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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VII. Ab. Ersch. d. leb. Geh. Die Empfind.
den andern Klassen der Thieren zeiget sich von solchen
Theilen, welche ohne Empfindung sind, ein weitläufti-
ges Feld. Swammerdamm beschreibt eine Schnecke,
an der die Haut, die Hörner und übrigen Theile des
Körpers steinig sind, die indessen das Thier, vermittelst
seiner Muskeln, nach Gefallen regieren kann [Spaltenumbruch] d.

§. 12.
Welche Theile eine Empfindung haben?

Wir haben bisher dieienigen Theile am menschli-
chen Körper erzählt, welche ohne Gefühl sind, und es
haben dem zu Folge die übrigen ein Gefühl, nämlich alle
Muskeln, und dieienigen Theile, deren Häute viele
Muskelfasern enthalten, und ich sage mit Fleiß viele,
weil man das Gefühl der Schlagadern e, in welchen
sich, wiewol wenige Muskelfasern, befinden, schwerlich
bemerken wird. Jch bescheide mich leicht, daß man
mit den Schlagadern zugleich auch Nerven unterbinden
könne, und auch wirklich oft unterbinde, und daher er-
kläre ich eben, das stumpfe Gefühl, welches, wie ich
lese, an Gliedern, deren Pulsader schmerzhaft, und
im Gefühle stumpf werden kann f. Es ist aber leicht
im Unterbinden der Schlagadern, die Nerven zu scho-
nen, und alsdenn lassen sich die Schlagadern ohne allen
Schmerz binden. Jch habe dieses mehr, als einmal
mit Augen gesehen, ob ich es gleich nicht allezeit in mei-
ne Anmerkungen eingetragen, und es bestätigt der be-
rümte Fontana g diese Sache ebenfalls.

Es haben ferner die Membranen, nach Proportion
der Nerven, als deren viele durch die Membranen lau-
fen, z. E. die Haut, die mit der Haut in eins fortge-
[Spaltenumbruch] f*)

hende
d Bibl. nat. p. 172. 179.
e L. 2. p. 70.
f Piso de circul. sang. Laghi.
g Ep. 2. exp. 43. 44. 45. Poute-
au
obs. p.
74.
f*) G. v. Swieten Comm. n. 154.
F f 5

VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
den andern Klaſſen der Thieren zeiget ſich von ſolchen
Theilen, welche ohne Empfindung ſind, ein weitlaͤufti-
ges Feld. Swammerdamm beſchreibt eine Schnecke,
an der die Haut, die Hoͤrner und uͤbrigen Theile des
Koͤrpers ſteinig ſind, die indeſſen das Thier, vermittelſt
ſeiner Muskeln, nach Gefallen regieren kann [Spaltenumbruch] d.

§. 12.
Welche Theile eine Empfindung haben?

Wir haben bisher dieienigen Theile am menſchli-
chen Koͤrper erzaͤhlt, welche ohne Gefuͤhl ſind, und es
haben dem zu Folge die uͤbrigen ein Gefuͤhl, naͤmlich alle
Muskeln, und dieienigen Theile, deren Haͤute viele
Muskelfaſern enthalten, und ich ſage mit Fleiß viele,
weil man das Gefuͤhl der Schlagadern e, in welchen
ſich, wiewol wenige Muskelfaſern, befinden, ſchwerlich
bemerken wird. Jch beſcheide mich leicht, daß man
mit den Schlagadern zugleich auch Nerven unterbinden
koͤnne, und auch wirklich oft unterbinde, und daher er-
klaͤre ich eben, das ſtumpfe Gefuͤhl, welches, wie ich
leſe, an Gliedern, deren Pulsader ſchmerzhaft, und
im Gefuͤhle ſtumpf werden kann f. Es iſt aber leicht
im Unterbinden der Schlagadern, die Nerven zu ſcho-
nen, und alsdenn laſſen ſich die Schlagadern ohne allen
Schmerz binden. Jch habe dieſes mehr, als einmal
mit Augen geſehen, ob ich es gleich nicht allezeit in mei-
ne Anmerkungen eingetragen, und es beſtaͤtigt der be-
ruͤmte Fontana g dieſe Sache ebenfalls.

Es haben ferner die Membranen, nach Proportion
der Nerven, als deren viele durch die Membranen lau-
fen, z. E. die Haut, die mit der Haut in eins fortge-
[Spaltenumbruch] f*)

hende
d Bibl. nat. p. 172. 179.
e L. 2. p. 70.
f Piſo de circul. ſang. Laghi.
g Ep. 2. exp. 43. 44. 45. Poute-
au
obſ. p.
74.
f*) G. v. Swieten Comm. n. 154.
F f 5
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[457/0493] VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind. den andern Klaſſen der Thieren zeiget ſich von ſolchen Theilen, welche ohne Empfindung ſind, ein weitlaͤufti- ges Feld. Swammerdamm beſchreibt eine Schnecke, an der die Haut, die Hoͤrner und uͤbrigen Theile des Koͤrpers ſteinig ſind, die indeſſen das Thier, vermittelſt ſeiner Muskeln, nach Gefallen regieren kann d. §. 12. Welche Theile eine Empfindung haben? Wir haben bisher dieienigen Theile am menſchli- chen Koͤrper erzaͤhlt, welche ohne Gefuͤhl ſind, und es haben dem zu Folge die uͤbrigen ein Gefuͤhl, naͤmlich alle Muskeln, und dieienigen Theile, deren Haͤute viele Muskelfaſern enthalten, und ich ſage mit Fleiß viele, weil man das Gefuͤhl der Schlagadern e, in welchen ſich, wiewol wenige Muskelfaſern, befinden, ſchwerlich bemerken wird. Jch beſcheide mich leicht, daß man mit den Schlagadern zugleich auch Nerven unterbinden koͤnne, und auch wirklich oft unterbinde, und daher er- klaͤre ich eben, das ſtumpfe Gefuͤhl, welches, wie ich leſe, an Gliedern, deren Pulsader ſchmerzhaft, und im Gefuͤhle ſtumpf werden kann f. Es iſt aber leicht im Unterbinden der Schlagadern, die Nerven zu ſcho- nen, und alsdenn laſſen ſich die Schlagadern ohne allen Schmerz binden. Jch habe dieſes mehr, als einmal mit Augen geſehen, ob ich es gleich nicht allezeit in mei- ne Anmerkungen eingetragen, und es beſtaͤtigt der be- ruͤmte Fontana g dieſe Sache ebenfalls. Es haben ferner die Membranen, nach Proportion der Nerven, als deren viele durch die Membranen lau- fen, z. E. die Haut, die mit der Haut in eins fortge- hende f*) d Bibl. nat. p. 172. 179. e L. 2. p. 70. f Piſo de circul. ſang. Laghi. g Ep. 2. exp. 43. 44. 45. Poute- au obſ. p. 74. f*) G. v. Swieten Comm. n. 154. F f 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/493>, abgerufen am 18.04.2024.