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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Siebendes Buch. Die Ursachen
träger Schleim, der durchsichtig, geschmaklos, fast
wässrig und von wenigerem Oele, Salze und Erde zu-
sammengesezzt ist, erzeuget. Jch habe so gar die Ord-
nung gezeigt, nach welcher die färbende Theilchen sich
zuerst den Weg zur Galle, zum Auge und zu andern
Theilen der Frucht hin, öfnen (t). Und auf diese Weise
lässet sich der Einwurf des George Martine leicht auf-
lösen, indem es falsch ist, daß in der Frucht eben solche
änliche Säfte abgesondert werden, wie man sie im er-
wachsenen Menschen antrift. Hier sind die Gefässe klei-
ner und die Säfte dünner (u).

Wenn es war ist, daß in vollkommen erwachsenen
Thieren von kleiner Art die roten Kügelchen und
Fleischfasern einerlei Grösse mit den grossen haben, so
werden auch die Auswurfsgänge in ihnen eben so gros
seyn können, als sie in den ungeheuren Thierkolossen sind.
Doch alsdenn müste die Niere, die Leber, oder ein jedes
andre Eingeweide, oder Drüse in der That in dem klei-
nen Thiere aus weniger Gefässen bestehen, als die Niere,
die Leber, oder eine gleichnamige Drüse in dem grossen
Thiere besteht.

§. 11.
3. Die Dichtheit der absondernden Gefäs-
mündungen.

Ob es gleich an dem ist, daß die Zergliederungs-
kunst über diese Materie wenig Licht verbreitet, so ver-
breitet sie doch etwas weniges, und es kömmt ihr die
Theorie in diesem Stükke zu Hülfe. Wenn man also
sezzet, daß das zuflissende Blut einerlei Geschwindigkeit
hat und die Theilchen, welche sich an der Auswurfs-
mündung melden, einerlei Natur besizzen, so wird sich

dem-
(t) [Spaltenumbruch] Memoir. sur le poulet. T. II.
S. 130.
(u) [Spaltenumbruch] Ebendas. S. 192. 193.

Siebendes Buch. Die Urſachen
traͤger Schleim, der durchſichtig, geſchmaklos, faſt
waͤſſrig und von wenigerem Oele, Salze und Erde zu-
ſammengeſezzt iſt, erzeuget. Jch habe ſo gar die Ord-
nung gezeigt, nach welcher die faͤrbende Theilchen ſich
zuerſt den Weg zur Galle, zum Auge und zu andern
Theilen der Frucht hin, oͤfnen (t). Und auf dieſe Weiſe
laͤſſet ſich der Einwurf des George Martine leicht auf-
loͤſen, indem es falſch iſt, daß in der Frucht eben ſolche
aͤnliche Saͤfte abgeſondert werden, wie man ſie im er-
wachſenen Menſchen antrift. Hier ſind die Gefaͤſſe klei-
ner und die Saͤfte duͤnner (u).

Wenn es war iſt, daß in vollkommen erwachſenen
Thieren von kleiner Art die roten Kuͤgelchen und
Fleiſchfaſern einerlei Groͤſſe mit den groſſen haben, ſo
werden auch die Auswurfsgaͤnge in ihnen eben ſo gros
ſeyn koͤnnen, als ſie in den ungeheuren Thierkoloſſen ſind.
Doch alsdenn muͤſte die Niere, die Leber, oder ein jedes
andre Eingeweide, oder Druͤſe in der That in dem klei-
nen Thiere aus weniger Gefaͤſſen beſtehen, als die Niere,
die Leber, oder eine gleichnamige Druͤſe in dem groſſen
Thiere beſteht.

§. 11.
3. Die Dichtheit der abſondernden Gefaͤs-
muͤndungen.

Ob es gleich an dem iſt, daß die Zergliederungs-
kunſt uͤber dieſe Materie wenig Licht verbreitet, ſo ver-
breitet ſie doch etwas weniges, und es koͤmmt ihr die
Theorie in dieſem Stuͤkke zu Huͤlfe. Wenn man alſo
ſezzet, daß das zufliſſende Blut einerlei Geſchwindigkeit
hat und die Theilchen, welche ſich an der Auswurfs-
muͤndung melden, einerlei Natur beſizzen, ſo wird ſich

dem-
(t) [Spaltenumbruch] Memoir. ſur le poulet. T. II.
S. 130.
(u) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. S. 192. 193.
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[710/0730] Siebendes Buch. Die Urſachen traͤger Schleim, der durchſichtig, geſchmaklos, faſt waͤſſrig und von wenigerem Oele, Salze und Erde zu- ſammengeſezzt iſt, erzeuget. Jch habe ſo gar die Ord- nung gezeigt, nach welcher die faͤrbende Theilchen ſich zuerſt den Weg zur Galle, zum Auge und zu andern Theilen der Frucht hin, oͤfnen (t). Und auf dieſe Weiſe laͤſſet ſich der Einwurf des George Martine leicht auf- loͤſen, indem es falſch iſt, daß in der Frucht eben ſolche aͤnliche Saͤfte abgeſondert werden, wie man ſie im er- wachſenen Menſchen antrift. Hier ſind die Gefaͤſſe klei- ner und die Saͤfte duͤnner (u). Wenn es war iſt, daß in vollkommen erwachſenen Thieren von kleiner Art die roten Kuͤgelchen und Fleiſchfaſern einerlei Groͤſſe mit den groſſen haben, ſo werden auch die Auswurfsgaͤnge in ihnen eben ſo gros ſeyn koͤnnen, als ſie in den ungeheuren Thierkoloſſen ſind. Doch alsdenn muͤſte die Niere, die Leber, oder ein jedes andre Eingeweide, oder Druͤſe in der That in dem klei- nen Thiere aus weniger Gefaͤſſen beſtehen, als die Niere, die Leber, oder eine gleichnamige Druͤſe in dem groſſen Thiere beſteht. §. 11. 3. Die Dichtheit der abſondernden Gefaͤs- muͤndungen. Ob es gleich an dem iſt, daß die Zergliederungs- kunſt uͤber dieſe Materie wenig Licht verbreitet, ſo ver- breitet ſie doch etwas weniges, und es koͤmmt ihr die Theorie in dieſem Stuͤkke zu Huͤlfe. Wenn man alſo ſezzet, daß das zufliſſende Blut einerlei Geſchwindigkeit hat und die Theilchen, welche ſich an der Auswurfs- muͤndung melden, einerlei Natur beſizzen, ſo wird ſich dem- (t) Memoir. ſur le poulet. T. II. S. 130. (u) Ebendaſ. S. 192. 193.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/730>, abgerufen am 28.03.2024.