Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Herzohren.
sage vier, indem diese Zahl beinahe unveränderlich, und
schon lange von grossen Männern (z) festgesezt worden
ist, so daß man sich wundern muß, warum man sie nach
der gewöhnlichen Redensart eine Lungenblutader nennt,
als ob diese Blutadern aus einem gemeinschaftlichen
Stamme entstünden, da sie doch, ausser diesem linken
Sinus, aus der Lunge herkommen. Jch kann inzwi-
schen gar nicht läugnen, daß sich auch manchmal zwo
Adern auf einer Seite vorher noch in einen einzigen ganz
kurzen (a) Stamm vereinigen, ehe sie den Sinus errei-
chen: so wie es bisweilen fünf (b) verschiedne Stämme
sind, welche der linke Sinus in sich aufnimmt. Beides
habe ich selbst gesehen.

Uebrigens eröfnen sich alle diese Blutadern, nicht al-
lein die obern, sondern auch die untern, welche grösser
sind, in den Obertheil des vierekkigen Sinus; unterhalb
denenselben läuft der linke Sinus, ohne einige Gefässe,
weiter fort. Bisweilen liegen sie etwas ungleich, indem
die zween obere Stämme, welche unter denen Lungen-
schlagadern verborgen sind, mit einander ein wenig nach
der linken Seite hinlaufen, die zwo untere Blutadern
sich etwas mehr nach der rechten Hand wenden, und die-
jenige von denenselben, welche sich zur rechten Seite be-
findet, ein wenig höher liegt, als die übrigen (c).

§. 16.
(z) [Spaltenumbruch] Eustachius Tab. 15. f. 5.
tab. 27. f.
13. F. Ruysch Thes.
anat. IV. tab. 3. f.
1. Guil. Cowper
Philos. Transact. n. 270. mit 2
Kupfern. Joh. Mery am angef.
Ort c. c. c. c. J. Jac. Rau beim
M. B. Valentini am angef. Ort,
S. 89.
(a) Der berühmte Löseke in
Obs. anat. mea.
(b) [Spaltenumbruch] Der vortrefliche Mekel
Memoir. de l'Acad. des scienc. de
Berlin
1750. S. 167. T. II. Es be-
fand sich aber die rechte Lungen-
blutader, wider die Gewohnheit,
in der Mitte.
(c) Man vergleiche hier der
Senac T. 9.
Q q 3

Die Herzohren.
ſage vier, indem dieſe Zahl beinahe unveraͤnderlich, und
ſchon lange von groſſen Maͤnnern (z) feſtgeſezt worden
iſt, ſo daß man ſich wundern muß, warum man ſie nach
der gewoͤhnlichen Redensart eine Lungenblutader nennt,
als ob dieſe Blutadern aus einem gemeinſchaftlichen
Stamme entſtuͤnden, da ſie doch, auſſer dieſem linken
Sinus, aus der Lunge herkommen. Jch kann inzwi-
ſchen gar nicht laͤugnen, daß ſich auch manchmal zwo
Adern auf einer Seite vorher noch in einen einzigen ganz
kurzen (a) Stamm vereinigen, ehe ſie den Sinus errei-
chen: ſo wie es bisweilen fuͤnf (b) verſchiedne Staͤmme
ſind, welche der linke Sinus in ſich aufnimmt. Beides
habe ich ſelbſt geſehen.

Uebrigens eroͤfnen ſich alle dieſe Blutadern, nicht al-
lein die obern, ſondern auch die untern, welche groͤſſer
ſind, in den Obertheil des vierekkigen Sinus; unterhalb
denenſelben laͤuft der linke Sinus, ohne einige Gefaͤſſe,
weiter fort. Bisweilen liegen ſie etwas ungleich, indem
die zween obere Staͤmme, welche unter denen Lungen-
ſchlagadern verborgen ſind, mit einander ein wenig nach
der linken Seite hinlaufen, die zwo untere Blutadern
ſich etwas mehr nach der rechten Hand wenden, und die-
jenige von denenſelben, welche ſich zur rechten Seite be-
findet, ein wenig hoͤher liegt, als die uͤbrigen (c).

