Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Abschnitt. Die Muthmassungen.
den [Spaltenumbruch] x. Es mache aber die Spannung und das von
dieser Spannung herrührende Zusammenziehen an diesen
Wärzgen, den eigentlichen Schmerz aus y.

Hierauf theilte der berümte Newton, und nach
ihm David Hartley das Geschäfte zwischen dem festen
Marke der Nerven und dem Aether aus, und es sollten
von den Körpern, die Empfindungen machen, im Aether
Schwingungen, vermittelst der gegenseitigen Wirksam-
keit des Aethers und der Nerven, entstehen, und es
sollten sowohl die Aethers als die Nerven von diesem
Stosse, den das Obiekt des Sinnes hervorbringt, in
Bewegung gesetzt werden. Daher komme es nun, daß
im Aether einige Verdichtung vorgehe, daß seine Theile
zittern, wie die Luft bei einem lebhaften Schalle zu zirtern
pflegt, und von diesem Zittern würden die kleinsten
Marktheilgen zu einer gleichzeitigen Schwingung veran-
laßt, so wie harte Körper von der klingenden Luft zum
Zittern gebracht werden z.

Es könne aber geschehen, daß auch die allerklein-
sten Theilgen der Nerven, unmittelbar von der sinnli-
chen Sache getroffen werden, und daß diese Bewegung
von dem Aether weiter unterhalten, und folglich diese
Schwingung bis zum Gehirn hinauf gebracht werde a,
indem der Aether, welcher leichtlich zittre, elastisch sei,
sich zusammen drücken lasse, in den Poris höchst verdünnt,
an der Oberfläche dagegen schon viel dichter sei b, wenn
er folglich getroffen werde, die Bebungen in dem Ner-
venmarke wiederholen könne.

Es verbanden andere berümte Männer die Zitterun-
gen der Nervenhäute, mit einem Nervensafte, und sie
sagen, daß die Bewegung dieser Geister, von der

Schwin-
x p. 104.
y p. 103.
z p. 21. 22. Schwingungen ei-
nes ätherischen Mittels nennt es
[Spaltenumbruch] bereits G. Cheyne englisch Malady
p.
88. 89.
a p. 22.
b Prop. 5.
N n 3

VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
den [Spaltenumbruch] x. Es mache aber die Spannung und das von
dieſer Spannung herruͤhrende Zuſammenziehen an dieſen
Waͤrzgen, den eigentlichen Schmerz aus y.

Hierauf theilte der beruͤmte Newton, und nach
ihm David Hartley das Geſchaͤfte zwiſchen dem feſten
Marke der Nerven und dem Aether aus, und es ſollten
von den Koͤrpern, die Empfindungen machen, im Aether
Schwingungen, vermittelſt der gegenſeitigen Wirkſam-
keit des Aethers und der Nerven, entſtehen, und es
ſollten ſowohl die Aethers als die Nerven von dieſem
Stoſſe, den das Obiekt des Sinnes hervorbringt, in
Bewegung geſetzt werden. Daher komme es nun, daß
im Aether einige Verdichtung vorgehe, daß ſeine Theile
zittern, wie die Luft bei einem lebhaften Schalle zu zirtern
pflegt, und von dieſem Zittern wuͤrden die kleinſten
Marktheilgen zu einer gleichzeitigen Schwingung veran-
laßt, ſo wie harte Koͤrper von der klingenden Luft zum
Zittern gebracht werden z.

Es koͤnne aber geſchehen, daß auch die allerklein-
ſten Theilgen der Nerven, unmittelbar von der ſinnli-
chen Sache getroffen werden, und daß dieſe Bewegung
von dem Aether weiter unterhalten, und folglich dieſe
Schwingung bis zum Gehirn hinauf gebracht werde a,
indem der Aether, welcher leichtlich zittre, elaſtiſch ſei,
ſich zuſammen druͤcken laſſe, in den Poris hoͤchſt verduͤnnt,
an der Oberflaͤche dagegen ſchon viel dichter ſei b, wenn
er folglich getroffen werde, die Bebungen in dem Ner-
venmarke wiederholen koͤnne.

Es verbanden andere beruͤmte Maͤnner die Zitterun-
gen der Nervenhaͤute, mit einem Nervenſafte, und ſie
ſagen, daß die Bewegung dieſer Geiſter, von der

