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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Frost ein, da doch das Thermometer 97 Grade an-
gab (r**).

Was zur Erzeugung der Wärme die Lunge beizutragen
vermögend ist, soll künftig in Untersuchung gezogen wer-
den, da gemeiniglich der erste, und bei berümten Män-
nern sehr gewöhnliche Anschein, vielmehr das Gegenteil
zu sagen scheint, nämlich daß eine kalte Luft das Blut
abküle, und dem Blute diejenige Wärme raube, welche
ausserdem darinnen erzeugt wird. Ferner so zeigen die
Bienen (s), daß Thiere ohne Lunge und ohne frische
Luft, durch ihre Bewegung Wärme erzeugen können.
Wir pflegen in schwulen Tagen öfters zu atmen, gewis
nicht um warm zu werden, und es betrügt überhaupt der
Naturtrieb selten. Hiervon wollen wir aber anderswo
handeln. Wenigstens scheints zur Zeit höchst warschein-
lich zu seyn, daß Blut in der That von der Bewegung
warm werde, ob es gleich noch nicht bekannt ist, warum
es stärker, als Wasser, und warum es nicht über einen
gewissen Grad erwärmt werden kann.

§. 14.
Es hindert der Umlauf des Blutes die Fäulnis.

Erst nannten die Chimisten, und hernach auch ge-
meiniglich die Aerzte, diejenige Ursache, welche sich im
Blute befindet, und welche macht, daß das Blut nicht,
so lange man lebt, faul werden kann, sondern vielmehr
seine Natur sanft und unschädlich erhält, den Balsam
des Blutes.
Ohne Zweifel ist dieses die Ursache von
dem Kreislaufe des Blutes, und in so fern hat der vor-
trefliche Stahl nicht Unrecht, wenn selbiger die Haupt-
absicht von dem Umlaufe des Blutes darinnen sezzt, daß
dadurch die Fäulnis, und die Trennung der Blutstoffe,
der Erde, des Wassers, und des Oels verhindert werde.

Denn
(r**) [Spaltenumbruch] Ebenders. T. II. S. 11.
(s) [Spaltenumbruch] 5. B. 2. Absch. 1. §.
v. Hall. Phis. II. Th. J i

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Froſt ein, da doch das Thermometer 97 Grade an-
gab (r**).

Was zur Erzeugung der Waͤrme die Lunge beizutragen
vermoͤgend iſt, ſoll kuͤnftig in Unterſuchung gezogen wer-
den, da gemeiniglich der erſte, und bei beruͤmten Maͤn-
nern ſehr gewoͤhnliche Anſchein, vielmehr das Gegenteil
zu ſagen ſcheint, naͤmlich daß eine kalte Luft das Blut
abkuͤle, und dem Blute diejenige Waͤrme raube, welche
auſſerdem darinnen erzeugt wird. Ferner ſo zeigen die
Bienen (s), daß Thiere ohne Lunge und ohne friſche
Luft, durch ihre Bewegung Waͤrme erzeugen koͤnnen.
Wir pflegen in ſchwulen Tagen oͤfters zu atmen, gewis
nicht um warm zu werden, und es betruͤgt uͤberhaupt der
Naturtrieb ſelten. Hiervon wollen wir aber anderswo
handeln. Wenigſtens ſcheints zur Zeit hoͤchſt warſchein-
lich zu ſeyn, daß Blut in der That von der Bewegung
warm werde, ob es gleich noch nicht bekannt iſt, warum
es ſtaͤrker, als Waſſer, und warum es nicht uͤber einen
gewiſſen Grad erwaͤrmt werden kann.

§. 14.
Es hindert der Umlauf des Blutes die Faͤulnis.

Erſt nannten die Chimiſten, und hernach auch ge-
meiniglich die Aerzte, diejenige Urſache, welche ſich im
Blute befindet, und welche macht, daß das Blut nicht,
ſo lange man lebt, faul werden kann, ſondern vielmehr
ſeine Natur ſanft und unſchaͤdlich erhaͤlt, den Balſam
des Blutes.
Ohne Zweifel iſt dieſes die Urſache von
dem Kreislaufe des Blutes, und in ſo fern hat der vor-
trefliche Stahl nicht Unrecht, wenn ſelbiger die Haupt-
abſicht von dem Umlaufe des Blutes darinnen ſezzt, daß
dadurch die Faͤulnis, und die Trennung der Blutſtoffe,
der Erde, des Waſſers, und des Oels verhindert werde.

Denn
(r**) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. T. II. S. 11.
(s) [Spaltenumbruch] 5. B. 2. Abſch. 1. §.
v. Hall. Phiſ. II. Th. J i
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[497/0517] bewegten Blutes, in den Schlagadern. Froſt ein, da doch das Thermometer 97 Grade an- gab (r**). Was zur Erzeugung der Waͤrme die Lunge beizutragen vermoͤgend iſt, ſoll kuͤnftig in Unterſuchung gezogen wer- den, da gemeiniglich der erſte, und bei beruͤmten Maͤn- nern ſehr gewoͤhnliche Anſchein, vielmehr das Gegenteil zu ſagen ſcheint, naͤmlich daß eine kalte Luft das Blut abkuͤle, und dem Blute diejenige Waͤrme raube, welche auſſerdem darinnen erzeugt wird. Ferner ſo zeigen die Bienen (s), daß Thiere ohne Lunge und ohne friſche Luft, durch ihre Bewegung Waͤrme erzeugen koͤnnen. Wir pflegen in ſchwulen Tagen oͤfters zu atmen, gewis nicht um warm zu werden, und es betruͤgt uͤberhaupt der Naturtrieb ſelten. Hiervon wollen wir aber anderswo handeln. Wenigſtens ſcheints zur Zeit hoͤchſt warſchein- lich zu ſeyn, daß Blut in der That von der Bewegung warm werde, ob es gleich noch nicht bekannt iſt, warum es ſtaͤrker, als Waſſer, und warum es nicht uͤber einen gewiſſen Grad erwaͤrmt werden kann. §. 14. Es hindert der Umlauf des Blutes die Faͤulnis. Erſt nannten die Chimiſten, und hernach auch ge- meiniglich die Aerzte, diejenige Urſache, welche ſich im Blute befindet, und welche macht, daß das Blut nicht, ſo lange man lebt, faul werden kann, ſondern vielmehr ſeine Natur ſanft und unſchaͤdlich erhaͤlt, den Balſam des Blutes. Ohne Zweifel iſt dieſes die Urſache von dem Kreislaufe des Blutes, und in ſo fern hat der vor- trefliche Stahl nicht Unrecht, wenn ſelbiger die Haupt- abſicht von dem Umlaufe des Blutes darinnen ſezzt, daß dadurch die Faͤulnis, und die Trennung der Blutſtoffe, der Erde, des Waſſers, und des Oels verhindert werde. Denn (r**) Ebenderſ. T. II. S. 11. (s) 5. B. 2. Abſch. 1. §. v. Hall. Phiſ. II. Th. J i

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/517>, abgerufen am 19.04.2024.