Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

der Verschiedenheit der Säfte.
sammen sind. Es wird nämlich ein Durchseiher von
zweien Oeffnungen einen höchst einfachen und aus zweien
Ordnungen der Stoffe gemischten Saft in zween Säfte
abscheiden, darunter einer rein seyn mus. Doch ich
mag hier nicht wiederholen, was ich sonst über die kleine
Gefässe erinnert habe.

§. 4.
Die verschiedne Geschwindigkeit des Schlag-
aderblutes.

Ob es gleich die Sache erfordert, daß wir bei den
Beschaffenheiten des Absonderungswerkzeuges selbst ver-
schiednes von dem schnellern, oder trägern Laufe mit bei-
bringen müssen, so gehen doch einige Dinge den Durch-
seiherbau eigentlich nichts an, und folglich mus man
diese zuerst erzälen. Es hat die Geschwindigkeit ihren
allgemeinen Quell im Herzen; es kann diese aber entwe-
der im Herzen selbst verschieden seyn, und daher lehrt es
der Versuch schon, daß sich alle Absonderungen verän-
dern lassen; oder es kann die Geschwindigkeit in den
Schlagadern bald so, bald anders beschaffen seyn, die
zu einem Durchseiher hinlaufen.

Folglich wird die Geschwindigkeit im ganzen Thiere,
und vornämlich im Herzen, durch die Bewegung der
Muskeln und durch allerlei Bemühungen, durch An-
strengung und verstärktes Atemholen, wie in den Gebä-
renden, durch Getränke, die voll brennbarer Geister
sind, durch Reizungsmittel und gewürzhafte Dinge,
durch heftiges Studiren, und vornämlich durch die Fie-
berreize, sie mögen zu einer Art gehören, wozu sie wol-
len, wenn nur dadurch die Menge der Pulsschläge in
gesezzter Zeit vermeret wird, vergrössert.

Es kann auch die Geschwindigkeit in Absicht auf die
Lage des Werkzeuges grösser, oder kleiner seyn. Gros ist
sie in der Nachbarschaft des Herzens, da wo die Kräfte des

Trieb-
U u 3

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſammen ſind. Es wird naͤmlich ein Durchſeiher von
zweien Oeffnungen einen hoͤchſt einfachen und aus zweien
Ordnungen der Stoffe gemiſchten Saft in zween Saͤfte
abſcheiden, darunter einer rein ſeyn mus. Doch ich
mag hier nicht wiederholen, was ich ſonſt uͤber die kleine
Gefaͤſſe erinnert habe.

§. 4.
Die verſchiedne Geſchwindigkeit des Schlag-
aderblutes.

Ob es gleich die Sache erfordert, daß wir bei den
Beſchaffenheiten des Abſonderungswerkzeuges ſelbſt ver-
ſchiednes von dem ſchnellern, oder traͤgern Laufe mit bei-
bringen muͤſſen, ſo gehen doch einige Dinge den Durch-
ſeiherbau eigentlich nichts an, und folglich mus man
dieſe zuerſt erzaͤlen. Es hat die Geſchwindigkeit ihren
allgemeinen Quell im Herzen; es kann dieſe aber entwe-
der im Herzen ſelbſt verſchieden ſeyn, und daher lehrt es
der Verſuch ſchon, daß ſich alle Abſonderungen veraͤn-
dern laſſen; oder es kann die Geſchwindigkeit in den
Schlagadern bald ſo, bald anders beſchaffen ſeyn, die
zu einem Durchſeiher hinlaufen.

Folglich wird die Geſchwindigkeit im ganzen Thiere,
und vornaͤmlich im Herzen, durch die Bewegung der
Muskeln und durch allerlei Bemuͤhungen, durch An-
ſtrengung und verſtaͤrktes Atemholen, wie in den Gebaͤ-
renden, durch Getraͤnke, die voll brennbarer Geiſter
ſind, durch Reizungsmittel und gewuͤrzhafte Dinge,
durch heftiges Studiren, und vornaͤmlich durch die Fie-
berreize, ſie moͤgen zu einer Art gehoͤren, wozu ſie wol-
len, wenn nur dadurch die Menge der Pulsſchlaͤge in
geſezzter Zeit vermeret wird, vergroͤſſert.

Es kann auch die Geſchwindigkeit in Abſicht auf die
Lage des Werkzeuges groͤſſer, oder kleiner ſeyn. Gros iſt
ſie in der Nachbarſchaft des Herzens, da wo die Kraͤfte des

