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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Viertes Buch. Das Herz.
will ich nichts dagegen erinnern, da es schon ausgemacht
ist, daß hundert Pfunde Blut, oder andere zusammenhän-
gende Flüßigkeiten, aus einer vollkommenen Ruhe blos
und allein durch die Schläge des Herzens wieder in eine
vollkommene Bewegung gesezt werden, und daß folglich
15 Pfunde Blut die Kraft des Herzens noch nicht hin-
länglich andeuten.

§. 46.
Morlands und Tabors Ausrechnung.

Es hat zwar Joseph Morland (h) keine Berechnung
über diesen Punkt gegeben, inzwischen aber doch verschie-
denes vorgebracht, das in diese Sache einschlägt. Er
glaubet, daß die Länge der Schlagader bei dem Wider-
stande, den das Herz vor sich findet, nichts zu sagen hät-
te, und daß die Kraft des Herzens nicht so gar groß zu
seyn scheine. Denn wenn man gleich hundert Pfunde
Druk auf das in der Aorte befindliche Blut rechnen woll-
te, so glaubt er doch, es folge hieraus, daß die Ge-
schwindigkeit des Bluts 9600 Fuß in einer Minute be-
trage, welches aber unglaublich scheine. Es hat aber
dieser Mann darinnen offenbar geirret, daß er die Kraft
des Herzens blos nach dem Widerstande der Schlagadern
gemessen, als welchem er die Stärke des Herzens gleich
macht. Denn es wird dem Blute der Aorte, ausser die-
sem Widerstande, ganz offenbar eine grosse Geschwindigkeit
mitgetheilet (i), und man muß die Kraft des Herzens in
der That in zwo Theile theilen, davon der erste auf die
Erweiterung der Aorte, der andere auf die Forttreibung
des Blutes verwendet wird (k).

Johann
(h) [Spaltenumbruch] Of the force of the heart.
(i) Das erinnert Jacob Jurin
in den Philos. Transact. n. 358.
(k) [Spaltenumbruch] Ebenders. Dissert. citata S.
71. 72.

Viertes Buch. Das Herz.
will ich nichts dagegen erinnern, da es ſchon ausgemacht
iſt, daß hundert Pfunde Blut, oder andere zuſammenhaͤn-
gende Fluͤßigkeiten, aus einer vollkommenen Ruhe blos
und allein durch die Schlaͤge des Herzens wieder in eine
vollkommene Bewegung geſezt werden, und daß folglich
15 Pfunde Blut die Kraft des Herzens noch nicht hin-
laͤnglich andeuten.

§. 46.
Morlands und Tabors Ausrechnung.

Es hat zwar Joſeph Morland (h) keine Berechnung
uͤber dieſen Punkt gegeben, inzwiſchen aber doch verſchie-
denes vorgebracht, das in dieſe Sache einſchlaͤgt. Er
glaubet, daß die Laͤnge der Schlagader bei dem Wider-
ſtande, den das Herz vor ſich findet, nichts zu ſagen haͤt-
te, und daß die Kraft des Herzens nicht ſo gar groß zu
ſeyn ſcheine. Denn wenn man gleich hundert Pfunde
Druk auf das in der Aorte befindliche Blut rechnen woll-
te, ſo glaubt er doch, es folge hieraus, daß die Ge-
ſchwindigkeit des Bluts 9600 Fuß in einer Minute be-
trage, welches aber unglaublich ſcheine. Es hat aber
dieſer Mann darinnen offenbar geirret, daß er die Kraft
des Herzens blos nach dem Widerſtande der Schlagadern
gemeſſen, als welchem er die Staͤrke des Herzens gleich
macht. Denn es wird dem Blute der Aorte, auſſer die-
ſem Widerſtande, ganz offenbar eine groſſe Geſchwindigkeit
mitgetheilet (i), und man muß die Kraft des Herzens in
der That in zwo Theile theilen, davon der erſte auf die
Erweiterung der Aorte, der andere auf die Forttreibung
des Blutes verwendet wird (k).

Johann
(h) [Spaltenumbruch] Of the force of the heart.
(i) Das erinnert Jacob Jurin
in den Philoſ. Tranſact. n. 358.
(k) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. Diſſert. citata S.
71. 72.
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[866/0922] Viertes Buch. Das Herz. will ich nichts dagegen erinnern, da es ſchon ausgemacht iſt, daß hundert Pfunde Blut, oder andere zuſammenhaͤn- gende Fluͤßigkeiten, aus einer vollkommenen Ruhe blos und allein durch die Schlaͤge des Herzens wieder in eine vollkommene Bewegung geſezt werden, und daß folglich 15 Pfunde Blut die Kraft des Herzens noch nicht hin- laͤnglich andeuten. §. 46. Morlands und Tabors Ausrechnung. Es hat zwar Joſeph Morland (h) keine Berechnung uͤber dieſen Punkt gegeben, inzwiſchen aber doch verſchie- denes vorgebracht, das in dieſe Sache einſchlaͤgt. Er glaubet, daß die Laͤnge der Schlagader bei dem Wider- ſtande, den das Herz vor ſich findet, nichts zu ſagen haͤt- te, und daß die Kraft des Herzens nicht ſo gar groß zu ſeyn ſcheine. Denn wenn man gleich hundert Pfunde Druk auf das in der Aorte befindliche Blut rechnen woll- te, ſo glaubt er doch, es folge hieraus, daß die Ge- ſchwindigkeit des Bluts 9600 Fuß in einer Minute be- trage, welches aber unglaublich ſcheine. Es hat aber dieſer Mann darinnen offenbar geirret, daß er die Kraft des Herzens blos nach dem Widerſtande der Schlagadern gemeſſen, als welchem er die Staͤrke des Herzens gleich macht. Denn es wird dem Blute der Aorte, auſſer die- ſem Widerſtande, ganz offenbar eine groſſe Geſchwindigkeit mitgetheilet (i), und man muß die Kraft des Herzens in der That in zwo Theile theilen, davon der erſte auf die Erweiterung der Aorte, der andere auf die Forttreibung des Blutes verwendet wird (k). Johann (h) Of the force of the heart. (i) Das erinnert Jacob Jurin in den Philoſ. Tranſact. n. 358. (k) Ebenderſ. Diſſert. citata S. 71. 72.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 866. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/922>, abgerufen am 28.03.2024.