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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Die Durchseiher.
den Verlezzungen, denen sie ein Zergliederer unter-
wirft.

§. 3.
Der Ausfürungsgang einer Drüse.

Die meresten zusammengesezzte Drüsen endigen sich
in einen Auswurfskanal, einige auch in mehrere, als die
Trähnendrüse, und die Drüse unter der Zunge. Wenn
es einige gibt, welche einen dergleichen deutlichen Kanal
vermissen, so mus man nicht den Mut fallen lassen,
sondern hoffen, daß er noch einmal entdekkt werden
kann, so wie man sich bereits mit der Schilddrüse viele
Mühe gemacht hat. Es ist aber der Ausfürungs-
gang
ein Kanal, der in so fern einer Blutader nahe
kömmt, und dessen kleinste Würzelchen, die mit blossen
Augen nicht gesehen werden können, ebenfalls aus den
kleinsten Kernchen heraufsteigen, wie Bäche, die in
einem Flusse zusammenlaufen, sich allmälich in einen
grössern Kanal werfen, welcher wieder mit andern sei-
nes gleichen zusammenläuft, und so nach und nach, dem
gewönlichen Gesezze, das allen Gefässen vorgeschrieben
ist, gemäs, in grössern Stämmchen vereinigen, welche
kleiner, als alle ihre Aeste zusammengenommen sind, bis
sich alle gleichsam von allen Kernchen ausgestellte Wa-
chen oder Aeste, in einen einzigen Ort zusammenziehen,
und nunmehr ein fast cilindrischer Kanal an der Spizze
seiner Drüse heraustritt, und seinen Saft durch eine
offne Mündung, die gemeiniglich verengert, und um
etwas enger ist, als der übrige Kanal, in eine weite Hö-
lung ausschüttet, damit derselbe inwendig im Munde,
oder im Gedärme, oder aus der Oberfläche des Körpers
und der Haut, gleichsam überlaufen könne, wie solches
an den Trähnengängen, wenigstens an den Ochsen und
Schafen, und den neuern Versuchen gemäs, auch am
Menschen, erhellet.

Es
Q q 3

Die Durchſeiher.
den Verlezzungen, denen ſie ein Zergliederer unter-
wirft.

§. 3.
Der Ausfuͤrungsgang einer Druͤſe.

Die mereſten zuſammengeſezzte Druͤſen endigen ſich
in einen Auswurfskanal, einige auch in mehrere, als die
Traͤhnendruͤſe, und die Druͤſe unter der Zunge. Wenn
es einige gibt, welche einen dergleichen deutlichen Kanal
vermiſſen, ſo mus man nicht den Mut fallen laſſen,
ſondern hoffen, daß er noch einmal entdekkt werden
kann, ſo wie man ſich bereits mit der Schilddruͤſe viele
Muͤhe gemacht hat. Es iſt aber der Ausfuͤrungs-
gang
ein Kanal, der in ſo fern einer Blutader nahe
koͤmmt, und deſſen kleinſte Wuͤrzelchen, die mit bloſſen
Augen nicht geſehen werden koͤnnen, ebenfalls aus den
kleinſten Kernchen heraufſteigen, wie Baͤche, die in
einem Fluſſe zuſammenlaufen, ſich allmaͤlich in einen
groͤſſern Kanal werfen, welcher wieder mit andern ſei-
nes gleichen zuſammenlaͤuft, und ſo nach und nach, dem
gewoͤnlichen Geſezze, das allen Gefaͤſſen vorgeſchrieben
iſt, gemaͤs, in groͤſſern Staͤmmchen vereinigen, welche
kleiner, als alle ihre Aeſte zuſammengenommen ſind, bis
ſich alle gleichſam von allen Kernchen ausgeſtellte Wa-
chen oder Aeſte, in einen einzigen Ort zuſammenziehen,
und nunmehr ein faſt cilindriſcher Kanal an der Spizze
ſeiner Druͤſe heraustritt, und ſeinen Saft durch eine
offne Muͤndung, die gemeiniglich verengert, und um
etwas enger iſt, als der uͤbrige Kanal, in eine weite Hoͤ-
lung ausſchuͤttet, damit derſelbe inwendig im Munde,
oder im Gedaͤrme, oder aus der Oberflaͤche des Koͤrpers
und der Haut, gleichſam uͤberlaufen koͤnne, wie ſolches
an den Traͤhnengaͤngen, wenigſtens an den Ochſen und
Schafen, und den neuern Verſuchen gemaͤs, auch am
Menſchen, erhellet.

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[613/0633] Die Durchſeiher. den Verlezzungen, denen ſie ein Zergliederer unter- wirft. §. 3. Der Ausfuͤrungsgang einer Druͤſe. Die mereſten zuſammengeſezzte Druͤſen endigen ſich in einen Auswurfskanal, einige auch in mehrere, als die Traͤhnendruͤſe, und die Druͤſe unter der Zunge. Wenn es einige gibt, welche einen dergleichen deutlichen Kanal vermiſſen, ſo mus man nicht den Mut fallen laſſen, ſondern hoffen, daß er noch einmal entdekkt werden kann, ſo wie man ſich bereits mit der Schilddruͤſe viele Muͤhe gemacht hat. Es iſt aber der Ausfuͤrungs- gang ein Kanal, der in ſo fern einer Blutader nahe koͤmmt, und deſſen kleinſte Wuͤrzelchen, die mit bloſſen Augen nicht geſehen werden koͤnnen, ebenfalls aus den kleinſten Kernchen heraufſteigen, wie Baͤche, die in einem Fluſſe zuſammenlaufen, ſich allmaͤlich in einen groͤſſern Kanal werfen, welcher wieder mit andern ſei- nes gleichen zuſammenlaͤuft, und ſo nach und nach, dem gewoͤnlichen Geſezze, das allen Gefaͤſſen vorgeſchrieben iſt, gemaͤs, in groͤſſern Staͤmmchen vereinigen, welche kleiner, als alle ihre Aeſte zuſammengenommen ſind, bis ſich alle gleichſam von allen Kernchen ausgeſtellte Wa- chen oder Aeſte, in einen einzigen Ort zuſammenziehen, und nunmehr ein faſt cilindriſcher Kanal an der Spizze ſeiner Druͤſe heraustritt, und ſeinen Saft durch eine offne Muͤndung, die gemeiniglich verengert, und um etwas enger iſt, als der uͤbrige Kanal, in eine weite Hoͤ- lung ausſchuͤttet, damit derſelbe inwendig im Munde, oder im Gedaͤrme, oder aus der Oberflaͤche des Koͤrpers und der Haut, gleichſam uͤberlaufen koͤnne, wie ſolches an den Traͤhnengaͤngen, wenigſtens an den Ochſen und Schafen, und den neuern Verſuchen gemaͤs, auch am Menſchen, erhellet. Es Q q 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/633>, abgerufen am 28.03.2024.