Schwin-
x p. 104.
y p. 103.
z p. 21. 22. Schwingungen ei-
nes aͤtheriſchen Mittels nennt es
[Spaltenumbruch] bereits G. Cheyne engliſch Malady
p.
88. 89.
a p. 22.
b Prop. 5.
N n 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0601" n="565"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Die Muthma&#x017F;&#x017F;ungen.</hi></fw><lb/>
den <cb/>
<note place="foot" n="x"><hi rendition="#aq">p.</hi> 104.</note>. Es mache aber die Spannung und das von<lb/>
die&#x017F;er Spannung herru&#x0364;hrende Zu&#x017F;ammenziehen an die&#x017F;en<lb/>
Wa&#x0364;rzgen, den eigentlichen Schmerz aus <note place="foot" n="y"><hi rendition="#aq">p.</hi> 103.</note>.</p><lb/>
            <p>Hierauf theilte der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Newton,</hi> und nach<lb/>
ihm David <hi rendition="#fr">Hartley</hi> das Ge&#x017F;cha&#x0364;fte zwi&#x017F;chen dem fe&#x017F;ten<lb/>
Marke der Nerven und dem Aether aus, und es &#x017F;ollten<lb/>
von den Ko&#x0364;rpern, die Empfindungen machen, im Aether<lb/>
Schwingungen, vermittel&#x017F;t der gegen&#x017F;eitigen Wirk&#x017F;am-<lb/>
keit des Aethers und der Nerven, ent&#x017F;tehen, und es<lb/>
&#x017F;ollten &#x017F;owohl die Aethers als die Nerven von die&#x017F;em<lb/>
Sto&#x017F;&#x017F;e, den das Obiekt des Sinnes hervorbringt, in<lb/>
Bewegung ge&#x017F;etzt werden. Daher komme es nun, daß<lb/>
im Aether einige Verdichtung vorgehe, daß &#x017F;eine Theile<lb/>
zittern, wie die Luft bei einem lebhaften Schalle zu zirtern<lb/>
pflegt, und von die&#x017F;em Zittern wu&#x0364;rden die klein&#x017F;ten<lb/>
Marktheilgen zu einer gleichzeitigen Schwingung veran-<lb/>
laßt, &#x017F;o wie harte Ko&#x0364;rper von der klingenden Luft zum<lb/>
Zittern gebracht werden <note place="foot" n="z"><hi rendition="#aq">p.</hi> 21. 22. Schwingungen ei-<lb/>
nes a&#x0364;theri&#x017F;chen Mittels nennt es<lb/><cb/>
bereits <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">G. Cheyne</hi> engli&#x017F;ch Malady<lb/>
p.</hi> 88. 89.</note>.</p><lb/>
            <p>Es ko&#x0364;nne aber ge&#x017F;chehen, daß auch die allerklein-<lb/>
&#x017F;ten Theilgen der Nerven, unmittelbar von der &#x017F;innli-<lb/>
chen Sache getroffen werden, und daß die&#x017F;e Bewegung<lb/>
von dem Aether weiter unterhalten, und folglich die&#x017F;e<lb/>
Schwingung bis zum Gehirn hinauf gebracht werde <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">p.</hi> 22.</note>,<lb/>
indem der Aether, welcher leichtlich zittre, ela&#x017F;ti&#x017F;ch &#x017F;ei,<lb/>
&#x017F;ich zu&#x017F;ammen dru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;e, in den Poris ho&#x0364;ch&#x017F;t verdu&#x0364;nnt,<lb/>
an der Oberfla&#x0364;che dagegen &#x017F;chon viel dichter &#x017F;ei <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Prop.</hi> 5.</note>, wenn<lb/>
er folglich getroffen werde, die Bebungen in dem Ner-<lb/>
venmarke wiederholen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <p>Es verbanden andere beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner die Zitterun-<lb/>
gen der Nervenha&#x0364;ute, mit einem Nerven&#x017F;afte, und &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;agen, daß die Bewegung die&#x017F;er Gei&#x017F;ter, von der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Schwin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[565/0601] VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen. den x. Es mache aber die Spannung und das von dieſer Spannung herruͤhrende Zuſammenziehen an dieſen Waͤrzgen, den eigentlichen Schmerz aus y. Hierauf theilte der beruͤmte Newton, und nach ihm David Hartley das Geſchaͤfte zwiſchen dem feſten Marke der Nerven und dem Aether aus, und es ſollten von den Koͤrpern, die Empfindungen machen, im Aether Schwingungen, vermittelſt der gegenſeitigen Wirkſam- keit des Aethers und der Nerven, entſtehen, und es ſollten ſowohl die Aethers als die Nerven von dieſem Stoſſe, den das Obiekt des Sinnes hervorbringt, in Bewegung geſetzt werden. Daher komme es nun, daß im Aether einige Verdichtung vorgehe, daß ſeine Theile zittern, wie die Luft bei einem lebhaften Schalle zu zirtern pflegt, und von dieſem Zittern wuͤrden die kleinſten Marktheilgen zu einer gleichzeitigen Schwingung veran- laßt, ſo wie harte Koͤrper von der klingenden Luft zum Zittern gebracht werden z. Es koͤnne aber geſchehen, daß auch die allerklein- ſten Theilgen der Nerven, unmittelbar von der ſinnli- chen Sache getroffen werden, und daß dieſe Bewegung von dem Aether weiter unterhalten, und folglich dieſe Schwingung bis zum Gehirn hinauf gebracht werde a, indem der Aether, welcher leichtlich zittre, elaſtiſch ſei, ſich zuſammen druͤcken laſſe, in den Poris hoͤchſt verduͤnnt, an der Oberflaͤche dagegen ſchon viel dichter ſei b, wenn er folglich getroffen werde, die Bebungen in dem Ner- venmarke wiederholen koͤnne. Es verbanden andere beruͤmte Maͤnner die Zitterun- gen der Nervenhaͤute, mit einem Nervenſafte, und ſie ſagen, daß die Bewegung dieſer Geiſter, von der Schwin- x p. 104. y p. 103. z p. 21. 22. Schwingungen ei- nes aͤtheriſchen Mittels nennt es bereits G. Cheyne engliſch Malady p. 88. 89. a p. 22. b Prop. 5. N n 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/601
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/601>, abgerufen am 28.03.2024.