Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Die Seitenbewegung
Herzen herbeischiesset, so wird von dem vom Herzen auf
die Erweiterung einer Schlagader angewandten Drukke
gerade so viel verwandt, als der Unterscheid der Ge-
schwindigkeit im Anfange einer Schlagader, und an ih-
rem äussersten Ende beträgt, und so wird der Seiten-
drukk, wenn man alles übrige gleich seyn lässet, um desto
grösser seyn (q), je langsamer er in den kleinsten Gefässen
ins Blut wirkt, bis er unendlich wird, oder ganz allein
den Herzschlag verzert, wenn sich gar kein Blut durch
die kleinsten Schlagadern mehr Plazz machen kann.
Jn einer Schnekke war die Aorte, da sich zur Winter-
zeit das Blut in derselben höchst langsam bewegte, zehn-
mal grösser, als das Herz geworden (q*). Diesen
Drukk zu erweisen hat sich der berümte Franz Boißier
ungemein angelegen seyn lassen (r). Richard Jones nahm,
um ihn erklären zu können, die Muskelkraft dabei zu
Hülfe, und auch Jakob. Jurin war von diesem Drukke
sehr wohl unterrichtet (s). Die Kegelfigur unterstüzzt
den Seitendrukk, sie bringt ihn aber nicht hervor.
Denn sie verengert die hintere Mündung einer Schlag-
ader. Denn es äussern auch cilindrische Schlagadern,
wie die Halsadern (carotides), ein Klopfen (t).

§. 7.
Das Maas von diesem Drukke.

Es gibt viele Gründe, welche diesen Drukk auch an
lebendigen Thieren bewähren; und dieses sind alle dieje-
nige Erscheinungen, welche zeigen, daß der Umfang
einer Schlagader an einem lebenden Thiere fortwächst,
und daß dadurch die benachbarten Theile des Körpers

zurükke-
(q) [Spaltenumbruch] jones de musc. motu. sau-
vages
an eben angeführtem Orte
S. 131.
(q*) lister Exerc. anat. II. S.
29.
(r) [Spaltenumbruch] Nov. Act. Acad. natur. cu-
rios. Vol. I. obs.
36. S. 132. u. f.
(s) Dissert. VIII. S. 71. 72.
(t) Jch erinnere dieses, wegen
der ohnlängst angefürten Stelle
des berümten Staehelins.

Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Herzen herbeiſchieſſet, ſo wird von dem vom Herzen auf
die Erweiterung einer Schlagader angewandten Drukke
gerade ſo viel verwandt, als der Unterſcheid der Ge-
ſchwindigkeit im Anfange einer Schlagader, und an ih-
rem aͤuſſerſten Ende betraͤgt, und ſo wird der Seiten-
drukk, wenn man alles uͤbrige gleich ſeyn laͤſſet, um deſto
groͤſſer ſeyn (q), je langſamer er in den kleinſten Gefaͤſſen
ins Blut wirkt, bis er unendlich wird, oder ganz allein
den Herzſchlag verzert, wenn ſich gar kein Blut durch
die kleinſten Schlagadern mehr Plazz machen kann.
Jn einer Schnekke war die Aorte, da ſich zur Winter-
zeit das Blut in derſelben hoͤchſt langſam bewegte, zehn-
mal groͤſſer, als das Herz geworden (q*). Dieſen
Drukk zu erweiſen hat ſich der beruͤmte Franz Boißier
ungemein angelegen ſeyn laſſen (r). Richard Jones nahm,
um ihn erklaͤren zu koͤnnen, die Muskelkraft dabei zu
Huͤlfe, und auch Jakob. Jurin war von dieſem Drukke
ſehr wohl unterrichtet (s). Die Kegelfigur unterſtuͤzzt
den Seitendrukk, ſie bringt ihn aber nicht hervor.
Denn ſie verengert die hintere Muͤndung einer Schlag-
ader. Denn es aͤuſſern auch cilindriſche Schlagadern,
wie die Halsadern (carotides), ein Klopfen (t).

§. 7.
Das Maas von dieſem Drukke.

Es gibt viele Gruͤnde, welche dieſen Drukk auch an
lebendigen Thieren bewaͤhren; und dieſes ſind alle dieje-
nige Erſcheinungen, welche zeigen, daß der Umfang
einer Schlagader an einem lebenden Thiere fortwaͤchſt,
und daß dadurch die benachbarten Theile des Koͤrpers