Trieb-
U u 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0697" n="677"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ammen &#x017F;ind. Es wird na&#x0364;mlich ein Durch&#x017F;eiher von<lb/>
zweien Oeffnungen einen ho&#x0364;ch&#x017F;t einfachen und aus zweien<lb/>
Ordnungen der Stoffe gemi&#x017F;chten Saft in zween Sa&#x0364;fte<lb/>
ab&#x017F;cheiden, darunter einer rein &#x017F;eyn mus. Doch ich<lb/>
mag hier nicht wiederholen, was ich &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber die kleine<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e erinnert habe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.<lb/>
Die ver&#x017F;chiedne Ge&#x017F;chwindigkeit des Schlag-<lb/>
aderblutes.</head><lb/>
            <p>Ob es gleich die Sache erfordert, daß wir bei den<lb/>
Be&#x017F;chaffenheiten des Ab&#x017F;onderungswerkzeuges &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;chiednes von dem &#x017F;chnellern, oder tra&#x0364;gern Laufe mit bei-<lb/>
bringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o gehen doch einige Dinge den Durch-<lb/>
&#x017F;eiherbau eigentlich nichts an, und folglich mus man<lb/>
die&#x017F;e zuer&#x017F;t erza&#x0364;len. Es hat die Ge&#x017F;chwindigkeit ihren<lb/>
allgemeinen Quell im Herzen; es kann die&#x017F;e aber entwe-<lb/>
der im Herzen &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn, und daher lehrt es<lb/>
der Ver&#x017F;uch &#x017F;chon, daß &#x017F;ich alle Ab&#x017F;onderungen vera&#x0364;n-<lb/>
dern la&#x017F;&#x017F;en; oder es kann die Ge&#x017F;chwindigkeit in den<lb/>
Schlagadern bald &#x017F;o, bald anders be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, die<lb/>
zu einem Durch&#x017F;eiher hinlaufen.</p><lb/>
            <p>Folglich wird die Ge&#x017F;chwindigkeit im ganzen Thiere,<lb/>
und vorna&#x0364;mlich im Herzen, durch die Bewegung der<lb/>
Muskeln und durch allerlei Bemu&#x0364;hungen, durch An-<lb/>
&#x017F;trengung und ver&#x017F;ta&#x0364;rktes Atemholen, wie in den Geba&#x0364;-<lb/>
renden, durch Getra&#x0364;nke, die voll brennbarer Gei&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;ind, durch Reizungsmittel und gewu&#x0364;rzhafte Dinge,<lb/>
durch heftiges Studiren, und vorna&#x0364;mlich durch die Fie-<lb/>
berreize, &#x017F;ie mo&#x0364;gen zu einer Art geho&#x0364;ren, wozu &#x017F;ie wol-<lb/>
len, wenn nur dadurch die Menge der Puls&#x017F;chla&#x0364;ge in<lb/>
ge&#x017F;ezzter Zeit vermeret wird, vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert.</p><lb/>
            <p>Es kann auch die Ge&#x017F;chwindigkeit in Ab&#x017F;icht auf die<lb/>
Lage des Werkzeuges gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, oder kleiner &#x017F;eyn. Gros i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie in der Nachbar&#x017F;chaft des Herzens, da wo die Kra&#x0364;fte des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Trieb-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[677/0697] der Verſchiedenheit der Saͤfte. ſammen ſind. Es wird naͤmlich ein Durchſeiher von zweien Oeffnungen einen hoͤchſt einfachen und aus zweien Ordnungen der Stoffe gemiſchten Saft in zween Saͤfte abſcheiden, darunter einer rein ſeyn mus. Doch ich mag hier nicht wiederholen, was ich ſonſt uͤber die kleine Gefaͤſſe erinnert habe. §. 4. Die verſchiedne Geſchwindigkeit des Schlag- aderblutes. Ob es gleich die Sache erfordert, daß wir bei den Beſchaffenheiten des Abſonderungswerkzeuges ſelbſt ver- ſchiednes von dem ſchnellern, oder traͤgern Laufe mit bei- bringen muͤſſen, ſo gehen doch einige Dinge den Durch- ſeiherbau eigentlich nichts an, und folglich mus man dieſe zuerſt erzaͤlen. Es hat die Geſchwindigkeit ihren allgemeinen Quell im Herzen; es kann dieſe aber entwe- der im Herzen ſelbſt verſchieden ſeyn, und daher lehrt es der Verſuch ſchon, daß ſich alle Abſonderungen veraͤn- dern laſſen; oder es kann die Geſchwindigkeit in den Schlagadern bald ſo, bald anders beſchaffen ſeyn, die zu einem Durchſeiher hinlaufen. Folglich wird die Geſchwindigkeit im ganzen Thiere, und vornaͤmlich im Herzen, durch die Bewegung der Muskeln und durch allerlei Bemuͤhungen, durch An- ſtrengung und verſtaͤrktes Atemholen, wie in den Gebaͤ- renden, durch Getraͤnke, die voll brennbarer Geiſter ſind, durch Reizungsmittel und gewuͤrzhafte Dinge, durch heftiges Studiren, und vornaͤmlich durch die Fie- berreize, ſie moͤgen zu einer Art gehoͤren, wozu ſie wol- len, wenn nur dadurch die Menge der Pulsſchlaͤge in geſezzter Zeit vermeret wird, vergroͤſſert. Es kann auch die Geſchwindigkeit in Abſicht auf die Lage des Werkzeuges groͤſſer, oder kleiner ſeyn. Gros iſt ſie in der Nachbarſchaft des Herzens, da wo die Kraͤfte des Trieb- U u 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/697
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/697>, abgerufen am 25.04.2024.