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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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III. Abschn. Die Luft.
an den Bekleidungen sieht, durch schlechte Leinwand, de-
ren Maschen man doch mit dem Auge messen kann, durch-
fliessen (s). So erhält eine Seifenblase zu ganzen Ta-
gen nicht nur die Luft inwendig, sondern sie widersteht
auch dem Gewichte der äussern umgebenden Luft. Es
dringt die Luft ferner nicht einmal aus den ganz kleinen
abgeschnittnen Schlagaederchen, wenn man sie nicht im
Wasser ausgewaschen (t). Die Luft nimmt endlich so-
gar die elektrische Materie nur langsam an, sie giebt sie
aber auch nur langsam, und nicht ohne Schwierigkeit,
wieder von sich (u).

§. 3.
Die Luft löset sich in der Flüßigkeit auf, oder sie
hängt sich an feste Körper an.

Die Luft findet gemeiniglich eben solche Schwierig-
keit, wenn sie sich mit flüßigen Körpern vermischt, und
sie dringt durch diese mit Mühe, und Trägheit (x). Wie
mühsam die Luft Wasser durchdringe, und wie schwer
sie sich mit diesem Elemente, wenn sie gleich vom Ge-
wichte des aufliegenden Wassers, angetrieben worden (y),
durchs Reiben vermischen lasse, hat Boerhaave gewie-
sen (z). Die Milch nimmt erst nach sechs Stunden die
Luft in sich, der Urin erst nach vier und zwanzig Stun-
den (a). So oft also grössere Luftblasen in eine Bluta-
der eingeblasen werden, erfolgt gemeiniglich der Tod so-
gleich, weil diese Blasen (b), indem sie, kraft des Um-

lau-
(s) [Spaltenumbruch] Ebenders. ebendas. S. 59.
(t) BECCARIA in dem sehr
sehönen Werke dell Elettricismo.
S. 190. 191.
(u) HAEES haemast. S. 140.
(x) BOERH angef. Ort. S.
505. Wolfs Versuche. T. I. n. 152.
167.
(y) [Spaltenumbruch] S. 506.
(z) MVSSCHENBR. diss.
S. 9. und 12. siehe S. 183.
(a) S. 443. 444. 445. 506.
(b) DIEBOLD de aere in liqu.
hum.
S. 10.

III. Abſchn. Die Luft.
an den Bekleidungen ſieht, durch ſchlechte Leinwand, de-
ren Maſchen man doch mit dem Auge meſſen kann, durch-
flieſſen (s). So erhaͤlt eine Seifenblaſe zu ganzen Ta-
gen nicht nur die Luft inwendig, ſondern ſie widerſteht
auch dem Gewichte der aͤuſſern umgebenden Luft. Es
dringt die Luft ferner nicht einmal aus den ganz kleinen
abgeſchnittnen Schlagaederchen, wenn man ſie nicht im
Waſſer ausgewaſchen (t). Die Luft nimmt endlich ſo-
gar die elektriſche Materie nur langſam an, ſie giebt ſie
aber auch nur langſam, und nicht ohne Schwierigkeit,
wieder von ſich (u).

§. 3.
Die Luft loͤſet ſich in der Fluͤßigkeit auf, oder ſie
haͤngt ſich an feſte Koͤrper an.

Die Luft findet gemeiniglich eben ſolche Schwierig-
keit, wenn ſie ſich mit fluͤßigen Koͤrpern vermiſcht, und
ſie dringt durch dieſe mit Muͤhe, und Traͤgheit (x). Wie
muͤhſam die Luft Waſſer durchdringe, und wie ſchwer
ſie ſich mit dieſem Elemente, wenn ſie gleich vom Ge-
wichte des aufliegenden Waſſers, angetrieben worden (y),
durchs Reiben vermiſchen laſſe, hat Boerhaave gewie-
ſen (z). Die Milch nimmt erſt nach ſechs Stunden die
Luft in ſich, der Urin erſt nach vier und zwanzig Stun-
den (a). So oft alſo groͤſſere Luftblaſen in eine Bluta-
der eingeblaſen werden, erfolgt gemeiniglich der Tod ſo-
gleich, weil dieſe Blaſen (b), indem ſie, kraft des Um-

lau-
(s) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. ebendaſ. S. 59.
(t) BECCARIA in dem ſehr
ſehoͤnen Werke dell Elettricismo.
S. 190. 191.
(u) HAEES haemaſt. S. 140.
(x) BOERH angef. Ort. S.
505. Wolfs Verſuche. T. I. n. 152.
167.
(y) [Spaltenumbruch] S. 506.
(z) MVSSCHENBR. diſſ.
S. 9. und 12. ſiehe S. 183.
(a) S. 443. 444. 445. 506.
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hum.
S. 10.
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[285/0291] III. Abſchn. Die Luft. an den Bekleidungen ſieht, durch ſchlechte Leinwand, de- ren Maſchen man doch mit dem Auge meſſen kann, durch- flieſſen (s). So erhaͤlt eine Seifenblaſe zu ganzen Ta- gen nicht nur die Luft inwendig, ſondern ſie widerſteht auch dem Gewichte der aͤuſſern umgebenden Luft. Es dringt die Luft ferner nicht einmal aus den ganz kleinen abgeſchnittnen Schlagaederchen, wenn man ſie nicht im Waſſer ausgewaſchen (t). Die Luft nimmt endlich ſo- gar die elektriſche Materie nur langſam an, ſie giebt ſie aber auch nur langſam, und nicht ohne Schwierigkeit, wieder von ſich (u). §. 3. Die Luft loͤſet ſich in der Fluͤßigkeit auf, oder ſie haͤngt ſich an feſte Koͤrper an. Die Luft findet gemeiniglich eben ſolche Schwierig- keit, wenn ſie ſich mit fluͤßigen Koͤrpern vermiſcht, und ſie dringt durch dieſe mit Muͤhe, und Traͤgheit (x). Wie muͤhſam die Luft Waſſer durchdringe, und wie ſchwer ſie ſich mit dieſem Elemente, wenn ſie gleich vom Ge- wichte des aufliegenden Waſſers, angetrieben worden (y), durchs Reiben vermiſchen laſſe, hat Boerhaave gewie- ſen (z). Die Milch nimmt erſt nach ſechs Stunden die Luft in ſich, der Urin erſt nach vier und zwanzig Stun- den (a). So oft alſo groͤſſere Luftblaſen in eine Bluta- der eingeblaſen werden, erfolgt gemeiniglich der Tod ſo- gleich, weil dieſe Blaſen (b), indem ſie, kraft des Um- lau- (s) Ebenderſ. ebendaſ. S. 59. (t) BECCARIA in dem ſehr ſehoͤnen Werke dell Elettricismo. S. 190. 191. (u) HAEES haemaſt. S. 140. (x) BOERH angef. Ort. S. 505. Wolfs Verſuche. T. I. n. 152. 167. (y) S. 506. (z) MVSSCHENBR. diſſ. S. 9. und 12. ſiehe S. 183. (a) S. 443. 444. 445. 506. (b) DIEBOLD de aere in liqu. hum. S. 10.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/291>, abgerufen am 28.03.2024.