Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Buch. Das Blut.

Jndessen ging der Fleis dieses berühmten Mannes
noch über diese bereits entworfne Feinheiten weiter hin-
aus. Er hatte in seinem eignen (n) Unflate, so wie im
Auswurfe der Rinder (o), Stoffe angemerkt, die dem
sechs und dreißigsten Theile eines roten Kügelchen gleich
waren dergleichen das Menschenblut färben: in dem
Milchsafte (chylus) waren die Theilchen dagegen sehr viel
kleiner, als diejenigen, welche er mit dem Sechstheile
eines roten Kügelchen verglichen hatte. Folglich brachte
er im November eben dieses 1680 Jares den Schlus
zu Stande (p), daß ein rotes Kügelchen im Menschen-
blute aus sechs kleinern Kügelchen bestünde: daß jedes
von diesen sechsen aus sechs kleinern runden Stoffen, und
so gar diese äusserst kleine Stoffe vielleicht wieder aus
sechs noch kleinern Kügelchen dergestalt zusammengesezzt
wären, daß ein einziges rotes Kügelchen im menschlichen
Blute überhaupt aus 36 (q), und vielleicht aus 216 klei-
nern Kügelchen zusammengeballt wäre, und sich wieder
in eben so viele auflösen lisse. Endlich merkte er noch
an, daß diese Kügelchen von der Beimischung eines flüch-
tigen Salzes (r) dergestalt verdünnt werden, daß sie sich
in ihren sechs und dreißigsten Theil auflösen lissen, und
er erklärte sich nach den neuern Versuchen noch viel zu-
versichtlicher, daß ein Blutkügelchen aus sechs und dreis-
sig andern kleinern Kügelchen bestünde.

§. 18.
Versuche andrer Männer, nebst Börhaavens
Hipotese.

Man findet bei andern Schriftstellern sehr wenige
Beobachtungen, die sie als Augenzeugen über diese klei-

ne
(n) [Spaltenumbruch] Anat. et contempl. S. 38.
(o) Experiment. et contemplat.
S. 12.
(p) Angef. Ort.
(q) [Spaltenumbruch] Contin. arcan. nat. S. 222.
(r) Experiment. et contemplat.
S. 88.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.

Jndeſſen ging der Fleis dieſes beruͤhmten Mannes
noch uͤber dieſe bereits entworfne Feinheiten weiter hin-
aus. Er hatte in ſeinem eignen (n) Unflate, ſo wie im
Auswurfe der Rinder (o), Stoffe angemerkt, die dem
ſechs und dreißigſten Theile eines roten Kuͤgelchen gleich
waren dergleichen das Menſchenblut faͤrben: in dem
Milchſafte (chylus) waren die Theilchen dagegen ſehr viel
kleiner, als diejenigen, welche er mit dem Sechstheile
eines roten Kuͤgelchen verglichen hatte. Folglich brachte
er im November eben dieſes 1680 Jares den Schlus
zu Stande (p), daß ein rotes Kuͤgelchen im Menſchen-
blute aus ſechs kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde: daß jedes
von dieſen ſechſen aus ſechs kleinern runden Stoffen, und
ſo gar dieſe aͤuſſerſt kleine Stoffe vielleicht wieder aus
ſechs noch kleinern Kuͤgelchen dergeſtalt zuſammengeſezzt
waͤren, daß ein einziges rotes Kuͤgelchen im menſchlichen
Blute uͤberhaupt aus 36 (q), und vielleicht aus 216 klei-
nern Kuͤgelchen zuſammengeballt waͤre, und ſich wieder
in eben ſo viele aufloͤſen liſſe. Endlich merkte er noch
an, daß dieſe Kuͤgelchen von der Beimiſchung eines fluͤch-
tigen Salzes (r) dergeſtalt verduͤnnt werden, daß ſie ſich
in ihren ſechs und dreißigſten Theil aufloͤſen liſſen, und
er erklaͤrte ſich nach den neuern Verſuchen noch viel zu-
verſichtlicher, daß ein Blutkuͤgelchen aus ſechs und dreiſ-
ſig andern kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde.

§. 18.
Verſuche andrer Maͤnner, nebſt Boͤrhaavens
Hipoteſe.

Man findet bei andern Schriftſtellern ſehr wenige
Beobachtungen, die ſie als Augenzeugen uͤber dieſe klei-

