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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VII. Ab. Ersch. d. leb. Geh. Die Empfind.
in einer zahlreichen Menge von Versuchen an lebendigen
Menschen, die so genannte Achillessehne [Spaltenumbruch] d, oder den
Ausdehner der Schienröhre e, oder des Zwergfells f,
die Sehnen der schiefen Bauchmuskeln g, oder anderer
Muskeln h, entblößt, geschnitten, gestochen, gebrandt
und mit chymischen Giften, auch so gar an wilden Thieren,
als den Hunden und Katzen [Spaltenumbruch] i, berührt. Es hat das
Thier niemals in so vielen Versuchen einen Laut von sich
gegeben, niemals den Fuß zurücke gezogen, niemals von
der Wunde gehinkt k, noch zu springen aufgehört, und
es sind endlich auch die Wunden einer halbdurchschnitte-
nen Sehne, ohne irgend einige Zufälle, eben so leicht,
als eine Hautwunde, wieder zusammengeheilet l.

Doch ich habe auch bei dem Menschen selbst keinen
andern Erfolg gesehen, wenn ich bei Gelegenheit eines
günstigen Zufalls die erste Sehne des langen Rückenbeu-
gers, und zwar wieder mein Vermuthen, die Berüh-
rung des sehr heissen Terpentinöls, der geschabten Lein-
wand und des Suchers ohne Umstände erdulden sahe.
Jch habe eben dieses angemerkt, da ich eines vorneh-
men Jünglings Biegesehnen des Fingers m, ohne dem-
selben den geringsten Schmerzen zu machen, mit der
Zwickzange zusammen drückte n.

Jch habe dieses im Frühlinge des Jahrs 1752 der
königlichen Gesellschaft zu Göttingen vorgelesen o, und
es ist dieses kurz darauf in die Abhandlungen der Pariser
Akademie p mit eingerückt worden.

Es
d Exp. 1--6. 10. 12 -- 18. 22.
23. 26.
e Exp. 8. 11. 16. 17. 19. 20. 21.
21. 25. 27.
f Exp. 10.
g Exp. 28.
h Exp. 9.
i Exp. 1. 2. 4.
k Exp. 14. 15. 16. 17. 20. 22. u. s. f.
l Exp. 22. 23. 26.
m Exp. 29.
n Exp. 30.
o Comm. T. 2.
p Hist. de l' Acad. 1753.
H. Phisiol. 4. B. E e

VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
in einer zahlreichen Menge von Verſuchen an lebendigen
Menſchen, die ſo genannte Achillesſehne [Spaltenumbruch] d, oder den
Ausdehner der Schienroͤhre e, oder des Zwergfells f,
die Sehnen der ſchiefen Bauchmuskeln g, oder anderer
Muskeln h, entbloͤßt, geſchnitten, geſtochen, gebrandt
und mit chymiſchen Giften, auch ſo gar an wilden Thieren,
als den Hunden und Katzen [Spaltenumbruch] i, beruͤhrt. Es hat das
Thier niemals in ſo vielen Verſuchen einen Laut von ſich
gegeben, niemals den Fuß zuruͤcke gezogen, niemals von
der Wunde gehinkt k, noch zu ſpringen aufgehoͤrt, und
es ſind endlich auch die Wunden einer halbdurchſchnitte-
nen Sehne, ohne irgend einige Zufaͤlle, eben ſo leicht,
als eine Hautwunde, wieder zuſammengeheilet l.

Doch ich habe auch bei dem Menſchen ſelbſt keinen
andern Erfolg geſehen, wenn ich bei Gelegenheit eines
guͤnſtigen Zufalls die erſte Sehne des langen Ruͤckenbeu-
gers, und zwar wieder mein Vermuthen, die Beruͤh-
rung des ſehr heiſſen Terpentinoͤls, der geſchabten Lein-
wand und des Suchers ohne Umſtaͤnde erdulden ſahe.
Jch habe eben dieſes angemerkt, da ich eines vorneh-
men Juͤnglings Biegeſehnen des Fingers m, ohne dem-
ſelben den geringſten Schmerzen zu machen, mit der
Zwickzange zuſammen druͤckte n.

Jch habe dieſes im Fruͤhlinge des Jahrs 1752 der
koͤniglichen Geſellſchaft zu Goͤttingen vorgeleſen o, und
es iſt dieſes kurz darauf in die Abhandlungen der Pariſer
Akademie p mit eingeruͤckt worden.

Es
d Exp. 1—6. 10. 12 — 18. 22.
23. 26.
e Exp. 8. 11. 16. 17. 19. 20. 21.
21. 25. 27.
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H. Phiſiol. 4. B. E e
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[433/0469] VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind. in einer zahlreichen Menge von Verſuchen an lebendigen Menſchen, die ſo genannte Achillesſehne d, oder den Ausdehner der Schienroͤhre e, oder des Zwergfells f, die Sehnen der ſchiefen Bauchmuskeln g, oder anderer Muskeln h, entbloͤßt, geſchnitten, geſtochen, gebrandt und mit chymiſchen Giften, auch ſo gar an wilden Thieren, als den Hunden und Katzen i, beruͤhrt. Es hat das Thier niemals in ſo vielen Verſuchen einen Laut von ſich gegeben, niemals den Fuß zuruͤcke gezogen, niemals von der Wunde gehinkt k, noch zu ſpringen aufgehoͤrt, und es ſind endlich auch die Wunden einer halbdurchſchnitte- nen Sehne, ohne irgend einige Zufaͤlle, eben ſo leicht, als eine Hautwunde, wieder zuſammengeheilet l. Doch ich habe auch bei dem Menſchen ſelbſt keinen andern Erfolg geſehen, wenn ich bei Gelegenheit eines guͤnſtigen Zufalls die erſte Sehne des langen Ruͤckenbeu- gers, und zwar wieder mein Vermuthen, die Beruͤh- rung des ſehr heiſſen Terpentinoͤls, der geſchabten Lein- wand und des Suchers ohne Umſtaͤnde erdulden ſahe. Jch habe eben dieſes angemerkt, da ich eines vorneh- men Juͤnglings Biegeſehnen des Fingers m, ohne dem- ſelben den geringſten Schmerzen zu machen, mit der Zwickzange zuſammen druͤckte n. Jch habe dieſes im Fruͤhlinge des Jahrs 1752 der koͤniglichen Geſellſchaft zu Goͤttingen vorgeleſen o, und es iſt dieſes kurz darauf in die Abhandlungen der Pariſer Akademie p mit eingeruͤckt worden. Es d Exp. 1—6. 10. 12 — 18. 22. 23. 26. e Exp. 8. 11. 16. 17. 19. 20. 21. 21. 25. 27. f Exp. 10. g Exp. 28. h Exp. 9. i Exp. 1. 2. 4. k Exp. 14. 15. 16. 17. 20. 22. u. ſ. f. l Exp. 22. 23. 26. m Exp. 29. n Exp. 30. o Comm. T. 2. p Hiſt. de l’ Acad. 1753. H. Phiſiol. 4. B. E e

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/469>, abgerufen am 16.04.2024.