zuruͤkke-
(q) [Spaltenumbruch] joneſ de muſc. motu. ſau-
vageſ
an eben angefuͤhrtem Orte
S. 131.
(q*) liſter Exerc. anat. II. S.
29.
(r) [Spaltenumbruch] Nov. Act. Acad. natur. cu-
rioſ. Vol. I. obſ.
36. S. 132. u. f.
(s) Diſſert. VIII. S. 71. 72.
(t) Jch erinnere dieſes, wegen
der ohnlaͤngſt angefuͤrten Stelle
des beruͤmten Staehelins.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0396" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Seitenbewegung</hi></fw><lb/>
Herzen herbei&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o wird von dem vom Herzen auf<lb/>
die Erweiterung einer Schlagader angewandten Drukke<lb/>
gerade &#x017F;o viel verwandt, als der Unter&#x017F;cheid der Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit im Anfange einer Schlagader, und an ih-<lb/>
rem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ende betra&#x0364;gt, und &#x017F;o wird der Seiten-<lb/>
drukk, wenn man alles u&#x0364;brige gleich &#x017F;eyn la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, um de&#x017F;to<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">jone&#x017F;</hi> de mu&#x017F;c. motu. <hi rendition="#k">&#x017F;au-<lb/>
vage&#x017F;</hi></hi> an eben angefu&#x0364;hrtem Orte<lb/>
S. 131.</note>, je lang&#x017F;amer er in den klein&#x017F;ten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ins Blut wirkt, bis er unendlich wird, oder ganz allein<lb/>
den Herz&#x017F;chlag verzert, wenn &#x017F;ich gar kein Blut durch<lb/>
die klein&#x017F;ten Schlagadern mehr Plazz machen kann.<lb/>
Jn einer Schnekke war die Aorte, da &#x017F;ich zur Winter-<lb/>
zeit das Blut in der&#x017F;elben ho&#x0364;ch&#x017F;t lang&#x017F;am bewegte, zehn-<lb/>
mal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als das Herz geworden <note place="foot" n="(q*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">li&#x017F;ter</hi> Exerc. anat. II.</hi> S.<lb/>
29.</note>. Die&#x017F;en<lb/>
Drukk zu erwei&#x017F;en hat &#x017F;ich der beru&#x0364;mte Franz <hi rendition="#fr">Boißier</hi><lb/>
ungemein angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">Nov. Act. Acad. natur. cu-<lb/>
rio&#x017F;. Vol. I. ob&#x017F;.</hi> 36. S. 132. u. f.</note>. Richard <hi rendition="#fr">Jones</hi> nahm,<lb/>
um ihn erkla&#x0364;ren zu ko&#x0364;nnen, die Muskelkraft dabei zu<lb/>
Hu&#x0364;lfe, und auch Jakob. <hi rendition="#fr">Jurin</hi> war von die&#x017F;em Drukke<lb/>
&#x017F;ehr wohl unterrichtet <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. VIII.</hi> S. 71. 72.</note>. Die Kegelfigur unter&#x017F;tu&#x0364;zzt<lb/>
den Seitendrukk, &#x017F;ie bringt ihn aber nicht hervor.<lb/>
Denn &#x017F;ie verengert die hintere Mu&#x0364;ndung einer Schlag-<lb/>
ader. Denn es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern auch cilindri&#x017F;che Schlagadern,<lb/>
wie die Halsadern (<hi rendition="#aq">carotides</hi>), ein Klopfen <note place="foot" n="(t)">Jch erinnere die&#x017F;es, wegen<lb/>
der ohnla&#x0364;ng&#x017F;t angefu&#x0364;rten Stelle<lb/>
des beru&#x0364;mten <hi rendition="#fr">Staehelins.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.<lb/>
Das Maas von die&#x017F;em Drukke.</head><lb/>
            <p>Es gibt viele Gru&#x0364;nde, welche die&#x017F;en Drukk auch an<lb/>
lebendigen Thieren bewa&#x0364;hren; und die&#x017F;es &#x017F;ind alle dieje-<lb/>
nige Er&#x017F;cheinungen, welche zeigen, daß der Umfang<lb/>
einer Schlagader an einem lebenden Thiere fortwa&#x0364;ch&#x017F;t,<lb/>
und daß dadurch die benachbarten Theile des Ko&#x0364;rpers<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zuru&#x0364;kke-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0396] Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung Herzen herbeiſchieſſet, ſo wird von dem vom Herzen auf die Erweiterung einer Schlagader angewandten Drukke gerade ſo viel verwandt, als der Unterſcheid der Ge- ſchwindigkeit im Anfange einer Schlagader, und an ih- rem aͤuſſerſten Ende betraͤgt, und ſo wird der Seiten- drukk, wenn man alles uͤbrige gleich ſeyn laͤſſet, um deſto groͤſſer ſeyn (q), je langſamer er in den kleinſten Gefaͤſſen ins Blut wirkt, bis er unendlich wird, oder ganz allein den Herzſchlag verzert, wenn ſich gar kein Blut durch die kleinſten Schlagadern mehr Plazz machen kann. Jn einer Schnekke war die Aorte, da ſich zur Winter- zeit das Blut in derſelben hoͤchſt langſam bewegte, zehn- mal groͤſſer, als das Herz geworden (q*). Dieſen Drukk zu erweiſen hat ſich der beruͤmte Franz Boißier ungemein angelegen ſeyn laſſen (r). Richard Jones nahm, um ihn erklaͤren zu koͤnnen, die Muskelkraft dabei zu Huͤlfe, und auch Jakob. Jurin war von dieſem Drukke ſehr wohl unterrichtet (s). Die Kegelfigur unterſtuͤzzt den Seitendrukk, ſie bringt ihn aber nicht hervor. Denn ſie verengert die hintere Muͤndung einer Schlag- ader. Denn es aͤuſſern auch cilindriſche Schlagadern, wie die Halsadern (carotides), ein Klopfen (t). §. 7. Das Maas von dieſem Drukke. Es gibt viele Gruͤnde, welche dieſen Drukk auch an lebendigen Thieren bewaͤhren; und dieſes ſind alle dieje- nige Erſcheinungen, welche zeigen, daß der Umfang einer Schlagader an einem lebenden Thiere fortwaͤchſt, und daß dadurch die benachbarten Theile des Koͤrpers zuruͤkke- (q) joneſ de muſc. motu. ſau- vageſ an eben angefuͤhrtem Orte S. 131. (q*) liſter Exerc. anat. II. S. 29. (r) Nov. Act. Acad. natur. cu- rioſ. Vol. I. obſ. 36. S. 132. u. f. (s) Diſſert. VIII. S. 71. 72. (t) Jch erinnere dieſes, wegen der ohnlaͤngſt angefuͤrten Stelle des beruͤmten Staehelins.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/396
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/396>, abgerufen am 29.03.2024.