§. 16.
(z) [Spaltenumbruch] Euſtachius Tab. 15. f. 5.
tab. 27. f.
13. F. Ruyſch Theſ.
anat. IV. tab. 3. f.
1. Guil. Cowper
Philoſ. Transact. n. 270. mit 2
Kupfern. Joh. Mery am angef.
Ort c. c. c. c. J. Jac. Rau beim
M. B. Valentini am angef. Ort,
S. 89.
(a) Der beruͤhmte Löſeke in
Obſ. anat. mea.
(b) [Spaltenumbruch] Der vortrefliche Mekel
Memoir. de l’Acad. des ſcienc. de
Berlin
1750. S. 167. T. II. Es be-
fand ſich aber die rechte Lungen-
blutader, wider die Gewohnheit,
in der Mitte.
(c) Man vergleiche hier der
Senac T. 9.
Q q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0669" n="613"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Herzohren.</hi></fw><lb/>
&#x017F;age vier, indem die&#x017F;e Zahl beinahe unvera&#x0364;nderlich, und<lb/>
&#x017F;chon lange von gro&#x017F;&#x017F;en Ma&#x0364;nnern <note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#fr">Eu&#x017F;tachius</hi><hi rendition="#aq">Tab. 15. f. 5.<lb/>
tab. 27. f.</hi> 13. F. <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> <hi rendition="#aq">The&#x017F;.<lb/>
anat. IV. tab. 3. f.</hi> 1. Guil. <hi rendition="#fr">Cowper</hi><lb/><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Transact. n.</hi> 270. mit 2<lb/>
Kupfern. Joh. <hi rendition="#fr">Mery</hi> am angef.<lb/>
Ort <hi rendition="#i">c. c. c. c.</hi> J. Jac. <hi rendition="#fr">Rau</hi> beim<lb/>
M. B. <hi rendition="#fr">Valentini</hi> am angef. Ort,<lb/>
S. 89.</note> fe&#x017F;tge&#x017F;ezt worden<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o daß man &#x017F;ich wundern muß, warum man &#x017F;ie nach<lb/>
der gewo&#x0364;hnlichen Redensart eine Lungenblutader nennt,<lb/>
als ob die&#x017F;e Blutadern aus einem gemein&#x017F;chaftlichen<lb/>
Stamme ent&#x017F;tu&#x0364;nden, da &#x017F;ie doch, au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em linken<lb/>
Sinus, aus der Lunge herkommen. Jch kann inzwi-<lb/>
&#x017F;chen gar nicht la&#x0364;ugnen, daß &#x017F;ich auch manchmal zwo<lb/>
Adern auf einer Seite vorher noch in einen einzigen ganz<lb/>
kurzen <note place="foot" n="(a)">Der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">&#x017F;eke</hi> <hi rendition="#aq">in<lb/>
Ob&#x017F;. anat. mea.</hi></note> Stamm vereinigen, ehe &#x017F;ie den Sinus errei-<lb/>
chen: &#x017F;o wie es bisweilen fu&#x0364;nf <note place="foot" n="(b)"><cb/>
Der vortrefliche <hi rendition="#fr">Mekel</hi><lb/><hi rendition="#aq">Memoir. de l&#x2019;Acad. des &#x017F;cienc. de<lb/>
Berlin</hi> 1750. S. 167. <hi rendition="#aq">T. II.</hi> Es be-<lb/>
fand &#x017F;ich aber die rechte Lungen-<lb/>
blutader, wider die Gewohnheit,<lb/>
in der Mitte.</note> ver&#x017F;chiedne Sta&#x0364;mme<lb/>
&#x017F;ind, welche der linke Sinus in &#x017F;ich aufnimmt. Beides<lb/>
habe ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Uebrigens ero&#x0364;fnen &#x017F;ich alle die&#x017F;e Blutadern, nicht al-<lb/>
lein die obern, &#x017F;ondern auch die untern, welche gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ind, in den Obertheil des vierekkigen Sinus; unterhalb<lb/>
denen&#x017F;elben la&#x0364;uft der linke Sinus, ohne einige Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
weiter fort. Bisweilen liegen &#x017F;ie etwas ungleich, indem<lb/>
die zween obere Sta&#x0364;mme, welche unter denen Lungen-<lb/>
&#x017F;chlagadern verborgen &#x017F;ind, mit einander ein wenig nach<lb/>
der linken Seite hinlaufen, die zwo untere Blutadern<lb/>
&#x017F;ich etwas mehr nach der rechten Hand wenden, und die-<lb/>
jenige von denen&#x017F;elben, welche &#x017F;ich zur rechten Seite be-<lb/>
findet, ein wenig ho&#x0364;her liegt, als die u&#x0364;brigen <note place="foot" n="(c)">Man vergleiche hier der<lb/><hi rendition="#fr">Senac</hi> <hi rendition="#aq">T.</hi> 9.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q q 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 16.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[613/0669] Die Herzohren. ſage vier, indem dieſe Zahl beinahe unveraͤnderlich, und ſchon lange von groſſen Maͤnnern (z) feſtgeſezt worden iſt, ſo daß man ſich wundern muß, warum man ſie nach der gewoͤhnlichen Redensart eine Lungenblutader nennt, als ob dieſe Blutadern aus einem gemeinſchaftlichen Stamme entſtuͤnden, da ſie doch, auſſer dieſem linken Sinus, aus der Lunge herkommen. Jch kann inzwi- ſchen gar nicht laͤugnen, daß ſich auch manchmal zwo Adern auf einer Seite vorher noch in einen einzigen ganz kurzen (a) Stamm vereinigen, ehe ſie den Sinus errei- chen: ſo wie es bisweilen fuͤnf (b) verſchiedne Staͤmme ſind, welche der linke Sinus in ſich aufnimmt. Beides habe ich ſelbſt geſehen. Uebrigens eroͤfnen ſich alle dieſe Blutadern, nicht al- lein die obern, ſondern auch die untern, welche groͤſſer ſind, in den Obertheil des vierekkigen Sinus; unterhalb denenſelben laͤuft der linke Sinus, ohne einige Gefaͤſſe, weiter fort. Bisweilen liegen ſie etwas ungleich, indem die zween obere Staͤmme, welche unter denen Lungen- ſchlagadern verborgen ſind, mit einander ein wenig nach der linken Seite hinlaufen, die zwo untere Blutadern ſich etwas mehr nach der rechten Hand wenden, und die- jenige von denenſelben, welche ſich zur rechten Seite be- findet, ein wenig hoͤher liegt, als die uͤbrigen (c). §. 16. (z) Euſtachius Tab. 15. f. 5. tab. 27. f. 13. F. Ruyſch Theſ. anat. IV. tab. 3. f. 1. Guil. Cowper Philoſ. Transact. n. 270. mit 2 Kupfern. Joh. Mery am angef. Ort c. c. c. c. J. Jac. Rau beim M. B. Valentini am angef. Ort, S. 89. (a) Der beruͤhmte Löſeke in Obſ. anat. mea. (b) Der vortrefliche Mekel Memoir. de l’Acad. des ſcienc. de Berlin 1750. S. 167. T. II. Es be- fand ſich aber die rechte Lungen- blutader, wider die Gewohnheit, in der Mitte. (c) Man vergleiche hier der Senac T. 9. Q q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/669
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/669>, abgerufen am 29.03.2024.