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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut
Adrian Helvetius (o*) und andre Neuern (p), und es
hatte schon vorher Leal (q) geschrieben, daß das Schlag-
aderblut leichter gerinne, so wie Helvetius den neuern
Gedanken hervorbrachte, daß dieses schlagaderhafte Blut
weniger Salzwasser (serum) enthielte (r). Viel genauer
sezzte Franz Boissier das Verhältnis der Dichtheit zwi-
schen dem Blute der Blutadern und Schlagadern solcher-
gestalt feste, daß sich nach ihm das Schlagaderblut zu
dem Geblüte der Blutadern wie 20.000.000 zu 14.
000.000. oder wie 20. zu 14 verhielt (s), und es be-
stimmte George Ehrhard Hamberger eben dieses Ver-
hältnis der beiderlei Dichtheiten in Zalen, welche ein
wenig unter sich verschieden waren, indem er bald die
Dichtheit in den Schlagadern zur Blutverdikkung in den
Blutadern wie 482 zu 465 4/5 , bald wie 417 zu 407,
bald wie 525 zu 515 angibt (t). Hierzu kömmt noch,
daß Helvetius die Dichtheit als die Ursache der hellen
Röthe ansieht, und daß aus dem Grunde das Blutader-
blut schön roth erscheine, wenn man es aus der Ader,
und hart werden läst (u). Michelotti (x) behauptet
ebenfalls, daß dasselbe härter und röther werde.

§. 5.
Was man an dieser Meinung aussezzen
könne.

Es offenbaret sich hier sogleich ein starker Verdacht,
daß man diesen Versuchen überhaupt nicht viel trauen

könne,
(o*) [Spaltenumbruch] Memoires angef. Orte, S.
234. Eclaircissem. S. 44.
(p) J. Fr. de la Sourdiere und
Bernard in der Thesi: Ergo non
vbique corporis sanguis idem, Pa-
ris
1743. J. N. H. von der Ver-
dikkung des Blutes. Knolle in
einem Buche unter eben dem Ti-
tel. Hamberger, Fr. Boissier,
Fizes
de Liene, S. 122.
(q) Hebd. febr. S. 99.
(r) [Spaltenumbruch] Memoir. S. 235.
(s) De inflammat. S. 244.
(t) Physiolog. S. 3.
(u) Eclairciss.
(x) Epist. ad Fontenell. S. XXII.
XXIII.
Jezzo sehe ich allererst,
daß der berühmte Stevenson das
Blut in den Blutadern wärmer
gefunden. Essay of Societ. at
Edimb. T. V. P. II.
S. 813.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
Adrian Helvetius (o*) und andre Neuern (p), und es
hatte ſchon vorher Leal (q) geſchrieben, daß das Schlag-
aderblut leichter gerinne, ſo wie Helvetius den neuern
Gedanken hervorbrachte, daß dieſes ſchlagaderhafte Blut
weniger Salzwaſſer (ſerum) enthielte (r). Viel genauer
ſezzte Franz Boiſſier das Verhaͤltnis der Dichtheit zwi-
ſchen dem Blute der Blutadern und Schlagadern ſolcher-
geſtalt feſte, daß ſich nach ihm das Schlagaderblut zu
dem Gebluͤte der Blutadern wie 20.000.000 zu 14.
000.000. oder wie 20. zu 14 verhielt (s), und es be-
ſtimmte George Ehrhard Hamberger eben dieſes Ver-
haͤltnis der beiderlei Dichtheiten in Zalen, welche ein
wenig unter ſich verſchieden waren, indem er bald die
Dichtheit in den Schlagadern zur Blutverdikkung in den
Blutadern wie 482 zu 465⅘, bald wie 417 zu 407,
bald wie 525 zu 515 angibt (t). Hierzu koͤmmt noch,
daß Helvetius die Dichtheit als die Urſache der hellen
Roͤthe anſieht, und daß aus dem Grunde das Blutader-
blut ſchoͤn roth erſcheine, wenn man es aus der Ader,
und hart werden laͤſt (u). Michelotti (x) behauptet
ebenfalls, daß daſſelbe haͤrter und roͤther werde.

