Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
eine Uebereinstimmung statt, von der wir aber an einem
andern Orte unsre Gedanken mitteilen wollen.

§. 12.
Der Quell und Vorrat, von dem das Blut sei-
ne Grundstoffe erborgt.

Ob sich gleich diese Frage erst, nach der Geschichte
der Speisen und Verdauung, vollständig beantworten
läst, so erlaube man uns doch indessen, so lange bis uns
der Faden unsrer Arbeiten zu diesem Geschäfte leitet, et-
was weniges der Ordnung vorzugreifen. Ohne Zweifel
werden die Milchkügelchen (m) aus der Fettigkeit der
Gewächse und Thiere gebildet; unwarscheinlich ist es
nicht, daß aus diesen die roten Kügelchen entstehen,
nachdem sie sich mit dem Eisen innigst vermischt, und
dadurch verdichtet haben; und nachdem sie eine solche
Festigkeit an sich genommen haben, daß sie, ohne ihre
Figur zu ändern, ohne ihren Umfang zu ändern, mitten
im Flieswasser herumschwimmen, und im Wasser nun-
mehro untersinken, da sie in der Milch vorher schwom-
men. Jhre Brennbarkeit bringen sie von ihrem Ge-
burtsorte mit sich. Jm Hünchen entsteht das Blut,
unter unsern Augen von dem fetten Dotter (m*), indem
selbiger seine gelbe Farbe nach deutlichen Graden nach
und nach verliert. Salzwasser läst sich leicht aus thie-
rischen Gallerte, wenn derselbe kaum einige Verände-
rungen erlitten, wiederherstellen. Da Thiere aber ein
dem unsrigen ganz änliches Flieswasser, auch von blossen
Pflanzen erhalten; und ein gesunder Mensch von blossem
Wasser und Brodte lebt, und davon eben solche Säfte

in
(m) [Spaltenumbruch] Daß sich aus demjenigen
Fette, welches sich von dem butter-
haften Theile der Milch scheidet,
die roten Kügelchen bilden sollen,
sagt quesnai Oecon. anim. T. III.
S. 33.
(m*) [Spaltenumbruch] faber über den hernan-
dez.
Aus Schildkröteneiern wird
ein wares Oel an der Sonne her-
ausgezogen, welches leichter, als
Baumöl ist. gvmilla Hist. na-
tur. de l'Orenoque V. II.
S. 69.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
eine Uebereinſtimmung ſtatt, von der wir aber an einem
andern Orte unſre Gedanken mitteilen wollen.

§. 12.
Der Quell und Vorrat, von dem das Blut ſei-
ne Grundſtoffe erborgt.

Ob ſich gleich dieſe Frage erſt, nach der Geſchichte
der Speiſen und Verdauung, vollſtaͤndig beantworten
laͤſt, ſo erlaube man uns doch indeſſen, ſo lange bis uns
der Faden unſrer Arbeiten zu dieſem Geſchaͤfte leitet, et-
was weniges der Ordnung vorzugreifen. Ohne Zweifel
werden die Milchkuͤgelchen (m) aus der Fettigkeit der
Gewaͤchſe und Thiere gebildet; unwarſcheinlich iſt es
nicht, daß aus dieſen die roten Kuͤgelchen entſtehen,
nachdem ſie ſich mit dem Eiſen innigſt vermiſcht, und
dadurch verdichtet haben; und nachdem ſie eine ſolche
Feſtigkeit an ſich genommen haben, daß ſie, ohne ihre
Figur zu aͤndern, ohne ihren Umfang zu aͤndern, mitten
im Flieswaſſer herumſchwimmen, und im Waſſer nun-
mehro unterſinken, da ſie in der Milch vorher ſchwom-
men. Jhre Brennbarkeit bringen ſie von ihrem Ge-
burtsorte mit ſich. Jm Huͤnchen entſteht das Blut,
unter unſern Augen von dem fetten Dotter (m*), indem
ſelbiger ſeine gelbe Farbe nach deutlichen Graden nach
und nach verliert. Salzwaſſer laͤſt ſich leicht aus thie-
riſchen Gallerte, wenn derſelbe kaum einige Veraͤnde-
rungen erlitten, wiederherſtellen. Da Thiere aber ein
dem unſrigen ganz aͤnliches Flieswaſſer, auch von bloſſen
Pflanzen erhalten; und ein geſunder Menſch von bloſſem
Waſſer und Brodte lebt, und davon eben ſolche Saͤfte

