Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Der Lauf des Blutes
keinen Versuchen mit Zuverläßigkeit erwarten darf.
Was die Art betrift, wie Leidenschaften in dem Körper
eine Veränderung hervorbringen, davon soll mit besserm
Rechte anderswo geredet werden.

§. 37.
Die waren Ursachen. Das Zusammenziehen
der Schlagadern.

Wir haben an einem andern Orte vom Zusammen-
ziehen der Schlagadern weitläuftig gehandelt (s), indessen
findet sich hier noch verschiednes, dessen wir in unsern
Abhandlungen nicht entberen können. Man kan frei-
lich nicht im geringsten daran zweifeln, daß sich nicht an
den grossen Schlagadern, welche wechselweise klopfen,
der Durchmesser, Kraft des Zusammenziehens um so viel
verengern sollte, als derselbe kurz zuvor von der Kraft
des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni-
ge Kraft wiederhergestellt werde, welche das Herz ange-
wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei-
lich vergebens seyn würde, wofern man blos sein Augen-
merk auf die fortrükkende Bewegung des Blutes richten
wollte. Denn wenn eine Schlagader eine stärkere Kraft
sich zusammen zu ziehen hätte, so würde die Schlagader,
nach einem jeden einzelnen Pulsschlage, enger werden
müssen: hätte sie eine kleinere Kraft, so würde sie nach
jeder Pulsirung einen grössern Durchmesser bekommen.
Wenn also eine Schlagader und eine Blutader mit ei-
nem und eben demselben Stiche verlezzt worden, und der
Paß aus der Schlagader in die Blutader offen gestan-
den, so hat man die Blutader an dieser Stelle blos auf-
schwellen gesehen (s*).

Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht diese Kraft,
womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederstre-

ben,
(s) [Spaltenumbruch] 2. Buch. 4. Buch.
(s*) [Spaltenumbruch] Observat. of a Societ. at
Lond. n.
1. S. 340.

Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
keinen Verſuchen mit Zuverlaͤßigkeit erwarten darf.
Was die Art betrift, wie Leidenſchaften in dem Koͤrper
eine Veraͤnderung hervorbringen, davon ſoll mit beſſerm
Rechte anderswo geredet werden.

§. 37.
Die waren Urſachen. Das Zuſammenziehen
der Schlagadern.

Wir haben an einem andern Orte vom Zuſammen-
ziehen der Schlagadern weitlaͤuftig gehandelt (s), indeſſen
findet ſich hier noch verſchiednes, deſſen wir in unſern
Abhandlungen nicht entberen koͤnnen. Man kan frei-
lich nicht im geringſten daran zweifeln, daß ſich nicht an
den groſſen Schlagadern, welche wechſelweiſe klopfen,
der Durchmeſſer, Kraft des Zuſammenziehens um ſo viel
verengern ſollte, als derſelbe kurz zuvor von der Kraft
des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni-
ge Kraft wiederhergeſtellt werde, welche das Herz ange-
wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei-
lich vergebens ſeyn wuͤrde, wofern man blos ſein Augen-
merk auf die fortruͤkkende Bewegung des Blutes richten
wollte. Denn wenn eine Schlagader eine ſtaͤrkere Kraft
ſich zuſammen zu ziehen haͤtte, ſo wuͤrde die Schlagader,
nach einem jeden einzelnen Pulsſchlage, enger werden
muͤſſen: haͤtte ſie eine kleinere Kraft, ſo wuͤrde ſie nach
jeder Pulſirung einen groͤſſern Durchmeſſer bekommen.
Wenn alſo eine Schlagader und eine Blutader mit ei-
nem und eben demſelben Stiche verlezzt worden, und der
Paß aus der Schlagader in die Blutader offen geſtan-
den, ſo hat man die Blutader an dieſer Stelle blos auf-
ſchwellen geſehen (s*).

Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht dieſe Kraft,
womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederſtre-