ne
(n) [Spaltenumbruch] Anat. et contempl. S. 38.
(o) Experiment. et contemplat.
S. 12.
(p) Angef. Ort.
(q) [Spaltenumbruch] Contin. arcan. nat. S. 222.
(r) Experiment. et contemplat.
S. 88.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0120" n="100"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi> </fw><lb/>
            <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en ging der Fleis die&#x017F;es beru&#x0364;hmten Mannes<lb/>
noch u&#x0364;ber die&#x017F;e bereits entworfne Feinheiten weiter hin-<lb/>
aus. Er hatte in &#x017F;einem eignen <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq">Anat. et contempl.</hi> S. 38.</note> Unflate, &#x017F;o wie im<lb/>
Auswurfe der Rinder <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Experiment. et contemplat.</hi><lb/>
S. 12.</note>, Stoffe angemerkt, die dem<lb/>
&#x017F;echs und dreißig&#x017F;ten Theile eines roten Ku&#x0364;gelchen gleich<lb/>
waren dergleichen das Men&#x017F;chenblut fa&#x0364;rben: in dem<lb/>
Milch&#x017F;afte (<hi rendition="#aq">chylus</hi>) waren die Theilchen dagegen &#x017F;ehr viel<lb/>
kleiner, als diejenigen, welche er mit dem Sechstheile<lb/>
eines roten Ku&#x0364;gelchen verglichen hatte. Folglich brachte<lb/>
er im November eben die&#x017F;es 1680 Jares den Schlus<lb/>
zu Stande <note place="foot" n="(p)">Angef. Ort.</note>, daß ein rotes Ku&#x0364;gelchen im Men&#x017F;chen-<lb/>
blute aus &#x017F;echs kleinern Ku&#x0364;gelchen be&#x017F;tu&#x0364;nde: daß jedes<lb/>
von die&#x017F;en &#x017F;ech&#x017F;en aus &#x017F;echs kleinern runden Stoffen, und<lb/>
&#x017F;o gar die&#x017F;e a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t kleine Stoffe vielleicht wieder aus<lb/>
&#x017F;echs noch kleinern Ku&#x0364;gelchen derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzt<lb/>
wa&#x0364;ren, daß ein einziges rotes Ku&#x0364;gelchen im men&#x017F;chlichen<lb/>
Blute u&#x0364;berhaupt aus 36 <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">Contin. arcan. nat.</hi> S. 222.</note>, und vielleicht aus 216 klei-<lb/>
nern Ku&#x0364;gelchen zu&#x017F;ammengeballt wa&#x0364;re, und &#x017F;ich wieder<lb/>
in eben &#x017F;o viele auflo&#x0364;&#x017F;en li&#x017F;&#x017F;e. Endlich merkte er noch<lb/>
an, daß die&#x017F;e Ku&#x0364;gelchen von der Beimi&#x017F;chung eines flu&#x0364;ch-<lb/>
tigen Salzes <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Experiment. et contemplat.</hi><lb/>
S. 88.</note> derge&#x017F;talt verdu&#x0364;nnt werden, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
in ihren &#x017F;echs und dreißig&#x017F;ten Theil auflo&#x0364;&#x017F;en li&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
er erkla&#x0364;rte &#x017F;ich nach den neuern Ver&#x017F;uchen noch viel zu-<lb/>
ver&#x017F;ichtlicher, daß ein Blutku&#x0364;gelchen aus &#x017F;echs und drei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig andern kleinern Ku&#x0364;gelchen be&#x017F;tu&#x0364;nde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.<lb/>
Ver&#x017F;uche andrer Ma&#x0364;nner, neb&#x017F;t Bo&#x0364;rhaavens<lb/>
Hipote&#x017F;e.</head><lb/>
            <p>Man findet bei andern Schrift&#x017F;tellern &#x017F;ehr wenige<lb/>
Beobachtungen, die &#x017F;ie als Augenzeugen u&#x0364;ber die&#x017F;e klei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0120] Fuͤnftes Buch. Das Blut. Jndeſſen ging der Fleis dieſes beruͤhmten Mannes noch uͤber dieſe bereits entworfne Feinheiten weiter hin- aus. Er hatte in ſeinem eignen (n) Unflate, ſo wie im Auswurfe der Rinder (o), Stoffe angemerkt, die dem ſechs und dreißigſten Theile eines roten Kuͤgelchen gleich waren dergleichen das Menſchenblut faͤrben: in dem Milchſafte (chylus) waren die Theilchen dagegen ſehr viel kleiner, als diejenigen, welche er mit dem Sechstheile eines roten Kuͤgelchen verglichen hatte. Folglich brachte er im November eben dieſes 1680 Jares den Schlus zu Stande (p), daß ein rotes Kuͤgelchen im Menſchen- blute aus ſechs kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde: daß jedes von dieſen ſechſen aus ſechs kleinern runden Stoffen, und ſo gar dieſe aͤuſſerſt kleine Stoffe vielleicht wieder aus ſechs noch kleinern Kuͤgelchen dergeſtalt zuſammengeſezzt waͤren, daß ein einziges rotes Kuͤgelchen im menſchlichen Blute uͤberhaupt aus 36 (q), und vielleicht aus 216 klei- nern Kuͤgelchen zuſammengeballt waͤre, und ſich wieder in eben ſo viele aufloͤſen liſſe. Endlich merkte er noch an, daß dieſe Kuͤgelchen von der Beimiſchung eines fluͤch- tigen Salzes (r) dergeſtalt verduͤnnt werden, daß ſie ſich in ihren ſechs und dreißigſten Theil aufloͤſen liſſen, und er erklaͤrte ſich nach den neuern Verſuchen noch viel zu- verſichtlicher, daß ein Blutkuͤgelchen aus ſechs und dreiſ- ſig andern kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde. §. 18. Verſuche andrer Maͤnner, nebſt Boͤrhaavens Hipoteſe. Man findet bei andern Schriftſtellern ſehr wenige Beobachtungen, die ſie als Augenzeugen uͤber dieſe klei- ne (n) Anat. et contempl. S. 38. (o) Experiment. et contemplat. S. 12. (p) Angef. Ort. (q) Contin. arcan. nat. S. 222. (r) Experiment. et contemplat. S. 88.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/120
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/120>, abgerufen am 19.04.2024.