§. 5.
Was man an dieſer Meinung ausſezzen
koͤnne.

Es offenbaret ſich hier ſogleich ein ſtarker Verdacht,
daß man dieſen Verſuchen uͤberhaupt nicht viel trauen

koͤnne,
(o*) [Spaltenumbruch] Memoires angef. Orte, S.
234. Eclairciſſem. S. 44.
(p) J. Fr. de la Sourdiere und
Bernard in der Theſi: Ergo non
vbique corporis ſanguis idem, Pa-
ris
1743. J. N. H. von der Ver-
dikkung des Blutes. Knolle in
einem Buche unter eben dem Ti-
tel. Hamberger, Fr. Boiſſier,
Fizes
de Liene, S. 122.
(q) Hebd. febr. S. 99.
(r) [Spaltenumbruch] Memoir. S. 235.
(s) De inflammat. S. 244.
(t) Phyſiolog. S. 3.
(u) Eclairciſſ.
(x) Epiſt. ad Fontenell. S. XXII.
XXIII.
Jezzo ſehe ich allererſt,
daß der beruͤhmte Stevenſon das
Blut in den Blutadern waͤrmer
gefunden. Eſſay of Societ. at
Edimb. T. V. P. II.
S. 813.
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[16/0036] Fuͤnftes Buch. Das Blut Adrian Helvetius (o*) und andre Neuern (p), und es hatte ſchon vorher Leal (q) geſchrieben, daß das Schlag- aderblut leichter gerinne, ſo wie Helvetius den neuern Gedanken hervorbrachte, daß dieſes ſchlagaderhafte Blut weniger Salzwaſſer (ſerum) enthielte (r). Viel genauer ſezzte Franz Boiſſier das Verhaͤltnis der Dichtheit zwi- ſchen dem Blute der Blutadern und Schlagadern ſolcher- geſtalt feſte, daß ſich nach ihm das Schlagaderblut zu dem Gebluͤte der Blutadern wie 20.000.000 zu 14. 000.000. oder wie 20. zu 14 verhielt (s), und es be- ſtimmte George Ehrhard Hamberger eben dieſes Ver- haͤltnis der beiderlei Dichtheiten in Zalen, welche ein wenig unter ſich verſchieden waren, indem er bald die Dichtheit in den Schlagadern zur Blutverdikkung in den Blutadern wie 482 zu 465⅘, bald wie 417 zu 407, bald wie 525 zu 515 angibt (t). Hierzu koͤmmt noch, daß Helvetius die Dichtheit als die Urſache der hellen Roͤthe anſieht, und daß aus dem Grunde das Blutader- blut ſchoͤn roth erſcheine, wenn man es aus der Ader, und hart werden laͤſt (u). Michelotti (x) behauptet ebenfalls, daß daſſelbe haͤrter und roͤther werde. §. 5. Was man an dieſer Meinung ausſezzen koͤnne. Es offenbaret ſich hier ſogleich ein ſtarker Verdacht, daß man dieſen Verſuchen uͤberhaupt nicht viel trauen koͤnne, (o*) Memoires angef. Orte, S. 234. Eclairciſſem. S. 44. (p) J. Fr. de la Sourdiere und Bernard in der Theſi: Ergo non vbique corporis ſanguis idem, Pa- ris 1743. J. N. H. von der Ver- dikkung des Blutes. Knolle in einem Buche unter eben dem Ti- tel. Hamberger, Fr. Boiſſier, Fizes de Liene, S. 122. (q) Hebd. febr. S. 99. (r) Memoir. S. 235. (s) De inflammat. S. 244. (t) Phyſiolog. S. 3. (u) Eclairciſſ. (x) Epiſt. ad Fontenell. S. XXII. XXIII. Jezzo ſehe ich allererſt, daß der beruͤhmte Stevenſon das Blut in den Blutadern waͤrmer gefunden. Eſſay of Societ. at Edimb. T. V. P. II. S. 813.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/36>, abgerufen am 20.04.2024.