(r) Jm Sendſchreiben, welches
im Jahr 1728 mit Morlands
Buche, du haut appareil, beraus-
[Spaltenumbruch] kam, ingleichen in Expoſit. ana-
tomique, T. IV. tr. des viſceres de
la poitr. n.
25. 26.
(s) Second Memoire ſur la na-
ture ſenſible des parties du corps
animal, Exp. 162. 163. 164. 165. 166.
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in denen fuͤnf Verſuchen.
S. 74. 75. 76. 77.
H h 5
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[489/0545] Die Bekleidungen deſſelben. Koͤrpers in einem Zuſammenhange fort. Man darf aber dieſes Fett durchaus nicht fuͤr die zwote Membrane des Ribbenfelles ausgeben, indem daſſelbe in ſchlaffen Raͤumen, nicht aber in einer verlaͤngerten Flaͤche, der- gleichen eine Membrane haben muß, angetroffen wird. Dieſe irrige Meinung, welche Realdus Columbus (o) zuerſt hegte, und nachhero Caſp. Bartholinus (p) wieder aufwaͤrmte, haben beinahe alle uͤbrigen Aerzte an- genommen. Ruyſch hatte zwar aus der Erfarung (q) eingeſehen, daß ſich die Ribbenhaut mit vieler Muͤhe in zwei Blaͤtter theilen laſſe: daß aber dieſe erdichtete Ver- doppelung der Ribbenhaut gaͤnzlich wieder vernichtet worden, das haben wir hauptſaͤchlich dem Winslow zu danken (r). Man mus aber die Ribbenhaut auch nicht mit dem Knochenhaͤutchen der Ribben verwechſeln, als von welchem ſie ſich offenbar unterſcheidet, und zugleich durch ein haͤufiges Fett davon abgeſondert wird. Die innern Lagen dieſes zellhaften Gewebes verwandeln ſich nach und nach in eine einzige glatte Flaͤche, die nach der innern Hoͤle zu ſehr glatt und eben iſt, indem ſie naͤmlich immer dichter, und ihre Zwiſchenraͤume mehr und mehr verengert werden. Sonſt iſt ihre Farbe gewoͤhnlicher maſſen weiß, bei Entzuͤndungen aber, oder wenn man ih- re kleine Schlagadern mit Talg ausſprizzet, ſo kommen einige, ob gleich nicht ſonderlich groſſe Gefaͤſſe zum Vor- ſchein. Sie iſt entweder ganz unempfindlich, oder hat wenigſtens eine dermaſſen ſchwache Empfindung, daß man ſie auf keinerlei Weiſe mit der Haut in Vergleichung ſtellen (s) (o) Sie nannten es’ eine gedop- pelte Haut (duplicatura). So findet man es beim realdvs de re anatomica. S. 191. (p) Inſtit. anat. S. 190. (q) Epiſt. ſecund. (r) Jm Sendſchreiben, welches im Jahr 1728 mit Morlands Buche, du haut appareil, beraus- kam, ingleichen in Expoſit. ana- tomique, T. IV. tr. des viſceres de la poitr. n. 25. 26. (s) Second Memoire ſur la na- ture ſenſible des parties du corps animal, Exp. 162. 163. 164. 165. 166. castell in denen fuͤnf Verſuchen. S. 74. 75. 76. 77. H h 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/545>, abgerufen am 23.04.2024.