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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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in den Schlagadern.
Höhe zu heben, bestimmt ist; es sind dieses auch an Men-
schen nur geschlanke Stämmchen, und nicht über ein
Viertheil einer Linie breit, an jungen Hunden aber noch
geschlanker. Aus diesen Schlagäderchen habe ich das
Blut, laut meinem erstern Versuche, drei Fus, vier Zoll
hoch (p), nach dem zweeten Versuche, sechs Fus und eben
so viel Zoll hoch (q) springen gesehen. Es sprizzte aber
das Blut aus der Bakkenschlagader (iliaca), die doch um
so viel breiter ist, in dem Versuche des Keils (r), nicht
weiter, als drei Fus, da es doch, nach der Erwartung
der Theorie, eine viel grössere Parabel, als die schmäch-
tigen Schlagäderchen zwischen den Ribben, hätte beschrei-
ben sollen. Jndessen ist das Blut aus diesen Blutadern
bisweilen eben so, wie sonst aus Schlagadern, hervorge-
sprungen (r*).

Da nun die Geschwindigkeit des Bluts in den klein-
sten Gefässen nicht so sehr geschwächt wird, als es wohl
von den genannten Ursachen der Bluthemmung gesche-
hen sollte, oder zu vermuten wäre (s); so müssen wir uns
noch in die Untersuchung einlassen, was daran denn ei-
gentlich Schuld sei, daß der Erfolg anders ausfällt, als
die Ursachen zu vermuten geben. Es kann aber die Wirk-
samkeit der hemmenden Ursachen geringer sein: es kann
sich etwa eine neue Bewegung unter das Blut mit einge-
mischt haben, seit dem es bereits aus dem Herzen hervor-
gekommen; und ich sehe nicht ab, daß man weiter eine
andre Ursache von diesem Feler ausfündig machen könnte.

§. 31.
Ursachen, die das Verspäten mindern.

Jch habe von derjenigen Bluthemmung bereits ge-
handelt, welche allerdings von den breitern Aesten der

Aorte
(p) [Spaltenumbruch] Exp. 43.
(q) Exp. 42.
(r) de vi cordis S. 56.
(r*) [Spaltenumbruch] von der Salvatellader lin-
den
select.
S. 579.
(s) §. 13. bis zum 28.
U 5

in den Schlagadern.
Hoͤhe zu heben, beſtimmt iſt; es ſind dieſes auch an Men-
ſchen nur geſchlanke Staͤmmchen, und nicht uͤber ein
Viertheil einer Linie breit, an jungen Hunden aber noch
geſchlanker. Aus dieſen Schlagaͤderchen habe ich das
Blut, laut meinem erſtern Verſuche, drei Fus, vier Zoll
hoch (p), nach dem zweeten Verſuche, ſechs Fus und eben
ſo viel Zoll hoch (q) ſpringen geſehen. Es ſprizzte aber
das Blut aus der Bakkenſchlagader (iliaca), die doch um
ſo viel breiter iſt, in dem Verſuche des Keils (r), nicht
weiter, als drei Fus, da es doch, nach der Erwartung
der Theorie, eine viel groͤſſere Parabel, als die ſchmaͤch-
tigen Schlagaͤderchen zwiſchen den Ribben, haͤtte beſchrei-
ben ſollen. Jndeſſen iſt das Blut aus dieſen Blutadern
bisweilen eben ſo, wie ſonſt aus Schlagadern, hervorge-
ſprungen (r*).

Da nun die Geſchwindigkeit des Bluts in den klein-
ſten Gefaͤſſen nicht ſo ſehr geſchwaͤcht wird, als es wohl
von den genannten Urſachen der Bluthemmung geſche-
hen ſollte, oder zu vermuten waͤre (s); ſo muͤſſen wir uns
noch in die Unterſuchung einlaſſen, was daran denn ei-
gentlich Schuld ſei, daß der Erfolg anders ausfaͤllt, als
die Urſachen zu vermuten geben. Es kann aber die Wirk-
ſamkeit der hemmenden Urſachen geringer ſein: es kann
ſich etwa eine neue Bewegung unter das Blut mit einge-
miſcht haben, ſeit dem es bereits aus dem Herzen hervor-
gekommen; und ich ſehe nicht ab, daß man weiter eine
andre Urſache von dieſem Feler ausfuͤndig machen koͤnnte.

§. 31.
Urſachen, die das Verſpaͤten mindern.

Jch habe von derjenigen Bluthemmung bereits ge-
handelt, welche allerdings von den breitern Aeſten der

Aorte
(p) [Spaltenumbruch] Exp. 43.
(q) Exp. 42.
(r) de vi cordis S. 56.
(r*) [Spaltenumbruch] von der Salvatellader lin-
den
ſelect.
S. 579.
(s) §. 13. bis zum 28.
U 5
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[313/0333] in den Schlagadern. Hoͤhe zu heben, beſtimmt iſt; es ſind dieſes auch an Men- ſchen nur geſchlanke Staͤmmchen, und nicht uͤber ein Viertheil einer Linie breit, an jungen Hunden aber noch geſchlanker. Aus dieſen Schlagaͤderchen habe ich das Blut, laut meinem erſtern Verſuche, drei Fus, vier Zoll hoch (p), nach dem zweeten Verſuche, ſechs Fus und eben ſo viel Zoll hoch (q) ſpringen geſehen. Es ſprizzte aber das Blut aus der Bakkenſchlagader (iliaca), die doch um ſo viel breiter iſt, in dem Verſuche des Keils (r), nicht weiter, als drei Fus, da es doch, nach der Erwartung der Theorie, eine viel groͤſſere Parabel, als die ſchmaͤch- tigen Schlagaͤderchen zwiſchen den Ribben, haͤtte beſchrei- ben ſollen. Jndeſſen iſt das Blut aus dieſen Blutadern bisweilen eben ſo, wie ſonſt aus Schlagadern, hervorge- ſprungen (r*). Da nun die Geſchwindigkeit des Bluts in den klein- ſten Gefaͤſſen nicht ſo ſehr geſchwaͤcht wird, als es wohl von den genannten Urſachen der Bluthemmung geſche- hen ſollte, oder zu vermuten waͤre (s); ſo muͤſſen wir uns noch in die Unterſuchung einlaſſen, was daran denn ei- gentlich Schuld ſei, daß der Erfolg anders ausfaͤllt, als die Urſachen zu vermuten geben. Es kann aber die Wirk- ſamkeit der hemmenden Urſachen geringer ſein: es kann ſich etwa eine neue Bewegung unter das Blut mit einge- miſcht haben, ſeit dem es bereits aus dem Herzen hervor- gekommen; und ich ſehe nicht ab, daß man weiter eine andre Urſache von dieſem Feler ausfuͤndig machen koͤnnte. §. 31. Urſachen, die das Verſpaͤten mindern. Jch habe von derjenigen Bluthemmung bereits ge- handelt, welche allerdings von den breitern Aeſten der Aorte (p) Exp. 43. (q) Exp. 42. (r) de vi cordis S. 56. (r*) von der Salvatellader lin- den ſelect. S. 579. (s) §. 13. bis zum 28. U 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/333>, abgerufen am 25.04.2024.