in
(m) [Spaltenumbruch] Daß ſich aus demjenigen
Fette, welches ſich von dem butter-
haften Theile der Milch ſcheidet,
die roten Kuͤgelchen bilden ſollen,
ſagt queſnai Oecon. anim. T. III.
S. 33.
(m*) [Spaltenumbruch] faber uͤber den hernan-
dez.
Aus Schildkroͤteneiern wird
ein wares Oel an der Sonne her-
ausgezogen, welches leichter, als
Baumoͤl iſt. gvmilla Hiſt. na-
tur. de l’Orenoque V. II.
S. 69.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0266" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
eine Ueberein&#x017F;timmung &#x017F;tatt, von der wir aber an einem<lb/>
andern Orte un&#x017F;re Gedanken mitteilen wollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.<lb/>
Der Quell und Vorrat, von dem das Blut &#x017F;ei-<lb/>
ne Grund&#x017F;toffe erborgt.</head><lb/>
            <p>Ob &#x017F;ich gleich die&#x017F;e Frage er&#x017F;t, nach der Ge&#x017F;chichte<lb/>
der Spei&#x017F;en und Verdauung, voll&#x017F;ta&#x0364;ndig beantworten<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o erlaube man uns doch inde&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o lange bis uns<lb/>
der Faden un&#x017F;rer Arbeiten zu die&#x017F;em Ge&#x017F;cha&#x0364;fte leitet, et-<lb/>
was weniges der Ordnung vorzugreifen. Ohne Zweifel<lb/>
werden die Milchku&#x0364;gelchen <note place="foot" n="(m)"><cb/>
Daß &#x017F;ich aus demjenigen<lb/>
Fette, welches &#x017F;ich von dem butter-<lb/>
haften Theile der Milch &#x017F;cheidet,<lb/>
die roten Ku&#x0364;gelchen bilden &#x017F;ollen,<lb/>
&#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">que&#x017F;nai</hi> Oecon. anim. T. III.</hi><lb/>
S. 33.</note> aus der Fettigkeit der<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e und Thiere gebildet; unwar&#x017F;cheinlich i&#x017F;t es<lb/>
nicht, daß aus die&#x017F;en die roten Ku&#x0364;gelchen ent&#x017F;tehen,<lb/>
nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Ei&#x017F;en innig&#x017F;t vermi&#x017F;cht, und<lb/>
dadurch verdichtet haben; und nachdem &#x017F;ie eine &#x017F;olche<lb/>
Fe&#x017F;tigkeit an &#x017F;ich genommen haben, daß &#x017F;ie, ohne ihre<lb/>
Figur zu a&#x0364;ndern, ohne ihren Umfang zu a&#x0364;ndern, mitten<lb/>
im Flieswa&#x017F;&#x017F;er herum&#x017F;chwimmen, und im Wa&#x017F;&#x017F;er nun-<lb/>
mehro unter&#x017F;inken, da &#x017F;ie in der Milch vorher &#x017F;chwom-<lb/>
men. Jhre Brennbarkeit bringen &#x017F;ie von ihrem Ge-<lb/>
burtsorte mit &#x017F;ich. Jm Hu&#x0364;nchen ent&#x017F;teht das Blut,<lb/>
unter un&#x017F;ern Augen von dem fetten Dotter <note place="foot" n="(m*)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">faber</hi></hi> u&#x0364;ber den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hernan-<lb/>
dez.</hi></hi> Aus Schildkro&#x0364;teneiern wird<lb/>
ein wares Oel an der Sonne her-<lb/>
ausgezogen, welches leichter, als<lb/>
Baumo&#x0364;l i&#x017F;t. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">gvmilla</hi> Hi&#x017F;t. na-<lb/>
tur. de l&#x2019;Orenoque V. II.</hi> S. 69.</note>, indem<lb/>
&#x017F;elbiger &#x017F;eine gelbe Farbe nach deutlichen Graden nach<lb/>
und nach verliert. Salzwa&#x017F;&#x017F;er la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich leicht aus thie-<lb/>
ri&#x017F;chen Gallerte, wenn der&#x017F;elbe kaum einige Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen erlitten, wiederher&#x017F;tellen. Da Thiere aber ein<lb/>
dem un&#x017F;rigen ganz a&#x0364;nliches Flieswa&#x017F;&#x017F;er, auch von blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Pflanzen erhalten; und ein ge&#x017F;under Men&#x017F;ch von blo&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er und Brodte lebt, und davon eben &#x017F;olche Sa&#x0364;fte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0266] Fuͤnftes Buch. Das Blut. eine Uebereinſtimmung ſtatt, von der wir aber an einem andern Orte unſre Gedanken mitteilen wollen. §. 12. Der Quell und Vorrat, von dem das Blut ſei- ne Grundſtoffe erborgt. Ob ſich gleich dieſe Frage erſt, nach der Geſchichte der Speiſen und Verdauung, vollſtaͤndig beantworten laͤſt, ſo erlaube man uns doch indeſſen, ſo lange bis uns der Faden unſrer Arbeiten zu dieſem Geſchaͤfte leitet, et- was weniges der Ordnung vorzugreifen. Ohne Zweifel werden die Milchkuͤgelchen (m) aus der Fettigkeit der Gewaͤchſe und Thiere gebildet; unwarſcheinlich iſt es nicht, daß aus dieſen die roten Kuͤgelchen entſtehen, nachdem ſie ſich mit dem Eiſen innigſt vermiſcht, und dadurch verdichtet haben; und nachdem ſie eine ſolche Feſtigkeit an ſich genommen haben, daß ſie, ohne ihre Figur zu aͤndern, ohne ihren Umfang zu aͤndern, mitten im Flieswaſſer herumſchwimmen, und im Waſſer nun- mehro unterſinken, da ſie in der Milch vorher ſchwom- men. Jhre Brennbarkeit bringen ſie von ihrem Ge- burtsorte mit ſich. Jm Huͤnchen entſteht das Blut, unter unſern Augen von dem fetten Dotter (m*), indem ſelbiger ſeine gelbe Farbe nach deutlichen Graden nach und nach verliert. Salzwaſſer laͤſt ſich leicht aus thie- riſchen Gallerte, wenn derſelbe kaum einige Veraͤnde- rungen erlitten, wiederherſtellen. Da Thiere aber ein dem unſrigen ganz aͤnliches Flieswaſſer, auch von bloſſen Pflanzen erhalten; und ein geſunder Menſch von bloſſem Waſſer und Brodte lebt, und davon eben ſolche Saͤfte in (m) Daß ſich aus demjenigen Fette, welches ſich von dem butter- haften Theile der Milch ſcheidet, die roten Kuͤgelchen bilden ſollen, ſagt queſnai Oecon. anim. T. III. S. 33. (m*) faber uͤber den hernan- dez. Aus Schildkroͤteneiern wird ein wares Oel an der Sonne her- ausgezogen, welches leichter, als Baumoͤl iſt. gvmilla Hiſt. na- tur. de l’Orenoque V. II. S. 69.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/266
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/266>, abgerufen am 29.03.2024.