ben,
(s) [Spaltenumbruch] 2. Buch. 4. Buch.
(s*) [Spaltenumbruch] Obſervat. of a Societ. at
Lond. n.
1. S. 340.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Der Lauf des Blutes</hi></fw><lb/>
keinen Ver&#x017F;uchen mit Zuverla&#x0364;ßigkeit erwarten darf.<lb/>
Was die Art betrift, wie Leiden&#x017F;chaften in dem Ko&#x0364;rper<lb/>
eine Vera&#x0364;nderung hervorbringen, davon &#x017F;oll mit be&#x017F;&#x017F;erm<lb/>
Rechte anderswo geredet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 37.<lb/>
Die waren Ur&#x017F;achen. Das Zu&#x017F;ammenziehen<lb/>
der Schlagadern.</head><lb/>
            <p>Wir haben an einem andern Orte vom Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ziehen der Schlagadern weitla&#x0364;uftig gehandelt <note place="foot" n="(s)"><cb/>
2. Buch. 4. Buch.</note>, inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
findet &#x017F;ich hier noch ver&#x017F;chiednes, de&#x017F;&#x017F;en wir in un&#x017F;ern<lb/>
Abhandlungen nicht entberen ko&#x0364;nnen. Man kan frei-<lb/>
lich nicht im gering&#x017F;ten daran zweifeln, daß &#x017F;ich nicht an<lb/>
den gro&#x017F;&#x017F;en Schlagadern, welche wech&#x017F;elwei&#x017F;e klopfen,<lb/>
der Durchme&#x017F;&#x017F;er, Kraft des Zu&#x017F;ammenziehens um &#x017F;o viel<lb/>
verengern &#x017F;ollte, als der&#x017F;elbe kurz zuvor von der Kraft<lb/>
des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni-<lb/>
ge Kraft wiederherge&#x017F;tellt werde, welche das Herz ange-<lb/>
wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei-<lb/>
lich vergebens &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, wofern man blos &#x017F;ein Augen-<lb/>
merk auf die fortru&#x0364;kkende Bewegung des Blutes richten<lb/>
wollte. Denn wenn eine Schlagader eine &#x017F;ta&#x0364;rkere Kraft<lb/>
&#x017F;ich zu&#x017F;ammen zu ziehen ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde die Schlagader,<lb/>
nach einem jeden einzelnen Puls&#x017F;chlage, enger werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: ha&#x0364;tte &#x017F;ie eine kleinere Kraft, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie nach<lb/>
jeder Pul&#x017F;irung einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Durchme&#x017F;&#x017F;er bekommen.<lb/>
Wenn al&#x017F;o eine Schlagader und eine Blutader mit ei-<lb/>
nem und eben dem&#x017F;elben Stiche verlezzt worden, und der<lb/>
Paß aus der Schlagader in die Blutader offen ge&#x017F;tan-<lb/>
den, &#x017F;o hat man die Blutader an die&#x017F;er Stelle blos auf-<lb/>
&#x017F;chwellen ge&#x017F;ehen <note place="foot" n="(s*)"><cb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervat. of a Societ. at<lb/>
Lond. n.</hi> 1. S. 340.</note>.</p><lb/>
            <p>Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht die&#x017F;e Kraft,<lb/>
womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wieder&#x017F;tre-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0350] Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes keinen Verſuchen mit Zuverlaͤßigkeit erwarten darf. Was die Art betrift, wie Leidenſchaften in dem Koͤrper eine Veraͤnderung hervorbringen, davon ſoll mit beſſerm Rechte anderswo geredet werden. §. 37. Die waren Urſachen. Das Zuſammenziehen der Schlagadern. Wir haben an einem andern Orte vom Zuſammen- ziehen der Schlagadern weitlaͤuftig gehandelt (s), indeſſen findet ſich hier noch verſchiednes, deſſen wir in unſern Abhandlungen nicht entberen koͤnnen. Man kan frei- lich nicht im geringſten daran zweifeln, daß ſich nicht an den groſſen Schlagadern, welche wechſelweiſe klopfen, der Durchmeſſer, Kraft des Zuſammenziehens um ſo viel verengern ſollte, als derſelbe kurz zuvor von der Kraft des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni- ge Kraft wiederhergeſtellt werde, welche das Herz ange- wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei- lich vergebens ſeyn wuͤrde, wofern man blos ſein Augen- merk auf die fortruͤkkende Bewegung des Blutes richten wollte. Denn wenn eine Schlagader eine ſtaͤrkere Kraft ſich zuſammen zu ziehen haͤtte, ſo wuͤrde die Schlagader, nach einem jeden einzelnen Pulsſchlage, enger werden muͤſſen: haͤtte ſie eine kleinere Kraft, ſo wuͤrde ſie nach jeder Pulſirung einen groͤſſern Durchmeſſer bekommen. Wenn alſo eine Schlagader und eine Blutader mit ei- nem und eben demſelben Stiche verlezzt worden, und der Paß aus der Schlagader in die Blutader offen geſtan- den, ſo hat man die Blutader an dieſer Stelle blos auf- ſchwellen geſehen (s*). Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht dieſe Kraft, womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederſtre- ben, (s) 2. Buch. 4. Buch. (s*) Obſervat. of a Societ. at Lond. n. 1. S. 340.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/350
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/350>, abgerufen am 16.04.2024.