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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Die Durchseiher.
Exempel hat man davon, nach dem Versuche des berüm-
ten Galeacius (p), an einigen zusammengesezzten Bläs-
chen der Gedärme: ein anderes Beispiel gibt der blinde
Gang an der Zunge, noch ein anderes die Scheidewand
der Nase (q), ein anderes, von der Klasse der Hölungen
oder Schleimhölen, soll so gleich gemeldet werden.

§. 20.
Die Schleimhölen (sinus mucosi).

Schleimhölen (sinus) nennen wir die cilindrische
Schleimröhrchen, welche aus einer häutigen Ueberklei-
dung bestehen, die sie von ihrem gemeinschaftlichen Be-
hältnisse her haben, in das sie den Schleim auslassen,
und aus dieser Höle entspringen sie und verlängern
sich allmälich unter einer schiefen Richtung in das aus-
sen herumgelagerte Zellgewebe. Sie öffnen sich gleich-
sam mit einer weggeschnittnen Mündung, in die Wege
des Harns, der Luft, der Speisen. Daß sich runde
Bläschen in dergleichen Schleimhölungen eröffnet hät-
ten, habe ich nie gefunden, und es ist an der menschli-
chen Harnröre die innere Fläche allenthalben vollkom-
men glatt.

Unter diesen Schleimhölen gibt es, wie unter den
Holgängen (cryptae), einige, welche einfach sind, z. E. in
der Nase, an dem Grunde der Scheidewand, an der
männlichen Harnröhre, wie auch an der weiblichen, an
der Hölung der Klappen oben an der weiblichen Schaam,
an dem untern Theile der Scheidenöffnung, am Magen
des Storches (r).

Andre sind aus vielen Schleimhölen, welche sich, nach
Art eines Baumes, zu einer einzigen grösseren Tiefe (la-
cuna
) seitwerts hineinwerfen, zusammengewachsen. Der-

glei-
(p) [Spaltenumbruch] Comment. Bononi. T. I. S.
470. T. I. f. 3. i. i. i.
(q) Comment. boerhaavi. T.
IV.
S. 50.
(r) [Spaltenumbruch] wepfer Eph. nat. cur. dec.
I. ann. II. obs.
251.

Die Durchſeiher.
Exempel hat man davon, nach dem Verſuche des beruͤm-
ten Galeacius (p), an einigen zuſammengeſezzten Blaͤs-
chen der Gedaͤrme: ein anderes Beiſpiel gibt der blinde
Gang an der Zunge, noch ein anderes die Scheidewand
der Naſe (q), ein anderes, von der Klaſſe der Hoͤlungen
oder Schleimhoͤlen, ſoll ſo gleich gemeldet werden.

§. 20.
Die Schleimhoͤlen (ſinus mucoſi).

Schleimhoͤlen (ſinus) nennen wir die cilindriſche
Schleimroͤhrchen, welche aus einer haͤutigen Ueberklei-
dung beſtehen, die ſie von ihrem gemeinſchaftlichen Be-
haͤltniſſe her haben, in das ſie den Schleim auslaſſen,
und aus dieſer Hoͤle entſpringen ſie und verlaͤngern
ſich allmaͤlich unter einer ſchiefen Richtung in das auſ-
ſen herumgelagerte Zellgewebe. Sie oͤffnen ſich gleich-
ſam mit einer weggeſchnittnen Muͤndung, in die Wege
des Harns, der Luft, der Speiſen. Daß ſich runde
Blaͤschen in dergleichen Schleimhoͤlungen eroͤffnet haͤt-
ten, habe ich nie gefunden, und es iſt an der menſchli-
chen Harnroͤre die innere Flaͤche allenthalben vollkom-
men glatt.

Unter dieſen Schleimhoͤlen gibt es, wie unter den
Holgaͤngen (cryptae), einige, welche einfach ſind, z. E. in
der Naſe, an dem Grunde der Scheidewand, an der
maͤnnlichen Harnroͤhre, wie auch an der weiblichen, an
der Hoͤlung der Klappen oben an der weiblichen Schaam,
an dem untern Theile der Scheidenoͤffnung, am Magen
des Storches (r).

Andre ſind aus vielen Schleimhoͤlen, welche ſich, nach
Art eines Baumes, zu einer einzigen groͤſſeren Tiefe (la-
cuna
) ſeitwerts hineinwerfen, zuſammengewachſen. Der-

glei-
(p) [Spaltenumbruch] Comment. Bononi. T. I. S.
470. T. I. f. 3. i. i. i.
(q) Comment. boerhaavi. T.
IV.
S. 50.
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251.
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[651/0671] Die Durchſeiher. Exempel hat man davon, nach dem Verſuche des beruͤm- ten Galeacius (p), an einigen zuſammengeſezzten Blaͤs- chen der Gedaͤrme: ein anderes Beiſpiel gibt der blinde Gang an der Zunge, noch ein anderes die Scheidewand der Naſe (q), ein anderes, von der Klaſſe der Hoͤlungen oder Schleimhoͤlen, ſoll ſo gleich gemeldet werden. §. 20. Die Schleimhoͤlen (ſinus mucoſi). Schleimhoͤlen (ſinus) nennen wir die cilindriſche Schleimroͤhrchen, welche aus einer haͤutigen Ueberklei- dung beſtehen, die ſie von ihrem gemeinſchaftlichen Be- haͤltniſſe her haben, in das ſie den Schleim auslaſſen, und aus dieſer Hoͤle entſpringen ſie und verlaͤngern ſich allmaͤlich unter einer ſchiefen Richtung in das auſ- ſen herumgelagerte Zellgewebe. Sie oͤffnen ſich gleich- ſam mit einer weggeſchnittnen Muͤndung, in die Wege des Harns, der Luft, der Speiſen. Daß ſich runde Blaͤschen in dergleichen Schleimhoͤlungen eroͤffnet haͤt- ten, habe ich nie gefunden, und es iſt an der menſchli- chen Harnroͤre die innere Flaͤche allenthalben vollkom- men glatt. Unter dieſen Schleimhoͤlen gibt es, wie unter den Holgaͤngen (cryptae), einige, welche einfach ſind, z. E. in der Naſe, an dem Grunde der Scheidewand, an der maͤnnlichen Harnroͤhre, wie auch an der weiblichen, an der Hoͤlung der Klappen oben an der weiblichen Schaam, an dem untern Theile der Scheidenoͤffnung, am Magen des Storches (r). Andre ſind aus vielen Schleimhoͤlen, welche ſich, nach Art eines Baumes, zu einer einzigen groͤſſeren Tiefe (la- cuna) ſeitwerts hineinwerfen, zuſammengewachſen. Der- glei- (p) Comment. Bononi. T. I. S. 470. T. I. f. 3. i. i. i. (q) Comment. boerhaavi. T. IV. S. 50. (r) wepfer Eph. nat. cur. dec. I. ann. II. obſ. 251.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/671>, abgerufen am 25.04.2024.