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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Der Bau des Herzens.
und zwar laufen sie beiderseits schief und nach Art einer
Spiral-Linie fort, haben aber niemals eine recht bestän-
dige und unveränderliche Richtung. Auf der ebenen
Fläche des Herzens steigen die Fasern der linken Kammer
ein wenig über sich hinauf, indem sie über die rechte Herz-
kammer weglaufen. Am obersten Rande der Scheide-
wand steigen die Fasern der rechten Kammer über die lin-
ke hinweg (h), sind dabei ein wenig nach dem Herzgrund
zu gekrümmet, doch so, daß sie überall sich schief gegen
die Spizze zu neigen, und, nach mathematischer Art zu
reden, einen widersinnigen Beugungspunkt haben.

Die äussern Fasern der rechten Kammer entstchen
ebenfalls an deren äussern Seite aus fleischigen Büscheln,
und befestigen sich gemeiniglich fast überall unter einan-
der selbst, indem sich die verschiedne Flächen der Herz-
fasern schief durchschneiden. Solte nun dieses alles doch
noch dunkel zu seyn scheinen, und aus meinem Vortrage
auch kein recht deutlicher Begrif von dem Herzen können
erhalten werden, so muß ich mich mit der Schwierigkeit
der Sache selbst entschuldigen, welche verursachet hat,
daß ich dieses vortreflichen Mannes Ausdrükke nicht ha-
be auf eine angenehmere Art in einen Auszug bringen
können.

§. 25.
Die Nerven des Herzens. Unsre Ge-
schichte davon.

Die Geschichte dererjenigen Nerven, die sich zu den
Fasern des Herzens hinbegeben, ist an sich schon ein we-
nig begreiflicher. Denn ohnerachtet diese Nerven weder
leicht zu präpariren, noch auch in einer fliessenden Schreib-
art deutlich genung können beschrieben werden, welches
fast bis auf diese Stunde noch nicht geschehen ist, so

habe
(h) Tab. 7. f. 1.
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Der Bau des Herzens.
und zwar laufen ſie beiderſeits ſchief und nach Art einer
Spiral-Linie fort, haben aber niemals eine recht beſtaͤn-
dige und unveraͤnderliche Richtung. Auf der ebenen
Flaͤche des Herzens ſteigen die Faſern der linken Kammer
ein wenig uͤber ſich hinauf, indem ſie uͤber die rechte Herz-
kammer weglaufen. Am oberſten Rande der Scheide-
wand ſteigen die Faſern der rechten Kammer uͤber die lin-
ke hinweg (h), ſind dabei ein wenig nach dem Herzgrund
zu gekruͤmmet, doch ſo, daß ſie uͤberall ſich ſchief gegen
die Spizze zu neigen, und, nach mathematiſcher Art zu
reden, einen widerſinnigen Beugungspunkt haben.

Die aͤuſſern Faſern der rechten Kammer entſtchen
ebenfalls an deren aͤuſſern Seite aus fleiſchigen Buͤſcheln,
und befeſtigen ſich gemeiniglich faſt uͤberall unter einan-
der ſelbſt, indem ſich die verſchiedne Flaͤchen der Herz-
faſern ſchief durchſchneiden. Solte nun dieſes alles doch
noch dunkel zu ſeyn ſcheinen, und aus meinem Vortrage
auch kein recht deutlicher Begrif von dem Herzen koͤnnen
erhalten werden, ſo muß ich mich mit der Schwierigkeit
der Sache ſelbſt entſchuldigen, welche verurſachet hat,
daß ich dieſes vortreflichen Mannes Ausdruͤkke nicht ha-
be auf eine angenehmere Art in einen Auszug bringen
koͤnnen.

§. 25.
Die Nerven des Herzens. Unſre Ge-
ſchichte davon.

Die Geſchichte dererjenigen Nerven, die ſich zu den
Faſern des Herzens hinbegeben, iſt an ſich ſchon ein we-
nig begreiflicher. Denn ohnerachtet dieſe Nerven weder
leicht zu praͤpariren, noch auch in einer flieſſenden Schreib-
art deutlich genung koͤnnen beſchrieben werden, welches
faſt bis auf dieſe Stunde noch nicht geſchehen iſt, ſo

habe
(h) Tab. 7. f. 1.
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[679/0735] Der Bau des Herzens. und zwar laufen ſie beiderſeits ſchief und nach Art einer Spiral-Linie fort, haben aber niemals eine recht beſtaͤn- dige und unveraͤnderliche Richtung. Auf der ebenen Flaͤche des Herzens ſteigen die Faſern der linken Kammer ein wenig uͤber ſich hinauf, indem ſie uͤber die rechte Herz- kammer weglaufen. Am oberſten Rande der Scheide- wand ſteigen die Faſern der rechten Kammer uͤber die lin- ke hinweg (h), ſind dabei ein wenig nach dem Herzgrund zu gekruͤmmet, doch ſo, daß ſie uͤberall ſich ſchief gegen die Spizze zu neigen, und, nach mathematiſcher Art zu reden, einen widerſinnigen Beugungspunkt haben. Die aͤuſſern Faſern der rechten Kammer entſtchen ebenfalls an deren aͤuſſern Seite aus fleiſchigen Buͤſcheln, und befeſtigen ſich gemeiniglich faſt uͤberall unter einan- der ſelbſt, indem ſich die verſchiedne Flaͤchen der Herz- faſern ſchief durchſchneiden. Solte nun dieſes alles doch noch dunkel zu ſeyn ſcheinen, und aus meinem Vortrage auch kein recht deutlicher Begrif von dem Herzen koͤnnen erhalten werden, ſo muß ich mich mit der Schwierigkeit der Sache ſelbſt entſchuldigen, welche verurſachet hat, daß ich dieſes vortreflichen Mannes Ausdruͤkke nicht ha- be auf eine angenehmere Art in einen Auszug bringen koͤnnen. §. 25. Die Nerven des Herzens. Unſre Ge- ſchichte davon. Die Geſchichte dererjenigen Nerven, die ſich zu den Faſern des Herzens hinbegeben, iſt an ſich ſchon ein we- nig begreiflicher. Denn ohnerachtet dieſe Nerven weder leicht zu praͤpariren, noch auch in einer flieſſenden Schreib- art deutlich genung koͤnnen beſchrieben werden, welches faſt bis auf dieſe Stunde noch nicht geſchehen iſt, ſo habe (h) Tab. 7. f. 1. U u 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/735>, abgerufen am 19.04.2024.